Hattingen. Die Kassenärztliche Vereinigung sieht den Bedarf an Hausärzten in Hattingen abgedeckt. Doch nicht nur das Alter der Mediziner ist ein Problem.
Positiv überrascht, wie gut Hattingen in der ärztlichen Versorgung dasteht, ist Hans Hartung, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenforums. „Ist die ärztliche Versorgung in Hattingen noch gesichert“, wollten die Seniorinnen und Senioren aus erster Hand erfahren und luden Ansgar von der Osten ein.
Er ist Geschäftsbereichsleiter Sicherstellungspolitik- und beratung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und war jetzt im Rathaus zu Gast. „Er hat auch sehr offen, detailliert und ausführlich über die Situation geredet“, freuten sich die Zuhörer.
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Mit einer Fülle von Informationen und vielen Einzelheiten versorgte von der Osten die Anwesenden. Er machte die Strukturen deutlich, die im Gesundheitswesen im Hattinger Raum von Bedeutung sind, und schilderte die Aufgaben, die die KVWL wahrnimmt.
Immer mehr Ärzte lassen sich anstellen
So wird zum Beispiel der Bedarf an Hausärzten für die einzelnen Städte ermittelt, der der Fachärzte für den Ennepe-Ruhrkreis und für einen noch größeren Radius wird zum Beispiel analysiert, wie viele Chirurgen und Anästhesisten benötigt werden. „Dabei ergibt sich für Hattingen eine ausgesprochen gute Situation. Statistisch liegt sie meistens bei 100 Prozent, oft sogar darüber“, erklärte der Fachmann.
Aufgeschlüsselt hat die Kassenärztliche Vereinigung die Versorgung durch Ärzte sogar nach Stadtteilen. So arbeiten im Mittelbereich – das sind laut KVWL Blankenstein, Bredenscheid, Holthausen, Innenstadt, Niederwenigern, Südstadt/Winz-Baak, Ober- und Niederstüter, Südstadt und Welper – insgesamt 39 Ärztinnen und Ärzte, allerdings nicht alle in Vollzeitstellen. „Das ergibt einen Versorgungsgrad der 54.061 Einwohner von 109,5 Prozent.“
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Insgesamt 16 der 39 Ärzte sind mindestens 60 Jahre alt (41 Prozent). Das entspricht fast genau dem Durchschnitt in Westfalen-Lippe. Neun Medizinerinnen und Mediziner sind mindestens 65 Jahre alt (23 Prozent).
„Obwohl sich die hausärztliche Versorgung in Hattingen in den vergangenen Jahren noch verbessert hat, ist der Bedarf an weiteren Ärzten in der Tat sehr hoch“, räumte der Fachmann ein.
Zulassungssperren bei allen Fachärzten
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Auch zu der „Geschlechterstruktur“ in Hattingen gibt’s Informationen. 24 Mediziner sind männlich, 15 sind weiblich. Der Trend gehe auch immer mehr dahin, dass sich Ärzte anstellen lassen und selbst keine eigene Praxis mehr betreiben. Zugelassen sind 21 Ärztinnen, beziehungsweise Ärzte, angestellt sind 15 und drei arbeiten in einem medizinischen Versorgungszentrum.
Bei den Fachärzten – Augenärzte, Chirurgen und Orthopäden, Frauen- und Hautärzte, HNO-Mediziner, Kinder- und Nervenärzte, Urologen und Psychotherapeuten – bestehen Zulassungssperren für alle Fachgruppen. „Lediglich kann noch ein halber psychiatrischer Versorgungsauftrag übernommen werden“, berichtete von der Osten. Bei den Psychotherapeuten sei es so: „Je mehr wir anbieten, desto größer wird auch der Bedarf.“ Auch der fachärztliche Versorgungsgrad liege im EN-Kreis überall über 100 Prozent.
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Kritisiert und angemahnt wurde von den Senioren, dass man trotzdem oft Monate auf einen Behandlungstermin warten müsse und in den Praxen häufig endlose Wartezeiten habe. „Das liegt dann wohl offensichtlich daran, dass die Praxen keine gute Organisation haben“, stellte Hans Hartung fest.
Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe
Die Aufgaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe sind vielfältig. So habe die Reform des Notfalldienstes vor einigen Jahren zu einer geringeren Dienstbelastung geführt. Es gebe auch „intensive Beratung, Information und Unterstützung für Ärzte“.
Die sogenannte Praxisbörse bietet Hilfe bei der Nachfolgesuche und es werden Patenschaften für Neu-Niedergelassene angeboten. Der Ausbau der Digitalisierung wird vorangetrieben und mit der Kampagne „Praxisstart“ erfolgt eine frühzeitige Ansprache des Nachwuchses. Außerdem gibt es finanzielle Hilfe für Mediziner, wenn sie bereit sind, sich in ländlichen Gebieten niederzulassen.
Aber die Gesellschaft verändere sich doch auch, warf ein Teilnehmer ein. Bei einer alternden Gesellschaft, die auch noch zunehmend mit extremen Problemen zu kämpfen habe, wachse der Bedarf ja. Das räumte der Fachmann ein. Es werde der Bedarf ja immer wieder überprüft und es werde gehandelt. Aber es sei auch ein finanzielles Problem, das gestemmt werden müsse. Kornelia Wendt, Leiterin des Seniorenforums Hattingen, bedankte sich nach dem Vortrag für die „vielen, interessanten Informationen, die das Seniorenforum erhalten hat.“