Hattingen. Die Ansiedlung eines Rewe-Marktes in Hattingen bleibt umstritten. Die Winz-Baaker beurteilen den Nutzen unterschiedlich. Eine Straßenumfrage.
Rewe-Neubau im Rauendahl: Ein Thema, das die Bürger differenziert, aber auch sehr kontrovers diskutieren. Die WAZ fragte Bewohner und Kunden im Umkreis von Aldi, wie sie zu den Planungen stehen.
Die Lenk-Gruppe, die bereits Rewe-Märkte in Hattingen und Sprockhövel betreibt, will sich nun auch im Bereich Wuppertaler Straße, Denkmalstraße, Helenenweg ansiedeln. Baubeginn soll bereits im Februar 2023 sein. Dann sollen Bäume gerodet werden, um eine Verkaufsfläche von 1600 Quadratmetern zu schaffen.
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Eine Rewe-Filiale finden einige der Befragten an dem Standort zwar gut. Von einem Nahversorger könne aber keine Rede sein, da waren sich alle einig. Denn erstens gebe es Aldi, der ja gerade erst einen Neubau direkt gegenüber in Betrieb genommen hat, und zweitens habe der Platz, an dem Rewe bauen will, mit Nahversorgung nichts zu tun. Denn gerade die Bewohner aus dem Oberwinzerfeld, wo ja kein Lebensmittelgeschäft mehr zu finden ist, könnten zu Fuß auf keinen Fall zu Rewe. Dazu sei der Weg zu weit und – bepackt mit Einkäufen – zu beschwerlich.
Dagmara Fischer ist dann auch eher für einen Rewe-Markt im Bereich Mozartstraße. „Vor allem für ältere Leute fehlt ja dort ein Laden. Und wenn man frische Brötchen oder frisches Brot haben möchte, wird man bei Aldi nicht fündig. Das Sortiment ist zwar besser geworden, der Laden hat sich gemacht. Aber ich bin kein Freund von diesen Discounter-Backwaren. Da wäre ein richtiger Bäcker in einem Rewe-Geschäft schon eine Bereicherung“, sagt sie.
Wirklich gute Qualität gesucht
Eine richtig schöne Frischetheke hält sie aber auch im Rauendahl für gut. Bisher fährt sie entweder zu einem Bäcker nach Welper, wo ihre Mutter wohnt, oder nimmt den Weg nach Bochum-Linden in Kauf, um „wirklich gute Qualität“ zu bekommen. „Ja, das Fleisch bei Rewe ist wirklich super. Aber es ist ja auch deutlich teurer, als bei Aldi“, sagt Hans. Wenn durch die Konkurrenz die Preise fallen würde, dann fände er das eine gute Idee. Christian, mit dem er sich gerade vor Aldi unterhält, wiegelt ab. Er kommt gerade mit einer riesigen Tüte voller Brötchen aus dem Laden: „Ich brauch’ kein Rewe-Geschäft. Ich finde bei Aldi alles, was ich haben möchte“, sagt er.
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Lange Planungszeit und viele Proteste
Die Planungen für einen Rewe-Markt im Rauendahl laufen seit Jahren. Mittlerweile geht es um eine Verkaufsfläche von 1600 Quadratmetern. Geplant ist das neue Geschäft im Bereich zwischen Wuppertaler Straße, Denkmalstraße und Helenenweg.
Das Bauleitverfahren musste noch einmal geändert, konkrete Planung seit 2010 immer wieder verschoben werden. Im Februar 2023 könnte es soweit sein: Dann könnten die Bäume auf dem Gelände gefällt werden und die Bagger anrollen.
Im Vorfeld hatte es sehr viele Proteste und schriftliche Einwände gegeben, um die Zerstörung der Natur dort zu verhindern.
Ganz begeistert von einem Rewe-Laden wären Annerose und Wilfried Burchardt. „Hier ist ja überhaupt nichts mehr, kein Bäcker, keine Gaststätte, auch der beliebte Edeka-Laden, der Nahversorger in Winz-Baak, ist weg. Es sind ja hier alle Strukturen zerschlagen worden.“ Ein Rewe-Geschäft sei mit Sicherheit viel Wert. Es gebe dort bessere Qualität an Lebensmitteln. „Auch Gemüse, selbst die Tiefkühlkost ist dort hochwertiger. Allerdings muss man ja dann auch dorthin mit einem Auto fahren. Und dafür müsste die Natur zerstört werden, das wäre wirklich schade“, findet sie.
Vanessa Klepatz und Nico Schwarz kommen gerade von Aldi – bepackt mit Lebensmitteln, die die beiden lose auf dem Arm tragen. Sie wohnen „nur ein Stück den Berg hoch und sind das Laufen gewohnt.“ Sie haben eine klare Meinung zum Thema Rewe-Neubau. Einmal ganz privat, weil sie in direkter Nähe wohnen. Zum anderen, weil sie beide Mitglieder in der Partei „Die Partei“ sind.
Seilbahn zum Oberwinzerfeld bauen
„Rewe an sich hat qualitativ gute und frische Sachen, zum Beispiel Frischwurst. Aber ein Rewe-Geschäft an der Stelle ist überhaupt kein guter Standort. Wir haben ja schon vorgeschlagen, dann eine Seilbahn von Rewe zum Oberwinzerfeld zu bauen, damit gerade alte Menschen auch zu dem Geschäft kommen können“, sagt die junge Frau.
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Es höre sich wie Unsinn an, der Vorschlag sei auch bewusst überspitzt. „Denn was nützt den Bürgern ein Rewe unten an der Wuppertaler Straße? Das hat doch mit Nahversorgung nichts zu tun. Zu Fuß kann man die Lebensmittel nicht den Berg hoch schleppen.“ Derselben Meinung ist auch Nico Schwarz, der die Gegend bestens kennt. „Wie sollen die Bürger denn – vor allem die älteren – zum Beispiel vom Baaker Berg zum Rewe kommen? Das geht doch nur mit dem Auto und hat mit Nahversorgung überhaupt nichts zu tun.“