Hattingen. Gebrechen machen das Leben von Senioren in der eigenen Wohnung oftmals schwer. In Hattingen gibt es aber für sie eine Vielzahl an Hilfen.

Meist fängt es mit einem Zipperlein an, die den Alltag älterer Menschen hier und da beeinträchtigen. Folgen aber darauf starke Gebrechen, wird mitunter das Leben in der eigenen Wohnung beschwerlich. Da drängt sich Senioren unweigerlich die Frage auf, wie es für sie weitergeht. Sollen sie umziehen – doch welche Alternativen gibt es? Oder umbauen – aber wie soll das gehen? Wir haben einige Fragen und Antworten zusammengestellt.

Wo gibt es erste Informationen über altersgerechte Wohnungen?

Wenn man über Jahrzehnte in derselben Wohnung, demselben Haus gelebt hat, fällt es schwer, sich von dem liebgewonnenen Heim zu trennen. Doch es gibt eine Reihe von Menschen, die sich nach Neuem umschauen, wissen das Seniorenbüro und die Abteilung Wohnen der Stadt weiterhelfen können.

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Wöchentlich gehen mehrere Anfragen von Senioren ein, die die Zeit für einen Umzug gekommen sehen. Wollten sie bleiben, wäre ein Umbau unumgänglich, doch der scheint ihnen viel zu aufwendig zu sein. Mitunter möchten sich die Leute auch schlichtweg kleiner setzen, der große Garten, die vielen Etagen, es wird einfach alles zu viel angesichts der angeschlagenen Gesundheit.

Zum Team des Seniorenbüros gehören (v.l.) Birgit Steenmann, Anja Schuster, Tanja Meis (Leitung) und Sabine Werner.
Zum Team des Seniorenbüros gehören (v.l.) Birgit Steenmann, Anja Schuster, Tanja Meis (Leitung) und Sabine Werner. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Kann die Wohnberatung konkrete Adressen nennen?

Konkrete Adressen von altersgerechten Wohnungen und deren Anbieter kann die Stadt Hattingen allerdings nur dann nennen, wenn öffentlich geförderte Wohnungen gewünscht sind, sagt Stadtsprecherin Jessica Krystek. Rund 100 Wohnungen stehen in Hattingen zur Verfügung, wobei sich Interessenten an die Vermieter wenden müssen, ob noch etwas frei ist. Zwingend erforderlich ist immer ein Wohnberechtigungsschein.

Und wenn man keinen solchen Schein hat?

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Wer einen solchen Schein nicht besitzt, der kann sich, wie die Wohnberatung es auch nahelegt, an heimische Wohnungsbaugesellschaften wenden. Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren einen Teil ihrer Bestände entsprechend angepasst.

Wie sehen die Angebote der HWG und Gartenstadt Hüttenau konkret aus?

So hat beispielsweise die HWG inzwischen 200 Wohnungen barrierefrei umgestaltet, 400 sind barrierearm. Letzteres bedeutet, dass es in der Wohnung lediglich eine Stufe gibt. Zudem hat die Genossenschaft die Bäder von 80 Mietern so eingerichtet, dass sie diese auch weiterhin nutzen können: Vornehmlich ließ das Unternehmen bodengleiche Duschen oder Haltegriffe einbauen.

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Auf der Homepage können sich Interessierte erkundigen, ob von den umgebauten Wohnungen derzeit welche zu haben sind, sagt Abteilungsleiter Christoph Wiesmann. Barrierearm: Das sind bei Gartenstadt Hüttenau 192 von über 1100 Wohnungen, barrierefreien Zugang haben 42 Domizile. Im Bestand hat die Gesellschaft zudem auch 31 Mal betreutes Wohnen, so Vorstand Roland Himmel.

In Hattingen gibt es aber auch die Vonovia oder die LEG. Wie halten die es mit der Barrierefreiheit?

Die Vonovia hat von ihren 976 Wohnungen inzwischen 167 mit barrierearmen Elementen, beispielsweise im Bad oder in Form von Bodenbelägen. Bei den Neuvermietungen haben die umgemodelten Wohnungen inzwischen einen Anteil von 40 Prozent. Allerdings sind sie keineswegs auch barrierefrei erreichbar, das lässt die Bauweise der oftmals schon älteren Häuser nicht zu. „Auf Anfrage versuchen wir Interessenten passend zu versorgen“, so Sprecherin Bettina Benner.

