Hattingen. Einem Unternehmer aus Hattingen droht die Versechsfachung des Gaspreises. Wie er seine Firma auf einen möglichen Gas-Lieferstopp vorbereitet.
Der aktuellen Gaskrise will Unternehmer Friedrich-Wilhelm Wengeler aus Hattingen begegnen, so gut es geht. Und verändert darum manches in seinem Betrieb „Wengeler und Kalthoff Hammerwerke“ an der Wittener Straße in Witten.
„Wenn wir jetzt unseren Gasvertrag neu abschließen müssten, hätten wir eine Versechsfachung des Preises“, erklärt der Blankensteiner, der Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest ist und sich in der Initiative Industrie Mittleres Ruhrgebiet engagiert. Bei bislang 30.000 Euro alleine an Heizkosten für die Gebäude käme da eine hohe Summe zusammen. Noch läuft der Vertrag allerdings bis Ende des Jahres.
Unternehmer aus Hattingen/Witten begegnet Gaskrise mit Induktion
Er hofft, dass den Unternehmen der Gashahn nicht vollständig abgedreht wird. „Denn dann liegt alles lahm. Das würde viele Arbeitsplätze kosten“, so seine Prognose.
Im Betrieb setzt er, wo es möglich ist, auf Induktion, sowohl in der Härterei als auch in der Schmiede. Dort sind der 150- und der 250-Kilo-Hammer umgestellt. „Teils haben wir die Induktionsspulen selbst gebaut, mussten sie ausprobieren. Denn die Erwärmung darf nicht zu schnell und nicht zu langsam erfolgen, sonst haben wir ein Qualitätsproblem.“
Gas einsparen, wo es geht
Das Unternehmen versucht, Gas einzusparen, wo es technisch geht. Dafür mussten Kabel neu gelegt werden, teils wird jetzt eine Induktionsanlage an zwei Maschinen wie der Staubmaschine und am Hammer eingesetzt. „Dafür mussten wir umbauen, den Transport möglich machen.“
Überall auf Gas zu verzichten, werde aber nicht möglich sein, meint Friedrich-Wilhelm Wengeler. Als Beispiel nennt er die Gasheizung in der Halle. Allerdings soll der Verbrauch hier gesenkt werden. „Die Mitarbeiter erhalten andere Arbeitskleidung wie lange Unterhosen und Pullis, damit wir die Heizung drei bis vier Grad herunterdrehen können.“
Ölradiatoren für die Büroräume
Für die Büroräume hat er bereits Ölradiatoren bestellt. „Das ist nicht ideal, aber sonst kann man hier nicht arbeiten.“
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Derzeit setzt die Firma drei Gasöfen ein, die Gas benötigen. „Sie laufen nicht immer gleichzeitig, aber ohne sie kommen wir nicht aus. Wir können sie nicht umstellen.“ Benötigt werden sie für lange Bohrgestänge. Doch auch hier arbeitet Wengeler und Kalthoff vorausschauend: „Wir haben mehr Material bestellt, um die für Januar 2023 anstehenden Aufträge schon jetzt abzuarbeiten – solange es noch Gas gibt.“ Aber: Das Material sei nicht einfach zu bekommen und würde nun zunächst auch hohe Kosten verursachen. „Es kommt zu einer Verzerrung der Lieferketten.“
Konzept für die Gasversorgung gefordert
Bei der Frage, wem wann der Gashahn zugedreht werde, müsse die Regierung genau überlegen, was Sinn macht. Die Wirtschaft dürfe nicht zum Erliegen kommen. „Konzepte müssen her.“
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Zu den gestiegenen Energiekosten kommt noch, dass er bei einigen Zulieferern und Handwerkern das Gefühl hat, dass sie aus der Krise Gewinn schlagen, die Preise unverhältnismäßig anheben. „Das ist nicht in Ordnung. Das machen andere nicht. Mit solchen Firmen werden wir langfristig nicht zusammenarbeiten.“
Unternehmer fördert E-Bike-Anschaffung der Mitarbeitenden
Seinen Mitarbeitenden hat der Blankensteiner ein Angebot gemacht: „Wenn sie sich ein E-Bike anschaffen, zahlen wir die Hälfte“, erklärt er. Zwölf Mitarbeitende hätten sich inzwischen dafür entschieden.