Hattingen. 21 Jahre war Pfarrer Wilfried Ranft aus Hattingen Krankenhaus-Seelsorger, zum Dienstende blickt er zurück – auch auf seine „Schwarzarbeit“.
Davon zu sprechen, dass er sich in den Ruhestand verabschiedet, wäre schlichtweg falsch angesichts all’ der Projekte, die Wilfried Ranft plant für die Zeit nach dem Ende seiner Tätigkeit als Krankenhaus-Seelsorger in Hattingen. Die letzten 21 Jahre war der 67-Jährige als solcher tätig – „es war die schönste Zeit meiner beruflichen Laufbahn“, sagt der evangelische Pfarrer.
Eben diese berufliche Laufbahn begann Mitte der 1980er-Jahre als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Buer-Middelich, 1994 wechselte Ranft dann nach Hattingen zur Johannes-Kirchengemeinde in der Südstadt. 2001 wurde er Seelsorger im Evangelischen Krankenhaus (EvK), seit 2006 arbeitete er als solcher auch in der Klinik Blankenstein.
Nah an den Menschen
Die „beste Entscheidung meines Lebens“ nennt er bis heute den Wechsel weg von seinen vielfältigen, auch mit Verwaltungsarbeit verbundenen Gemeindeaufgaben hin zur Krankenhausseelsorge. Denn die Arbeit im Krankenhaus, betont Wilfried Ranft, habe ihn wieder zurückgeführt zum Kern seiner Entscheidung für den Pfarrberuf: Nah an den Menschen sein, mit ihnen Gespräche führen, sie auf der Grundlage des eigenen Glaubens in schwierigen Lebenslagen begleiten.
Abschied und Nachfolge
Die offizielle Verabschiedung von Wilfried Ranft, evangelischer Pfarrer und Krankenhaus-Seelsorger, in den Ruhestand findet am Mittwoch (28. September), 13 Uhr, auf dem Parkdeck des Evangelischen Krankenhauses an der Bredenscheider Straße 54 statt.
Sein Nachfolger als evangelischer Krankenhaus-Seelsorger ist Pfarrer Ludwig Nelles.
Patientinnen und Patienten dabei nicht nur dann aufzusuchen, wenn diese danach verlangten, sondern ihnen auch so Gesprächsangebote zu machen: Das, betont Wilfried Ranft, sei ihm stets wichtig gewesen als Krankenhaus-Seelsorger. „Wobei ich gerade in meiner Anfangszeit oft gemerkt habe, dass die Menschen bei meinen Besuchen oft dachten: Oh Gott, jetzt kommt der Pfarrer, dann muss es ja ganz schlimm um mich bestellt sein.“
Nie darauf geachtet, ob ein Patient auch Mitglied der Kirche ist
Derlei Denken habe sich indes längst geändert, „ich bin auch nur in sehr seltenen Fällen mal von jemandem weggeschickt worden. Die meisten Patientinnen und Patienten haben sich einfach gefreut, wenn ich ihnen zuhörte.“ Nie habe er bei seinen Besuchen übrigens darauf geachtet hat, ob ein Patient auch Mitglied der Kirche ist, gesteht Ranft.
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Was in einem Fall zu einer Situation führte, die ihm bis heute im Gedächtnis geblieben ist: Ein Mann nämlich habe einige Zeit nach dem gemeinsamen Gespräch zu ihm gesagt: „Herr Pfarrer, jetzt haben Sie aber schon eine ganze Zeit lang schwarz gearbeitet. Denn ich bin ja gar nicht mehr in der Kirche!“
Stets gern Projekte vorangetrieben
Und sonst? Erklärt Wilfried Ranft, dass er stets gern Projekte vorangetrieben habe. Den bis heute bestehenden Krankenhaus-Besuchsdienst der grünen Damen und Herren etwa hat er 2003 zunächst als Projekt initiiert, später das kaum mehr aus dem Klinik-Alltag wegzudenkende Ethik-Komitee im EvK mit begründet. Und 2005 auf dem evangelischen Friedhof an der Bredenscheider Straße das Grabfeld für still- und fehlgeborene Kinder mit geschaffen.
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Auch sonst setzte Ranft als Krankenhaus-Seelsorger eigene Schwerpunkte. So ließ er sich unter anderem in körperorientierter Seelsorge ausbilden, bei der durch Berührungen der Körper eines Menschen in die seelsorgerische Arbeit mit eingebunden wird. Er erlernte zudem die so genannte „Tension and Trauma Releasing Exercises“ (TRE)-Methode – Körperübungen, mit deren Hilfe traumatische Erfahrungen durch Zittern gelöst werden können. In TRE will Ranft dabei weiterhin Kurse geben, auch die im sehr am Herzen liegende Schweigemeditation, die er in beiden Krankenhäusern angeboten hat, will er zumindest für Patienten der Klinik Blankenstein fortführen und als gelernter Achtsamkeitslehrer Kurse anbieten.
Er will sich weiter für ressourcenschonende Maßnahmen einsetzen
Was er sonst noch alles plant für seinen am 1. Oktober beginnenden Unruhestand? Als Umweltbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises. sagt er, wolle er sich weiter für ressourcenschonende Maßnahmen einsetzen. Er hoffe, nun wieder mehr Zeit zu finden fürs Trommeln, wolle vielleicht sogar das Schlagzeugspiel erlernen. Und vieles andere mehr. „Ich möchte“, sagt Wilfried Ranft, „meine Zeit im Ruhestand dabei in einer Mischung aus geplantem Nichtstun, Herumtrödeln und sinnvollen Aktivitäten gestalten.“
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Das ein oder andere seelsorgerliche Gespräch gehört gewiss auch künftig dazu.