Hattingen. Seit einem Jahr leitet Kornelia Wendt das Seniorenforum Hattingen. Was es 2022 angestoßen hat, wie zufrieden sie mit dem Erreichten ist.

Seit einem Jahr ist Kornelia Wendt nun Vorsitzende des Seniorenforums Hattingen, eine Vielzahl an Themen ist sie mit ihren Stellvertretern seitdem angegangen – von der Wohnsituation älterer Menschen über den Öffentlichen Nahverkehr bis zum Radverkehr in der Altstadt. Gefragt danach, ob sie zufrieden ist mit dem, was das Seniorenforum unter ihrer Leitung bislang erreicht hat, sagt sie indes: „Nein, gar nicht.“

Mehr bezahlbaren Wohnraum in Hattingen brauche es zum Beispiel, sagt Kornelia Wendt. Angesichts einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft müsse die Barrierefreiheit dabei stets mitgedacht werden. „Das ist ein Thema, das mir unter den Nägeln brennt“, sagt die 69-Jährige. Und das beim ersten Treffen des Seniorenforums unter ihrer Leitung prompt diskutiert wurde.

30 Zentimeter Höhenunterschied beim Ein- und Ausstieg am Bahnhof-Mitte

Auch mit der Ausdünnung so mancher Buslinie habe sich das Gremium beschäftigt. Und mit der S-Bahn-Linie 3, „die oft sehr unregelmäßig und regelmäßig auch gar nicht fährt“. Hinzu komme, dass beim Ein- und Ausstieg am Bahnhof-Mitte 30 Zentimeter Höhenunterschied zu überwinden sind. „Das ist für ältere Menschen mit Rollator, aber auch für jüngere mit Kinderwagen ein echtes Problem.“ Leider sei da bis heute nichts passiert, so die Hattingerin. „Es wird viel über Barrierefreiheit gesprochen, aber niemand fühlt sich verantwortlich.“

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Auch dass in dieser Stadt Fernverkehrstickets nur noch am Busbahnhof an einem Automaten erworben werden können, habe das Seniorenforum kritisiert, sagt Kornelia Wendt. „Das stellt gerade für manche ältere Menschen eine große Hürde dar.“ Einen Brief an die Bahn habe man zu diesem Thema geschrieben, zudem angeregt, das Bogestra-Kundencenter am Busbahnhof „weiter zu entwickeln, dort auch Karten für den Fernverkehr und zudem Mietautos anzubieten, eine kombinierte Servicestelle eben“. Leider sei diese Anregung bislang nicht aufgegriffen worden. Und die Bahn habe bloß zurückgeschrieben, „dass man bei Problemen mit der Bedienung des Automaten ja eine Servicekraft der Bahn ansprechen könne. Doch die gibt es in Hattingen gar nicht“.

„Probleme älterer Menschen werden vielfach immer noch zu wenig beachtet, es passiert da einfach zu wenig“, sagt Kornelia Wendt.

Frühere Verwaltungsmitarbeiterin weiß, „dass Veränderungen lange dauern können“

Entmutigen lässt sich die 69-Jährige (die bis 1984 im Personalwesen bei der Stadt Hattingen arbeitete, danach zu den Stadtwerken versetzt wurde, als die noch ein städtischer Betrieb waren) davon indes nicht. „Als frühere Verwaltungsmitarbeiterin weiß ich ja, dass Veränderungen lange dauern können.“

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Und so wertet sie auch kleine Veränderungen als Zeichen dafür, dass das Seniorenforum mit seinen Themen richtig liegt. Bestärkt etwa fühlt sie sich beim Aufregerthema Radverkehr in der Altstadt, den hatte das Gremium heftigst kritisiert. „Es muss Stellen geben, in der Fußgänger in Ruhe zu Fuß gehen können.“ Die 15 Schilder in der Innenstadt, mit der die Stadt seit kurzem für Rücksichtnahme beim Radfahren in der City wirbt, sieht sie so gesehen als Erfolg. Und dass in diesen Tagen in der Stadt wieder eine Kurzzeitpflege-Einrichtung eröffnet – nachdem es hier über ein Jahr lang keine mehr gab – freut sie sehr. Zumal auch das Seniorenforum den Missstand an mehreren Stellen kritisiert hatte.

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In Hattingen gibt es rund 18.600 Ü-60-Jährige

Die noch nicht umgesetzten Ziele will Kornelia Wendt zusammen mit ihren Stellvertretern Hans Hartung und Wolfgang Krieger künftig weiter verfolgen. Und zudem dafür kämpfen, dass das Seniorenforum politisch gestärkt wird. „In Hattingen gibt es rund 18.600 Ü-60-Jährige“, sagt Kornelia Wendt. „Das entspricht etwa einem Drittel der städtischen Einwohnerinnen und Einwohner. Wenn diese Bevölkerungsgruppe das Seniorenforum künftig wählen könnte und der Vorstand nicht nur durch die Anwesenden bei einem unserer bislang fünf jährlichen Treffen bestimmt würde, dann wären wir noch viel stärker legitimiert. Und würden sicher noch ernster genommen.“