Hattingen. Die Flut 2021 hinterließ den Eindruck, als habe es ausreichend geregnet. Doch die jetzige Dürre zeigt, wie sehr Hattingens Wälder in Gefahr sind.
Die anhaltende Trockenheit verschärft die Lage der ohnehin schon angeschlagenen heimischen Wälder. Die Dürre trifft vor allem die bereits bedrohten Buchenbestände – auch in Hattingen.
Die Zahl gesunder Buchen in Hattingen ist verschwindend gering
Wer geglaubt hat, dass sich im Jahr der Flut, also 2021, auch die Waldböden mit Regenwasser vollgesogen hätten, den belehrt Förster Thomas Jansen eines Besseren. Die Wasserspeicher im Erdreich seien nach wie vor kaum gefüllt. Die Dürre vor allem in den Jahren 2018 und 2019 habe bis heute fatale Folgen. Auch wenn es im vergangenen Jahr deutlich mehr geregnet habe, so der Forstexperte, waren die Niederschläge längst nicht ausreichend. Zu den Leidtragenden im heimischen Forst gehören insbesondere die Buchen, erklärt Jansen, sie stellen rund 50 Prozent des Baumbestandes.
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Rund 500 Waldbesitzer
In den heimischen Wäldern machen Buchen die Hälfte des Bestandes aus, 15 Prozent die Eichen und sieben Prozent die Lärchen. Fichten hatten ebenfalls mal einen Anteil von sieben Prozent, kommen jetzt gerade noch auf zwei Prozent.
Etwa ein Viertel der Bäume sind ein Gemisch aus Birken, Ebereschen, Roteichen sowie verschiedener Laubhölzer.
Rund 500 Eigentümer besitzen Waldbestände in Hattingen und Sprockhövel. Etwa die Hälfte hat davon hat sich zur Fortbetriebsgemeinschaft zusammengeschlossen.
Wie sich die Lage zugespitzt hat, verdeutlicht er mit folgenden Zahlen: Üblicherweise lassen die Waldbesitzer in seinem Bezirk, zu dem die Stadtgebiete von Hattingen und Sprockhövel gehören, pro Jahr rund 5000 Festmeter Holz schlagen. „Die Menge kommt im Zuge einer regulären Durchforstung zustande, bei der man beispielsweise Bäume entfernt, die zu dicht zusammenstehen oder man nimmt eben auch abgestorbenes Holz weg.“ Wenn sich Jansen nun in den Wäldern umschaut, dann kommt er auf 40.000 Festmeter, die nach seiner Einschätzung nicht mehr zu retten sind. „Also das Achtfache.“ Die Zahl vollkommen gesunder Bäume sei verschwindend gering und werde von Woche zu Woche noch weniger.
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Ausbleibender Regen führt zum Dominoeffekt bei den Bäumen
Wenn der Förster die Wirkmechanismen beschreibt, durch die die Buchen in Not geraten, erinnert das an den Dominoeffekt. Wird an dem einen Baum die Säge angesetzt, ist auch der nächste bald hin. Lässt sich eine Buche nicht retten, weil sie zu trocken ist und inzwischen Pilz- und Borkenbefall ihr mächtig zusetzen, bleibe keine andere Wahl, als sie zu fällen. „Das wirkt sich aber sofort auch auf nebenstehende Bäume aus, denn oftmals bot der Nachbar einen großen Schutz.“ Im Stadtwald hat er dabei einen besonders krassen Standort vor Augen. Auf engsten Raum habe er innerhalb von drei Jahren jetzt schon der fünften Baum entfernen lassen und mit dem sechsten werde es nicht mehr lange dauern. Jeweils aus Gründen der Sicherheit habe keine andere Wahl bestanden, als die Buchen zu fällen.
Die Suche nach einer rettenden Lösung für die Buchenwälder gestaltet sich laut Jansen äußerst schwierig. Die Idee, Wälder künstlich zu bewässern, stoße schon allein aus praktischen Gründen an ihre Grenzen. Aber ein solcher Vorstoß scheide auch aus finanziellen Gründen aus. Das lasse sich schlichtweg nicht bezahlen.
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Die schwierige Suche nach einer rettenden Lösung
Als Alternative bleibe dann noch, langfristig auf andere Baumarten zu setzen, die widerstandsfähiger sind und mit der Trockenheit besser klar kommen. Eichen, jetzt mit einem Anteil von 15 Prozent vertreten, oder Lärchen (rund sieben Prozent) bieten sich unter anderem an. Doch in den benötigten Mengen seien die in Baumschulen derzeit und auch in nächster Zeit nicht erhältlich. Die Betriebe haben ihre Planungen, so Jansen, für neue Setzlinge nach dem bisherigen Bedarf ausgerichtet und der sah nun mal hauptsächlich Buchen vor. Ein Umschwenken lasse sich da nicht von jetzt auch gleich umsetzen.
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Nun sind, wie der Förster ausführt, Waldbesitzer auch schon auf weitere Arten ausgewichen und haben in diesem Jahr Roteiche, Douglasie oder Esskastanien angepflanzt. Nachdem es zunächst im Frühjahr und dem ersten Teil des Sommers ganz gut aussah, da die jungen Bäume einmal Regen pro Woche und damit genügend Niederschlag erhielten, scheint sich das Blatt zu wenden – aber nicht zum Guten. Wenn es nicht bald wieder regne, seien die Setzlinge erheblich gefährdet, so Jansen.
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