Hattingen. Der Klimaatlas zeigt für Hattingen punktgenau die Entwicklungen bei Temperatur, Niederschlag und mehr über fast 140 Jahre. Die Erkenntnisse:

Der Klimawandel und seine Folgen sind wieder mehr denn je Thema. Nun zeigt der Klimaatlas des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen ganz konkret, wie sich Temperaturen und Niederschlagsmengen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verändert haben. Auch für Hattingen zeigt sich: Es wird wärmer.

2021 betrug die Durchschnittstemperatur in Hattingen 10,1 Grad Celsius. Der Vergleich zeigt: Der Mittelwert übers Jahr gesehen hat vom Beginn der Industrialisierung bis jetzt um 1,5 Grad Celsius zugelegt. Betrachtet wurden für diese Auswertung jeweils Zeitspannen von 30 Jahren.

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Denn wie unterschiedlich die Jahre ausfallen können, verdeutlich ein Blick über die Zeitachse. So hat es immer Jahre ungewöhnlicher Hitze gegeben. Zum Beispiel wurden in der Hattinger Innenstadt schon 1976 16 Hitzetage – also Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius – gezählt. Die Zahl der Sonnenstunden lag 1959 mit mehr als 1900 Stunden im Jahr schon hoch, 2003 mit gut 2030 Stunden noch deutlich darüber.

Immer wieder gab es diese Ausreißer. Und das natürlich auch in die gegenteilige Richtung. So fiel 2010 im Mittel eher kühl aus mit Jahresdurchschnittstemperaturen von acht bis neun Grad Celsius. Bei der Sonnenscheindauer fällt 2021 mit um die 1550 Stunden und drei Hitzetagen eher ab.

Über den Klimaatlas

Abrufbar ist der Klimaatlas für jeden Bürger im Internet auf der Seite klimaatlas.nrw.de. Dort kann jeder seine oder eine andere Adresse eingeben und nachvollziehen, wie sich Temperaturen, Niederschlag und mehr verändert haben.

Abgebildet wird der Zeitraum von 1881 bis 2021 bzw. 2022. So kann man zum Beispiel auch die Jahresmittelwerte – oder sogar die Monatswerte – für sein Geburtsjahr oder andere Daten anzeigen lassen.

Die Nutzung ist kostenlos.

Doch es fällt auf: In der Gesamtheit treten die Ausreißer inzwischen häufiger auf und die Temperaturen steigen. Das lässt sich auch an der Übersicht über die Frosttage, also Tage mit Temperaturen unter null Grad Celsius, ablesen. Denn die werden weniger. Etwas mehr als 50 Frosttage wurden 2021 in Hattingen gemessen. Doch auch hier gibt es Ausreißer: 2010 war so ein Jahr mit mehr als 90 Tagen unter null Grad.

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Was die Niederschlagsmengen angeht, gibt es in Hattingen nur geringfügige Veränderungen. Auch wenn zum Beispiel das Flutjahr 2021 heraussticht. Die Werte im 30-Jahres-Vergleich damals und heute ähneln sich doch.

Ein Faktor, der aber sowohl bei Starkregen, wie auch bei Hitze zum Problem wird, ist die Bodenversiegelung. Auf den ersten Blick steht Hattingen dabei mit 10,9 Prozent versiegelter Fläche sehr gut da. Blickt man aber nicht auf die Gesamtstadt – zu der mit dem Hügelland und anderen Bereichen viel Grünfläche gehört –, ergibt sich ein anderes Bild.

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So ist die Innenstadt mit Winz-Baak, Welper und Blankenstein tief rot eingefärbt. Heißt: Mehr als 35 Prozent der Flächen sind versiegelt. In der City – beispielsweise um Kirchplatz, Obermarkt und Heggerstraße – sind es 80 Prozent, in der Südstadt mehr als 60 Prozent. Das sorgt dafür, dass sich diese Bereiche mehr aufheizen und bei Regen Wasser nicht versickern kann.

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Ein Blick auf den Bodenfeuchteindex des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung, der bis auf zwei Tage genau ist, zeigt für den Boden bis zu 1,80 Meter Tiefe noch immer eine schwere Dürre an. Auch wenn die oberen Schichten bis 25 Zentimeter Tiefe wieder gut befeuchtet sind.

In ihrer Prognose gehen die Ersteller des Klimaatlasses davon aus, dass sich die Jahresdurchschnittstemperatur weiter erhöht – vor allem in den stark bebauten Bereichen.