Hattingen/ Witten. Witten hat den Kamperbach verlegt. Das birgt laut Gastronom Heinz Bruns und Unternehmer Friedrich-Wilhelm Wengeler aus Hattingen Probleme.
Im Zuge der Verlegung des Kamperbachs staunte Unternehmer Friedrich-Wilhelm Wengeler, Geschäftsführer der Wengeler & Kalthoff Hammerwerke, nicht schlecht, als plötzlich Wasser in seine Halle lief. Als Schildbürgerstreich bezeichnet er die Arbeiten – und als Beispiel dafür, dass die Zusammenarbeit zwischen Städten nicht funktioniere. Auch Heinz Bruns vom Restaurant Haus Kemnade ist besorgt über die Verlegung des Kamperbachs.
„Ich bin dann jetzt zweifach von Wasser umschlossen“, fürchtet Bruns.
Die Entwässerungsbetriebe der Stadt Witten haben den Bachlauf unter der Eisenbahnbrücke durch, dann nördlich der Firmen Wengeler und Bötzel weitergeführt. „Er mündet weiterhin in den Ruhr-Altarm“, sagt Wittens Stadtsprecher Jörg Schäfer.
Kamperbach-Verlegung in Witten führt zu Sorgen in Hattingen
Für Wengeler stellt sich das so dar, dass nah der Firmen „20, 30 Meter weiter ausgebaggert wurde, dann war Schluss“. Das habe ihn gewundert. „Es ging dann einfach nicht weiter. Man hat dann den Schieber aufgemacht und fertig.“
Arbeiten am Kamperbach
Ehemaliger Bachlauf: Der Kamperbach lief ab der Autobahnbrücke der A43 parallel zur Wittener Straße, unterhalb des Geländes der Firma Wilhelm Bötzel GmbH & Co. in einem Rohr. Danach floss der Bach auf Hattinger Stadtgebiet und mündete in einen Altarm der Ruhr.
Schon 2021 war eine neue größere Verrohrung für das Gewässer im Bereich Wittener Straße/Kämpenstraße verlegt worden, seit Januar 2022 liefen weitere Arbeiten. Zum Plan: Am offenen Gewässerverlauf über die Wiese Därmann ist der Kamperbach verbreitert, eine Hochwassermulde angelegt. Dadurch soll das Gewässer ökologisch aufgewertet und seine hydraulische Leistungsfähigkeit verbessert werden.
Zudem wird ebenfalls unterhalb der Brücke ein naturnah gestaltetes Becken hergestellt, in dem bei Hochwasser zusätzlich Wassermengen abgefangen werden können. Im Juni sollen die Arbeiten beendet sein.
Mit überraschender Nebenwirkung etwa zwei Tage später: „Ein Mitarbeiter kam und berichtete, dass wir von hinten voll Wasser laufen. Das Rückhaltebecken und die Gräben waren vollgelaufen“, so Wengeler. Ein tiefer gelegenes Feld jenseits der Bahntrasse habe unter Wasser gestanden. „Wir hatten kein großes Problem, haben den Schieber zu- und die Pumpe angemacht. Aber offenbar ist der alte Bachlauf von vor einem Jahrhundert, der wieder hergestellt werden sollte, nicht ganz ausgebaggert worden“, meint der Blankensteiner. Denn er habe sich Richtung Haus Kemnade in kleine Ströme geteilt.
„Dass der Bach seit seiner Verlegung zu Überschwemmungen geführt hat, ist uns nicht bekannt“, sagt Schäfer.
Hochwassersicherung gewünscht
Dass durch die Verlegung des Kamperbachs „ein weiteres Biotop zu dem Bestehenden geschaffen wird“, kann Bruns nicht verstehen. „Es wäre sinnvoller, das Areal trocken zu halten“, findet Bruns, der auch für die Jagd in dem Gebiet zuständig ist. Ihn sorgt auch, dass das „Flurstück 71 gleich neben der Brücke An der Kemnade, für das das Landesstraßenbauamt zuständig ist“, nach und nach zuwächst.
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„Das behindert zusätzlich den Wasserabfluss. Die Brücke wächst immer weiter zu, der Durchlass wird immer geringer.“ Früher, als das Gebiet noch Trinkwasserversorgungsgebiet gewesen sei, sei der Grundwasserspiegel stets niedrig gewesen, da habe er für den Graben um die Burg herum oft nicht genug Wasser gehabt. Das sei heute anders.
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Bruns, der in engem Austausch mit den Firmen an der Wittener Straße steht, würde sich wünschen, dass über eine Hochwassersicherung in dem Bereich Hattingens intensiver nachgedacht würde. Eine Eindeichung hält er für sinnvoll. „Angesichts der klimatischen Veränderungen wird es häufiger solche Ereignisse geben wie im Jahr 2021“, meint er. Dankbar ist er der Stadt Bochum, dass sie das Haus Kemnade nach der Flut instand gesetzt hat.
Städte sehen keinen Grund für gegenseitige Beteiligung
Die Stadt Bochum selbst sagt, an der Bachverlegungs-Maßnahme nicht beteiligt gewesen zu sein – und sie habe auch nicht beteiligt werden müssen, weil es, „keine Verbindung zum Stadtgebiet Bochum, das viel zu weit entfernt ist“, gebe, so Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum. Auch die Stadt Hattingen sagt: „Uns ist zu der Maßnahme am Kamperbach, der außerhalb des Stadtgebietes liegt, nichts bekannt“, so Sprecherin Susanne Wegemann.
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