Hattingen. In Hattingen sind die Zahlen der Wohnungseinbrüche und der Straßenkriminalität deutlich gestiegen. Das rät nun die Polizei den Bürgern.
Einen traurigen Spitzenwert nimmt Hattingen bei der Straßenkriminalität ein und zugleich ist die Zahl der Wohnungseinbrüche deutlich gestiegen. Beides geht aus der Statistik hervor, die die Polizei im EN-Kreis jetzt für das Jahr 2022 vorgestellt hat.
Ende der Corona-Maßnahmen hat Folgen
Danach gab es im vergangenen Jahr 602 Straftaten, bei denen Menschen auf offener Straße bestohlen oder Opfer von Raub oder Gewalt wurden. Das sind 45 Fälle mehr als noch 2021 und zugleich liegt Hattingen mit der Gesamtzahl deutlich über Gevelsberg, das mit 441 Taten die zweithöchste Rate aufweist. Die dritthöchste Quote hat Schwelm mit 384 Fällen.
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In der ansteigenden Kurve spiegelt sich nach Aussagen von Kriminalrat André Pieper die Aufhebung von Corona-Maßnahmen wider. „In den Fußgängerzonen sind wieder viel mehr Menschen unterwegs, zugleich wächst die Anzahl von Festen und Feiern“. Damit eröffnen sich für Täter eben auch deutlich mehr Gelegenheiten, so der Chef der Direktion Kriminalität.
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Straftaten steigen um 16 Prozent
Rechnet die Polizei alle Straftaten im EN-Kreis zusammen, ergibt sich für 2022 ein Plus von 16 Prozent. Statt 11.109 wie noch 2021 waren es im vergangenen Jahr 12.889. Dennoch liegt der Kreis damit noch unter dem höchsten Wert in jüngster Zeit. 15456 waren es 2017.
Werden die Fallzahlen auf die Bevölkerungszahlen der Städte umgerechnet, zeigt sich, dass Hattingen im Mittelfeld liegt. Hier führt Gevelsberg die Tabelle an, gefolgt von Schwelm und Ennepetal.
Um die Sicherheit älterer Menschen zu erhöhen, will die Polizei die Anzahl von Infoveranstaltungen steigern, eine App entwickeln und einige Bürger zu Seniorenlotsen schulen. Sie sollen
Die Polizei starte auch wieder vermehrt Infokampagnen unter dem Motto „Augen auf, Taschen zu“, damit die Bürger Vorsicht walten lassen. Verstärkte Präsenz von Streifenpolizisten seien allerdings Grenzen gesetzt, da die Einsatzkräfte gerade in Hattingen durch andere Aufgaben wie die Begleitung andauernder Demos zeitlich stark belastet seien.
Polizei verteilt Hinweiszettel an Hauseigentümer
Deutlich zugenommen haben im gesamten Kreis, Hattingen eingeschlossen, zudem die Wohnungseinbrüche. Auch hier sieht Pieper Zusammenhänge mit der Pandemie. Mit Beginn von Corona hielten sich die Leute weitestgehend zu Hause auf, die Einbruchszahlen gingen von 275 (2019) auf 173 (2021) zurück. Im vergangenen Jahr schnellten sie aber prompt nach oben und betrugen 302. Das Auf und Ab zeigt sich auch in Hattingen: 60 Taten verzeichnete die Statistik im vergangenen Jahr und damit 21 mehr als noch 2021. Eine starke Zunahme meldet die Polizei auch für Schwelm mit 50 Einbrüchen, ein Plus von 19, und Gevelsberg mit 45 (plus 24).
„Da wir wissen, wie folgenschwer Einbrüche für die Opfer sein können, die unter Umständen nicht mehr in ihrer Wohnung leben möchten, setzen wir auch hier in besonderem Maße auf Prävention“, betont Pieper. Neben Aktionswochen zum Thema Sicherheit im und ums Haus ermittele man auch besonders gefährdete Siedlungen. „Die Kollegen achten dort beispielsweise darauf, ob Dachfenster häufig geöffnet sind, und werfen einen entsprechenden Hinweiszettel sowie Infomaterial in den Postkasten“.
Eigene Ermittlungsgruppe befasst sich mit Kindesmissbrauch
Ein besonderes Augenmerk richtet die Polizei zudem auf die jüngste und die ältere Generation in der heimischen Bevölkerung.
Vor wenigen Jahren richtete sie eine eigene Ermittlungsgruppe ein, die sich mit sexuellem Missbrauch von Kindern, Nötigung und Verbreitung kinderpornografischer Schriften befasst. Die Zahl der aufgedeckten Straftaten stieg auf fast das Doppelte, von 300 auf 591. „Je mehr man hinschaut, desto mehr Fälle werden auch erkannt“, sagt Pieper. Der Anstieg liege aber auch daran, dass sich das Verhalten der Leute geändert habe und solche Taten mehr zur Anzeige gebracht würden.
Schließlich hat die Polizei auch in besonderem Maße die Senioren im Blick. Täter versuchen sie mit dem Enkeltrick oder Drohanrufen übers Ohr zu hauen. 32 Fälle tauchen in der Statistik für 2022 auf mit einem Gesamtschaden von rund 768.000 Euro. „Wir müssen aber eine deutlich höhere Dunkelziffer befürchten“, so der Kriminalrat.