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Die LEG mit ihren 800 Wohnungen bietet Mietern die Möglichkeit, die Räume altersgerecht anzupassen. Auf Wunsch lässt das Unternehmen Türschwellen entfernen oder höhere WCs einbauen. Zudem kommt die Gesellschaft einem steigenden Sicherheitsbedürfnis älterer Menschen entgegen und montiert Schlösser an Türen und Fenster.

Wo findet man Hilfen, um die eigene Wohnung seniorengerecht umzuwandeln?

Bei dem Team des Seniorenbüros melden sich aber auch Menschen, die ihre Wohnung gerne auf altersgerecht trimmen wollen. „Da dreht es sich vornehmlich um den Umbau von Duschen und Toiletten oder auch um Treppenstufen, die hinderlich sind“, sagt Mitarbeiterin Tanja Meis. Dem überwiegenden Teil aller Ratsuchendem empfiehlt sie, sich mit dem Kompetenzzentrum Barrierefreiheit Volmarstein in Verbindung zu setzen.

Hans-Werner Geburek, Leiter des Kompetenzzentrums Barrierefreiheit Volmarstein, kann den Besuchern dort die unterschiedlichen Techniken und Neuheiten vorstellen, die den Alltag einfacher machen.
Hans-Werner Geburek, Leiter des Kompetenzzentrums Barrierefreiheit Volmarstein, kann den Besuchern dort die unterschiedlichen Techniken und Neuheiten vorstellen, die den Alltag einfacher machen. © Kompetenzzentrum Barrierefreheit Volmarstein

Welche Anfragen richten die älteren Menschen an die Wohnberater in Volmarstein?

Gut zwei Drittel aller Anfragen haben mit Änderungen im Badezimmer zu tun, sagt Wohnberater Hans-Werner Geburek. Da möchte jemand eine Badewanne zugunsten einer bodengleichen Dusche austauschen und rutschfeste Fliesen verlegen lassen. Ein anderer Bürger will wissen, welcher Haltegriff sich am besten im Badezimmer eignet. Oder ein Mieter ist nach einem Schlaganfall an den Rollstuhl gebunden und möchte nun, nach Rücksprache mit dem Vermieter, die Dusche verbreitern lassen. „Wir gehen dann die einzelnen Schritte durch, und überlegen, was zu tun ist“, sagt der 61-Jährige. Der Umbau selber sei selbstverständlich Sache eines Sanitärinstallateurs.

Wie sieht es mit finanzieller Unterstützung aus?

Unterstützung können Hans-Werner Geburek und seine Kollegin Hanja Laumann zudem bieten, um an Zuschüsse zu gelangen. Denn ab Pflegegrad 1 steht den Betroffenen eine jährliche Pauschale von bis zu 4000 Euro zu. Bei dem Ausfüllen der Formulare hilft Geburek weiter. Er kommt zudem auf Wunsch auch selbst in die Wohnung, um sich die Situation vor Ort anzuschauen und Tipps zu geben. Falls erforderlich bleibt es auch nicht nur bei einem Termin. Im letzten Jahr war der Leiter 236 Mal vor Ort, also an fast jedem Arbeitstag.

Gibt es auch die Möglichkeit, Beratung vor Ort, in der eigenen Wohnung zu bekommen?

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Durchaus. Wenn Hans-Werner Geburek zu den Leuten rausfährt, kann es auch um den Umbau einer Küche gehen, die in ihrer Höhe runtergesetzt werden soll. Der Besitzer ist mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesen und kommt mit den bisherigen Maßen nicht mehr klar. „In einer anderen Wohnung möchten die Mieter eine Rampe einbauen, die bestehende Treppe ist ihnen im Weg“, erzählt Geburek aus seinem Alltag. In Hattingen hat er einmal Arbeiten an einem Balkon begleitet, der seither über eine Hebebühne verfügt. „Der Mieter, ein Rollstuhlfahrer, wäre sonst nicht mehr aus seiner Wohnung gekommen.“

Gibt es auch die Chance, einen Überblick über die Hilfsmittel für Senioren zu bekommen?

Das Kompetenzzentrum zeigt, wie nun eine barrierefreie Musterwohnung aussehen kann, erklärt Geburek. Die Ausstellung dort sei entsprechend ausgestattet und „zugleich können die Besucher noch eine Vielzahl weiterer nützlicher Hilfsmittel kennenlernen“. Das fängt bei einer Einstiegshilfe für die Badewanne an, geht weiter mit unterschiedlichen Treppenlifts und reicht bis zum sogenannten Parkisonlöffel. Elektronisch gesteuert sorgt er dafür, dass trotz zitternder Hände ein Betroffener beispielsweise eine Suppe essen kann.