Hattingen. Der Bau des umstrittenen Rewe in Hattingen startet. Das Unternehmen Lenk muss Umweltauflagen erfüllen. Im Mittelpunkt steht der Feuersalamander.
In der kommenden Woche starten die Arbeiten für den umstrittenen Rewe-Neubau in Winz-Baak. Dann rücken die Arbeiter an, um das Unterholz auf der inzwischen wild bewachsenen Brachfläche zurückzuschneiden und den Bau des Supermarktes vorzubereiten. Eine besondere Rolle spielen vor dem Baustart die Feuersalamander.
Immer wieder hatte es Hinweise von Anwohnern gegeben, dass im Baugebiet zwischen Denkmalstraße und Helenenweg die im Ruhrgebiet inzwischen seltenen Feuersalamander vorkommen. Dafür gibt es aus den Jahren 2010 bis 2019 auch Nachweise. Zwar ist der Feuersalamander keine sogenannte planungsrelevante Art, dennoch gilt ihm in den kommenden Wochen besondere Aufmerksamkeit.
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Für das Bauvorhaben gibt es bereits zahlreiche Gutachten – darunter auch ein landschaftspflegerischer Beitrag zu Artenschutz und Klimaauswirkungen. Dafür machten sich Experten schon 2020 an Regentagen im Mai und Juli auf die Suche nach dem Salamander. Obwohl dabei keine gefunden wurden, werden die Hinweise aus der Nachbarschaft ernst genommen.
51 Tierarten im Baubereich möglich
Wo jetzt der Rewe entstehen soll, gab es teilweise über Jahrzehnte Gärten, die inzwischen über die lange Planungszeit brachliegen. Für ein Gutachten zur Natur in dem Bereich, gab es Untersuchungen auf dem Grundstück. Zudem wurde das Fachinformationssystem des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz ausgewertet.
51 Tierarten, die potenziell im Baugebiet auftreten könnten, sind in diesem System verzeichnet. Darunter befinden sich 43 Vogelarten, fünf Fledermausarten, zwei Amphibienarten und eine Libellenart (Große Moosjungfer). Unter den Vogelarten befinden sich zahlreiche Greifvögel und Eulen wie verschiedene Falken, Habicht oder Mäusebussard, Waldkauz, Schleier- und Waldohreule.
Als Auflage für das Bauprojekt wird eine ökologische Baubegleitung eingesetzt. Die begleitet nun den Rückschnitt des Unterholzes und „soll Aufschluss über die vorhandene Population von Feuersalamandern und weiteren Tierbeständen auf dem Grundstück geben“, teilt Rewe Lenk mit. Das Zeitfenster dafür ist eng, denn Ende Februar, vor Beginn der Brutzeit, müssen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Eng zusammengearbeitet wird mit der Unteren Naturschutzbehörde des EN-Kreises. Mit ihr und der Stadt Hattingen werden gegebenenfalls nötige Maßnahmen abgestimmt. „Bei einer kleineren Population von bis zu zehn Tieren kann eine Umsetzung auf das nordwestlich des Baugrundstücks befindliche Waldareal erfolgen“, erklärt Kreissprecher Ingo Niemann.
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Werden mehr als zehn Feuersalamander gefunden, kann diese Fläche zu klein sein. Dann kann „eine Umsetzung auf eine andere für Salamander geeignete Fläche oder optional die Integration in eine bestehende Population angedacht werden“. Alle Salamander werden dokumentiert und insbesondere auf die Salamanderpest untersucht.
Das Bauvorhaben gefährden kann ein Fund von Feuersalamandern nicht. Denn auch wenn sie im Ruhrgebiet nur noch selten vorkommen, zählen sie grundsätzlich nicht zu den gefährdeten Arten.
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Um Klimaschutzaspekten Raum zu geben, sind mit dem Bau Maßnahmen verbunden, die den Verlust der Grünfläche minimieren und ausgleichen sollen. So bleiben im Randbereich Gehölze erhalten. Zudem ist eine extensive Begrünung der Dachfläche des Marktes geplant, die einer natürlich gewachsenen Fläche nahekommt, und eine Photovoltaikanlage soll für Energie sorgen. Am Bach muss eine Zone von mindestens fünf Metern frei von Bauarbeiten gehalten werden. Zudem ist festgelegt, dass am Rand des Parkplatzes Bäume und Sträucher gepflanzt werden müssen.
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Außerdem zahlt Lenk Geld für Ausgleichsmaßnahmen an die Stadt. Die können in der Regel nicht am selben Standort erfolgen. In diesem Fall hat die Stadt Hattingen die Kompensation im Bereich der Aue des Sprockhöveler Bachs teilweise schon umgesetzt. Statt Fichtenwald sollen hier unter anderem Laubgehölze wachsen und eine artenreiche Feuchtwiese entstehen.