Hattingen. Schirme, Stühle und Tische zerstören das Bild von Hattingens Altstadt, kritisiert der Heimatverein. Nun will die Stadt strenger hinschauen.

Die Stadt Hattingen will künftig strenger hinschauen, wie die Wirte in der Altstadt ihre Außengastronomie gestalten. Die Verwaltung reagiert damit auf Kritik, die Lars Friedrich vom Heimatverein im Rat der Stadt vorgebracht hat.

„Ich liebe die Altstadt und mag das nahezu einzigartige Flair, das auch durch viele engagierte Dienstleistende in verschiedenen Branchen getragen und gefördert wird“, sagte Friedrich, der auch Führungen durch die Altstadt anbietet, im Stadtparlament. Allerdings werde die Gestaltungssatzung aus dem Jahr 2006 dabei nicht eingehalten.

Von der Holzbank bis zum Korbgeflechtstuhl

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„Ein Meer aus Werbesonnenschirmen beschattet die Altstadt auch dort, wo Bäume schon Schatten spenden“, beklagt der kommissarische Vorsitzende des Heimatvereins. „In den Gastgärten werden vielförmige Sitzgelegenheiten von der Holzbank bis zum Korbgeflechtstuhl eingesetzt, mannshohe Glaswände und Pflanzenarrangements schirmen manche Bereich nahezu hermetisch von der Außenwelt ab.“

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Auch im Winter ärgert sich Friedrich noch über die Außengastronomie. Schirme, Stühle, Tische und Blumenkästen würden oft draußen überwintern und machten es den Gästen der Stadt unmöglich, das Alte Rathaus, den Kirchplatz oder den Steinhagen zu fotografieren, „ohne Restrampen gastronomische Sitzmöblierung im Bild zu haben“.

Sorgt sich um das Erscheinungsbild der Altstadt: Lars Friedrich vom Heimatverein, der in Hattingen auch Führungen anbietet.
Sorgt sich um das Erscheinungsbild der Altstadt: Lars Friedrich vom Heimatverein, der in Hattingen auch Führungen anbietet. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Sein Fragenkatalog, was die Stadt dagegen unternehmen will, trifft bei der Verwaltung auf offene Ohren. „Ich stimme ihnen voll zu“, sagt Baudezernent Jens Hendrix. „Wir werden den Gastronomen noch einmal ins Bewusstsein reden. In einer Arbeitsgemeinschaft zur Innenstadt, die sich regelmäßig trifft, wird das schon gemacht.“

Bürgermeister bittet um Fingerspitzengefühl

Strenger hinsehen will die Verwaltung künftig vor allem bei den Sonnenschirmen. „Die sind immer größer geworden und damit auch die Werbung der Sponsoren, meist Brauereien, die die Aufstellung ja finanzieren“, schildert Hendrix die Lage. Natürlich müsse man dabei auch die finanzielle Durststrecke der Gastronomen gerade in Corona-Zeiten im Blick haben. Ein Punkt, auf den auch Bürgermeister Dirk Glaser hinweist und um „Fingerspitzengefühl“ bei der Ansprache bittet. Schließlich würden die Wirte auch viel zum Wohlfühlen in der Altstadt beitragen.

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Abweichungen von den Vorgaben der Gestaltungssatzung auf schriftliche Anfragen seien bisher „die absolute Ausnahme gewesen“, betont der Baudezernent. Auch habe die Stadt nicht vor, die Gestaltungssatzung zu ändern. „Wir werden nur überall genauer hinschauen. Das gilt übrigens nicht nur für die Schirme, sondern auch für Heizpilze, deren Zahl sich ständig vergrößert.“

Konjunkturpaket zur Stärkung von Handel und Gastronomie

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Und noch eins kündigt er an: „Alle Wirte müssen künftig ihre Außengastronomie Jahr für Jahr neu beantragen. Und alle Anträge werden dann einzeln überprüft, beurteilt und entschieden.“

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Im Juni 2020 hatte der Rat der Stadt mit großer Mehrheit ein Konjunkturpaket zur Stärkung von Handel und Gastronomie in Corona-Zeiten auf den Weg gebracht. Zu dem Zwölf-Punkte-Plan gehörten zunächst der Verzicht, später die Reduzierung der Gebühren für Außengastronomie um 75 Prozent, kostenloses Parken in der ersten Stunde, ein „digitales Schaufenster“ mit einem Bonusprogramm für lokales Einkaufen und ein Marketingfonds mit der Schaffung einer gastronomischen Marke.

Als die WAZ ein Jahr später Bilanz zog, hatten viele Maßnahmen allerdings noch nicht gegriffen.