Hattingen. Ein Pilotprojekt ist an Hattingens Realschule Grünstraße an den Start gegangen: Auf dem Mädchen-WC gibt es Periodenartikel – kostenfrei. Details.

Es ist ein Pilotprojekt, das nun an Hattingens Realschule Grünstraße an den Start gegangen ist: Mädchen erhalten dort ab sofort auf der Toilette im Schulinnenhof Menstruationsartikel – kostenfrei.

Tampons und Binden gab es bislang nur im Sekretariat

Tampons und Binden gab es in den hiesigen Schulen bislang nur im Sekretariat. Der Gang dorthin kann aber durchaus unangenehm sein für junge Frauen. Und so hat der Rat der Stadt Hattingen Ende vergangenen Jahres grünes Licht für das Pilotprojekt Periodenautomat gegeben, das im Ennepe-Ruhr-Kreis noch die Ausnahme ist. „Außer in Hattingen“, teilt Stadtsprecherin Jessica Krystek auf WAZ-Nachfrage mit, „wurde ein solcher Automat bislang nur in Ennepetal auf den Weg gebracht.“ Allerdings lief etwa an der Holzkamp- und der Freiligrathschule in Witten auch schon ein Pilotprojekt zum Thema.

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In den Diskussionen zum Thema Periodenautomaten spielen neben emotionalen Aspekten immer wieder auch die Beträge,, die junge Mädchen und Frauen für Periodenartikel zahlen müssen, eine Rolle.

In Schottland etwa, wo 2018 fast jede fünfte Frau angab, dass sie Probleme habe, Menstruationsprodukte zu bezahlen, ist seit Mitte August ein kostenfreier Zugang zu Tampons und Binden gesetzlich geregelt. Seitdem nämlich sind dort alle Bildungs- und städtischen Einrichtungen verpflichtet, kostenlose Periodenprodukte für alle, die sie brauchen, zur Verfügung zu stellen.

Auch andere Länder bieten einen umfassenden Zugang zu kostenfreien Periodenartikeln. So stellen in Neuseeland seit Mitte 2021 alle Schulen kostenlose Periodenprodukte für menstruierende Schülerinnen zur Verfügung. Und in Frankreich erhalten Studentinnen seit 2021 kostenlose Tampons und Binden – aus Automaten in Wohnheimen und Gesundheitszentren der Hochschulen.

Angestoßen hatten das Projekt in Hattingen Ende vergangenen Jahres die Fraktionen der Parteien „Die Partei“ und SPD. Ihre Ratsanträge, die jeweils eine weitreichende Bestückung von Toiletten mit Periodenautomaten vorsahen, so Krystek, seien später zwar beide zurückgezogen worden. „Trotzdem wurde die Stadtverwaltung von den beiden Fraktionen beauftragt, ein schlüssiges Konzept auf Grundlage der Idee für kostenfreie Menstruationsartikel zu entwickeln und dieses umzusetzen. Das wurde nun von der Gleichstellungsbeauftragten durchgeführt.“

Gleichstellungsbeauftragte freut sich übers neue Projekt

Katrin Brüninghold, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hattingen und auch Verantwortliche des Projekts, freut sich über den Periodenautomaten an der Realschule Grünstraße. „Die Menstruation der Frau ist leider auch in der heutigen Zeit immer noch ein Thema, das teilweise mit vielen Vorurteilen und Tabus versehen ist“, erklärt sie. „Wir wollen jungen Frauen mit einem solchen Periodenautomaten den Zugang zu den notwendigen Hygieneartikeln erleichtern. Bis jetzt kommt er bei den Schülerinnen sehr gut an.“

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Der Automat habe in der Anschaffung rund 480 Euro gekostet, die Mittel dazu wurden aus dem Haushalt zur Verfügung gestellt, sagt Stadtsprecherin Jessica Krystek. Nach einer dreimonatigen Testphase werde die Stadtverwaltung dann entscheiden, „ob das Pilotprojekt auch in anderen Schulen umgesetzt wird“.