Hattingen. Sirenen heulen auf. Smartphones brummen. Am Alarmtag kommt Cell Broadcast in Hattingen ganz unterschiedlich an. Warum sich eine Händlerin ärgert.
Der zweite bundesweite Probealarm mit Nachrichten und lautem Alarm auf den Handys war am Donnerstag eher ein Überraschungspaket. Während bei manchen ein schriller Ton die Nerven blank legte, blieb bei anderen das Telefon stumm oder vibrierte ganz leise. Und unten im S-Bahn-Bereich passierte gar nichts. Denn da hat man keinen Empfang. Die Bandbreite der unterschiedlichen Erfahrungen war schon beachtlich.
Erstaunt über den Alarm, der zumindest von den Sirenen zu hören war, war niemand auf der Straße. Alle waren bestens informiert – zumindest im Vorfeld. Denn das, was auf den Handys ankam, war höchst unterschiedlich. Christina Best steht um 11 Uhr gerade überirdisch an der S-Bahnhaltestelle, als sie auf ihrem Handy ein leises Vibrieren spürt.
Auf den Anzeigetafeln in Hattingen passiert nichts
Dann ist zu lesen: „Hauptwarnmeldung. Probewarnung, Bundesweiter Warntag 2022. Do. 08.12.2022 – 10.59 Uhr – Probewarnung – für Deutschland. Es besteht keine Gefahr. Weitere Infos auf warnung.bund.de/meldungen. Herausgegeben von: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Nationale Warnzentrale 1 Bonn“. Von einem Warnton ist nichts zu hören.
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Auf den Anzeigetafeln, wann welche Bahn fährt, passiert an Warnmeldungen nichts. Obwohl das angekündigt war. Das neue System „Cell Broadcast“ sollte ausprobiert werden. Aber selbst der zweite Versuch war in vielen Fällen ein Reinfall. Auch die Warn-App Nina zeigt als letzte Meldung die Sieben-Tage-Inzidenz im Ennepe-Ruhr-Kreis an. Von Warnung keine Spur.
Christina Best war allerdings auf alles vorbereitet. Sie hat ihren kleinen Hund Gismo zu Hause gelassen, hat das Radio ausgemacht, damit der kleine Kerl nicht panisch wird – wenn denn ein Ton zu hören gewesen wäre. Sie hat ihre Eltern, die im Heim leben, gewarnt, im Haus zu bleiben.
Unten bleibt alles stumm
„Denn das ist ja noch die Kriegsgeneration, die einen Sirenenalarm ganz anders wahrnimmt als wir“, sagt sie. Informiert über den Warntag war sie schon Tage vorher durch Radio, WhatsApp und Instagram.
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Die beiden Techniker der Bahn, Tobias Schumann (24) und Louis Stratmann (26), die um kurz nach 11 gerade die Rolltreppe hochfahren, sind völlig entspannt. „Da unten hat man gar nichts gehört, man hat ja da keinen Empfang“, sagen sie. Auch sie wussten, dass um 11 Uhr das Handy schrillt und die Sirenen heulen. „Aber unten blieb alles stumm.“
Telefonieren konnte sie auch über längere Zeit nicht
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Eine ganz andere Hausnummer war der Alarm für Susanne Ries. Die 56-Jährige wusste seit Mittwoch Bescheid. „Dann aber schrillte mein Telefon zwei Minuten lang mit einem ganz ekelhaften Ton. Die Nachricht auf dem Handy ließ sich nicht nach oben wegschieben und auch nicht ausmachen. Ich bin nie aggressiv, aber ich hätte das Handy vor die Wand schmeißen können“, sagt sie. Telefonieren konnte sie auch über längere Zeit nicht, „wenn man plötzlich Hilfe gebraucht hätte.“
Und das Schlimmste für sie: Seit dem Alarm geht das Internet bei ihr überhaupt nicht mehr. Die Händlerin, die jetzt in der Vorweihnachtszeit an einem Stand vor Kaufland Feinkost-Süßigkeiten verkauft, hat eine eigene Insta-Seite und kann nichts mehr hochladen. „Auch WhatsApp geht nicht mehr, ich kann keine Nachrichten empfangen. Seit dem Alarm liegt hier alles am Boden“, ärgert sie sich.
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Zwei junge Mütter, die mit ihren Kindergartenkindern unterwegs sind, haben ebenfalls ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Bei der einen blieb das Handy stumm, es gab nur eine kurze Warnmeldung um 10.59 Uhr, bei der anderen pfiff das Handy in unerträglicher Lautstärke.
Ein 79-jähriger Mann, der in seinem Berufsleben im technischen Bereich arbeitete, hat absolutes Insiderwissen. „Die CB-Funkzelle ist zwischen drei verschiedenen Funkmasten, so erreicht man die Menschen immer. Bei älteren Geräten klappt das aber nicht“, weiß er. Die Erfahrungen in Hattingen decken sich offensichtlich mit den Erkenntnissen im Bundesgebiet.