Hattingen. Großeltern aus Hattingen wollten dem Enkel eine Kinderparty in einem Restaurant ausrichten. Warum sie bei der Polizei nun Anzeige erstatteten.

Mit einer Geburtstagsfeier in einem italienischen Restaurant wollten Großeltern ihrem Enkel eine besondere Freude bereiten. Doch jetzt haben sie Anzeige gegen den Gastronomen erstattet. Dieser hatte nämlich vor der Feier schon 400 Euro als Anzahlung einkassiert, nur: Das Lokal ist seit kurzem dicht.

Harry Potter spielt bei Entscheidung der Hattinger Großeltern wichtige Rolle

Silke und Wolfgang Schweinert haben ihren einzigen Enkel Alexander (8) fest in ihr Herz geschlossen. Da kam ihnen eines Tages die Idee, ihm zu seinem achten Geburtstag eine Kinderparty auszurichten und zwar in der Fabbrica Italia, untergebracht im Alten Bahnhof. Für einen Harry-Potter-Fan, zu denen auch der junge Hattinger zählt, genau der passende Ort, dachten sich die Großeltern. Denn schließlich spielt ein Bahnhof in der Geschichte des Zauberlehrlings eine ganz entscheidende Rolle.

Eigentlich der Platz für eine Speisekarte. Doch jetzt verkündet der Gastronom, dass das Restaurant geschlossen ist.
Eigentlich der Platz für eine Speisekarte. Doch jetzt verkündet der Gastronom, dass das Restaurant geschlossen ist. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Seit September 2021 wieder am Start

Die Anzahlung über 400 Euro haben sich die Großeltern Silke und Wolfgang Schweinert quittieren lassen und den Beleg mit der Anzeige bei der Polizei eingereicht.

Ende September 2021 war in den Alten Bahnhof mit der Fabricca Italia nach längerem Stillstand neues Leben eingezogen.

Zunächst sah auch noch alles „ganz wunderbar aus“, sagt die 61-jährige Oma. Der Betreiber habe die Idee großartig gefunden und angeboten, dass die Kinder – neun waren geplant plus fünf Erwachsene – selbst Pizza backen könnten. Ihre Bedenken, dadurch würde doch der Betriebsablauf gestört, habe der Gastronom zerstreut, das sei überhaupt keine zusätzliche Belastung. Bereit erklärt habe er sich sogar, sowohl ein Feuerwerk auf der Terrasse als auch das Spiel Piñata auf der Außenterrasse zuzulassen, bei dem viele Überraschungen auf die kleinen Gäste warten würden. „Das war ein sehr angenehmes Gespräch und der Mann auch sehr zuvorkommend.“

Auch interessant

Vor etwas mehr als einem Jahr startete der Betreiber nach einer längeren Pause mit der Fabbrica Italia neu durch.
Vor etwas mehr als einem Jahr startete der Betreiber nach einer längeren Pause mit der Fabbrica Italia neu durch. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Böse Vorahnung kam schon einige Zeit vor der Feier auf

Die 400 Euro, die er im Vorfeld verlangte, haben Silke und Wolfgang Schweinert dann gezahlt, „weil uns die Location so gefiel und es auch schwierig ist, in diesen Wochen ein Restaurant zu finden“. Indem das Paar vier Monate vor dem Geburtstag reserviert hatte, meinte es, genügend auf Nummer sicher zu setzen.

Die ersten dunklen Wolken zogen allerdings schon auf, als Silke Schweinert aus Anlass ihres eigenen Geburtstag Anfang Oktober zu einem Frühstück ebenfalls in die Fabbrica Italia eingeladen hatte. Kurz zuvor rief eine Freundin an und meinte, im Internet stehe zu lesen, dass das Restaurant geschlossen sei. Als die Hattingerin dann mit dem Gastronomen telefonierte, räumte er ein, dass er wegen mangelnder Besucherzahl an jenem Tag nicht öffnen werde. Er hätte sie deshalb aber noch angerufen. Es war da aber schon der Vortag der Feier.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Seitdem ließen die Schweinerts keine Tour aus, wenn sie an dem Restaurant vorbeikamen, um zu prüfen, ob es noch besteht. Rund eine Woche vor dem Fest folgte dann der Schrecken. „Wegen Renovierung geschlossen“, stand auf einem Zettel. „Mehrmals haben wir seither dort angerufen, es nahm aber keiner ab.“ Im Übrigen ist die Webseite inzwischen auch nicht mehr erreichbar.

Pächter von der Schließung überrascht

Die Großeltern haben inzwischen Anzeige erstattet, wie Polizeisprecherin Sonja Wever bestätigt. Der Vorwurf im Juristendeutsch lautet: „Versuch des Leistungsbetrugs“.

Die Redaktion wollte auch den Gastronomen zu dem Fall befragen, doch der war für sie nicht erreichbar. Der Verpächter des Gebäudes erklärte, er sei von der Schließung überrascht worden. Mehr wollte der Geschäftsmann aber im Moment nicht sagen, er bemühe sich um eine Nachfolgelösung, gab er zu verstehen.

Für den kleinen Alexander gab es aber dann doch eine Wende zum Guten. Das Restaurant Odysseus erklärte sich bereit, in die Bresche zu springen. „Der Betreiber hat eigens die Öffnungszeiten geändert, einen Brief an das Geburtstagskind geschrieben“, erzählt die Oma. Und am Eingang stand ein Schild mit dem Hinweis zu dem bekannten Harry-Potter-Gleis 9 ¾.