Hattingen. Der Heimatverein Hattingen/Ruhr sieht keine Möglichkeit, den Sanierungsstau fürs Bügeleisenhaus aufzulösen. Gespräche über den Verkauf laufen.

Das Bügeleisenhaus soll verkauft werden. Der Heimatverein Hattingen/Ruhr, Eigentümer des in Teilen 411 Jahre alten Wahrzeichens und Schmuckkästchens der Altstadt, sieht keine Möglichkeit, die dringend erforderliche Sanierung des Gebäudes zu stemmen. Gespräche mit Stiftungen und Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen über einen Verkauf laufen bereits. Ergebnisse sollen im Frühjahr 2023 präsentiert werden.

„Das Bügeleisenhaus ist ein Pflegefall, der in absehbarer Zeit auf die Intensivstation gehört“, schildert Lars Friedrich die Lage. Und der kommissarische Vorsitzende des Heimatvereins nennt Details: Aufsteigende Feuchtigkeit greift die Bausubstanz an und verursacht gesundheitsgefährdende Schimmelbildung; nicht isolierte Fenster, Türen und das offene Dach führen zu einer energetisch katastrophalen Bilanz, die eine Minimierung des Energieverbrauchs für Heizung und Warmwasser nicht möglich macht; statische Einschränkungen im Bereich der maximalen Bodenlast in den Ausstellungsräumen schränken die Besucherzahlen deutlich ein; die wichtigen Belange des Brandschutzes kommen bei diesem öffentlich genutzten Gebäude ohne Rauchmeldeanlage und einen baulich getrennten Fluchtweg viel zu kurz.

Geschätzte Investitionskosten: 250.000 Euro

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„Der gravierende Sanierungsstau macht äußerst umfangreiche Baumaßnahmen notwendig“, sagt Friedrich. „Die erste und bisher einzige dokumentierte umfassende Gebäudesanierung wurde in den 1950er- und 1960er-Jahren unter den damals herrschenden Rahmenbedingungen durchgeführt; hier ist fehlendes Fachwissen der damaligen Akteure und der nachkriegsbedingte Materialmangel zu nennen. Elektrik, Wasser- und Abwasserführung, Dacheindeckung und Fassadengestaltung wären in diesem Bereich die großen Baustellen der kommenden Jahre. Geschätzte Investitionskosten: 250.000 Euro.“

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Zudem sei ein zeitgemäßer Museumsbetrieb auf Grund des Gebäudezuschnittes kaum realisierbar. Das sehe auch das Westfälische Museumsamt so. „Die Räume sind zu klein, die Museumstechnik ist veraltet, ein wirtschaftlicher Museumsbetrieb ist unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr möglich“, erklärt Lars Friedrich.

Die Risiken und Gefahren sind einfach zu groß geworden

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Damit nicht genug. Der Heimatverein hat seine Existenz mit der Zukunft des Bügeleisenhaus verknüpft. Gerade mit Blick auf das Fachwerkgebäude ist niemand im vierköpfigen Vorstand mehr bereit, diese ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen. „Die Risiken und Gefahren sind einfach zu groß geworden“, erklärt der Chef des Heimatvereins. „Wir Vorstandsmitglieder können und wollen dafür nicht länger gemeinschaftlich haften – und zwar, wie in Vereinen üblich, mit unserem Privatvermögen.“

Lars Friedrich, kommissarischer Vorsitzender des Heimatvereins Hattingen/ Ruhr und Leiter des Museums Bügeleisenhaus.
Lars Friedrich, kommissarischer Vorsitzender des Heimatvereins Hattingen/ Ruhr und Leiter des Museums Bügeleisenhaus. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Reagiert hat der rund 100 Mitglieder zählende Verein im Sommer 2022 zweigleisig. Da kein neuer Vorstand gewählt werden konnte, bleibt der alte zunächst kommissarisch im Amt.

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Parallel dazu werden inhaltlich Fragen über die Zukunft diskutiert. Ergebnis: Die Mitglieder sehen die Zukunft des Heimatvereins Hattingen/Ruhr nicht als Museumsverein und auch nicht als Bügeleisenhaus-Erhaltungsverein, sondern als Lobbyverein der Hattinger Altstadt: Ansprechpartner zu sein für eine gepflegte und geschützte Altstadt und darüber hinaus projektbezogen stadt- und stadtteilgeschichtliche Arbeit zu ermögliche, zu pflegen und zu fördern könnten den Verein zukünftig auch für neue, auch für jüngere Mitglieder interessant werden lassen.

Ehrenamtlicher Hausverwalter und laienhafter Bauherr

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Da kommt dann wieder das Bügeleisenhaus ins Spiel. Sollte es zu einem Verkauf kommen, entfällt für die Vorstandsmitglieder die Haftungspflicht. Unter diesen Vorzeichen haben sich bereits zwei Mitglieder des kommissarischen Vorstandes bereiterklärt, bei der nächsten Wahl wieder zu kandidieren.

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Und Lars Friedrich? Würde sich darüber freuen, nicht mehr als „ehrenamtlicher Hausverwalter und laienhafter Bauherr“ unterwegs zu sein, sondern endlich wieder in Archiven forschen, Zeitzeugen zu stadtgeschichtlichen Themen befragen und Lobbyarbeit für Heimatpflege und Denkmalschutz betreiben zu können.