Hattingen. Lebensmittelskandale sorgen in Hof- und Bioläden nur kurzfristig für mehr Kundschaft. Viele fallen schnell in alte Essgewohnheiten zurück.

„Dieses Mal sind die Menschen nicht so geschockt, vielleicht, weil nicht so viele Fertiglasagne essen“, sagt Barbara Stöcker vom Reformhaus Stöcker. Das bestätigen einige Hofladen-Inhaber.

Wenn Pferdefleisch in der Fertiglasagne ist, obwohl auf der Packung Rindfleisch steht, schadet das nicht der Gesundheit, ist aber Betrug. „Wenn starke Rückstände in Lebensmitteln gefunden werden, die viele verzehren, beispielsweise in Milch, dann merke ich eher vermehrten Zulauf“, so Barbara Stöcker. Allerdings weiß sie, dass der Schock meist nicht sehr tief sitzt. „Manche bleiben als Stammkunden, doch oft wird das Problem schnell wieder verdrängt.“

Diese Erfahrung hat auch der Marienhof in der Elfringhauser Schweiz gemacht. „Bis jetzt haben wir keinen größeren Zulauf. Das liegt aber daran, dass ja kein Gift oder ähnliches gefunden wurde. Bei solchen Skandalen gibt es dann einen kurzen Hype, aber schnell überlegen sich viele wieder, dass sie woanders billiger oder bequemer einkaufen können“, so Elgin Ewest. Zahlreiche Stammkunden kommen in den Hofladen, „teils schon seit Jahrzehnten“. Einen festen Kundenstamm verzeichnet Landwirt Wünnenberg, Felderbachstraße. Hier wird kein Fleisch verkauft, aber dafür gehen Eier, Milch, Kartoffeln über die Theke.

Bislang ist der Pferdefleisch-Fund in Fertiglasagne noch kein Thema im Bioladen Kraftvoll. „Das ist immer phasenweise, mal haben wir verstärkt Neukunden, aber die bleiben oft nicht. Wenn so ein Thema aus den Medien ist, fallen viele in den alten Trott, geben ihr Geld lieber für Autos oder Urlaub aus, weil ihnen das vielleicht wichtiger ist als ihr Körper. Wertvolle Lebensmittel kosten eben mehr“, so Petra Waldschläger. Tiefkühlfleisch hat sie im Angebot - und ein Mal pro Woche Frischware von einem Naturland-Bio-Metzger.

Bio-zertifizierte Fleisch- und Wurstwaren verkauft auch der Schultenhof an der Königsteiner Straße. Die Hofmitarbeiter verzeichnen einen Trend hin zur bewussteren Ernährung, aber es gilt: Viele sind Wiederholungstäter. Ob sich der aktuelle Skandal im Laden niederschlägt, ist unklar: Er ist nur freitags und samstags geöffnet.

Bewusstes Essen werde immer angesagter, ist die Erfahrung von Axel Wegermann vom Bio-Restaurant im Wodantal. „Da sehe ich einen Trend. Natürlich isst man mal griechisch, spanisch, eine Pizza oder bei McDonald’s, aber insgesamt achten viele Menschen schon mehr darauf. Sehr auffällig ist, dass viele Männer inzwischen auch vegetarisch essen.“ Er profitiert nicht nur von den Bio-Gerichten, sondern ebenfalls davon, dass „wir auf Allergiker eingehen, laktose- und glutenfreie Gerichte bieten“.