Hattingen. Die Inflationsausgleichsprämie stößt bei den Unternehmen in Hattingen auf gemischte Gefühle. Was die Chefs sagen, was Mitarbeitende erhalten.
Arbeitgebende können ihren Beschäftigten steuer- und abgabenfrei einen Betrag bis zu 3000 Euro gewähren. Das sieht die von der Bundesregierung vorgeschlagene so genannte Inflationsausgleichsprämie vor. Firmenleitende in Hattingen sehen das mit gemischten Gefühlen.
Der Pilotabschluss des Tarifvertrages für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg inklusive Inflationsausgleichprämie wird auch in NRW Zustimmung finden. Friedrich Wilhelm Wengeler aus Hattingen von den Wengeler und Kalthoff Hammerwerken wird die Inflationsausgleichprämie in Raten zahlen. „Kaum ein Unternehmer wird sich das auf einen Schlag leisten können.“
Das sagen Unternehmer in Hattingen zur Inflationsausgleichsprämie
Nicht tarifgebunden ist die Firma „Resol – Elektronische Regelungen“. Sie ist eine der größten Unternehmen in Hattingen. „Wir gehen bei den Tarifergebnissen nicht immer mit, dieses Mal aber schon“, sagt Geschäftsführerin Isabel Pfeil. Allerdings streckt Resol die 3000 Euro über drei Jahre: „Wir zahlen jetzt im Dezember 1000 Euro, im kommenden Jahr 1000 und dann 2024 noch einmal.“
„Ich finde es gut, dass die Mitarbeitenden die Summe netto bekommen – und alle die gleiche Summe, unabhängig vom Gehalt“, so Pfeil. Für eine normale Gehaltserhöhung, von der 1000 Euro ankommen sollen, hätte Resol viel tiefer in die Tasche greifen müssen. „Ich finde es gut, dass es diese Möglichkeit gibt“, sagt Pfeil – auch wenn mancher im Betrieb lieber eine „richtige Gehaltserhöhung gehabt hätte“, damit das auch auf die Rente durchschlägt.
Einige Firmen wissen schon, was sie Mitarbeitenden zahlen wollen
In der Klinik Blankenstein, die zum Katholischen Klinikum Bochum zählt, „finden mehrere tarifliche Regelungen Anwendung“, so Sprecher Vassilios Psaltis. Für den Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komme die AVR Caritas (Arbeitsvertragsrichtlinie des Deutschen Caritasverbandes) zur Anwendung. Im Bereich der AVR erhalten die Mitarbeiter als Inflationsausgleichsprämie bei Vollzeitbeschäftigung in den Jahren 2023 und 2024 insgesamt 3000 Euro unter Ausschöpfung der gesetzlichen Regelung der Steuer- und Abgabenfreiheit. Bei Teilzeit werde entsprechend gekürzt. „Auszubildende werden 1000 Euro bekommen. Ausgezahlt wird der erste Teil der Prämie voraussichtlich zum 30. Juni 2023, der zweite Teil zum 30. Juni 2024. Bei der Vamed-Reha-Klinik in Holthausen werden noch „die Möglichkeiten geprüft“, sagt Sprecher Volker Martin.
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„Wie soll man eine solche Summe für zwölf Mitarbeiter refinanzieren? Zumal wir viele Aufträge aus 2021 noch nicht abgearbeitet haben, weil durch die Lieferengpässe die Autos nicht geliefert werden“, sagt Martin Scheffler von Scheffler Mobilität. Die Mitarbeitenden bekämen allerdings einen Inflationsausgleich, wenngleich nicht in Höhe von 3000 Euro. „Das ist aber eher ein kleines Abschiedsgeschenk, weil ich in den Ruhestand gehe.“
Gewerkschaft sieht Inflationsbonus kritisch
Verdi sieht indes einen Inflationsbonus kritisch, weil es sich um eine Einmalzahlung handelt, sagt Jürgen Weiskirch, Geschäftsführer des Bezirks Südwestfalen. „Zahlungen wie ein Inflationsbonus verpuffen rasch und helfen nicht wirklich dauerhaft.“ Zudem würden Staat und Sozialversicherungssystem durch die Steuer- und Sozialversicherungsfreiheit Finanzierungsmittel entzogen. In den anstehenden Tarifrunden werde Verdi wohl tabellenwirksame Erhöhungen fordern. Als Teil eines Kompromisses sei ein Inflationsbonus nicht auszuschließen. Es käme auf das Gesamtpaket an.
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Unklar ist noch, was und ob die Sparkasse Hattingen einen Inflationsausgleich zahlt. Sprecher Torsten Grabinski: „Bei der Entscheidungsfindung hat der Vorstand auch die kommenden Tarifverhandlungen im Blick, die am 1. Januar 2023 beginnen. Gegebenenfalls könnte dort – analog zur Tarifrunde der IG Metall – zusätzlich zu einer Lohnsteigerung auch die Zahlung eines Inflationsausgleiches vereinbart werden.“