Hattingen. Die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hattingen heißt Katrin Brüninghold. Die 48-Jährige sieht Familien durch Corona stark unter Druck.
Um den Schwerpunkt ihrer neuen Tätigkeit in Hattingen zu benennen, muss Katrin Brüninghold nicht lange überlegen. „Wir müssen mehr gegen häusliche Gewalt tun. Die Corona-Krise zwingt uns das Thema auf“, sagt die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadtverwaltung.
Vor allem Familien seien durch die Folgen der Pandemie zurzeit stark unter Druck, hat die 48-Jährige beobachtet. Es gebe viele Rückfälle in alte Rollenmuster. Dem müsse man entgegenwirken.
Warum verdient eine Krankenschwester weniger als ein Elektriker?
„Corona macht noch ein zweites Handlungsfeld deutlich“, sagt Brüninghold. „Die Pandemie zeigt uns, wie systemrelevant Frauen sind. Vor dem Hintergrund müssen wir uns jetzt endlich ernsthaft fragen: Warum verdient eine Krankenschwester weniger als ein Elektriker?“
Frauenpolitische Themen begleiten Katrin Brüninghold schon lange. Die gebürtige Wuppertalerin hat Jura in Heidelberg, Freiburg und Nürnberg studiert und zunächst auch als Anwältin gearbeitet. Vor zehn Jahren dann der Wechsel in die Öffentliche Verwaltung: Beim Ennepe-Ruhr-Kreis in Schwelm wird Brüninghold, die in Niedersprockhövel wohnt, zuständig für die Themen „Bildung und Teilhabe“.
„Ich werde näher bei den Menschen sein“
2018 wechselt sie auf den Posten der Gleichstellungsbeauftragten, wird zuständig für die Interessen von rund 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung. Sich ab dem 1. Oktober um 850 Frauen und Männer der Hattinger Stadtverwaltung zu kümmern, ist für Brüninghold kein Rückschritt.
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„Ich werde näher bei den Menschen sein und habe mit der Verantwortung des Themas Gleichstellung für eine Stadt ein klareres Aufgabenprofil“, freut sich die neue Stadtbedienstete, die bei parlamentarischen Sitzungen mit am Tisch des Stadtvorstandes sitzen wird.
Mehr Licht auf Radwegen
Bei der Kreisverwaltung sei es vorwiegend um Sachthemen gegangen, sagt die Fachfrau und nennt ein Beispiel: „Wird ein neuer Radweg angelegt, spricht die Gleichstellungsbeauftragte ein Wort mit, wenn es um die Frage geht, wo Licht für mehr Sicherheit sorgen muss.“
Der Kreis koordiniere mehr die interkommunale Ausrichtung. In einer Stadt könne sie lokal arbeiten. „Das ist mein Traumjob“, sagt Brüninghold.
Dass die Hattinger Politik die Gleichstellung nun endlich mit einer Vollzeitstelle ausgestattet hat, sieht die 48-Jährige natürlich positiv. Ihre Vorgängerin Erika Beverungen-Gojdka hatte die Hälfte ihrer Arbeitszeit noch den Themen Bürgerengagement und Stadtteilentwicklung widmen müssen.
Sie spielt Alt-Saxofon in einem Orchester
Politisch begründet worden war die Aufwertung des Amtes mit der Erwartung, dass eine Vollzeitkraft das Thema Diversität intensiver vorantreiben könne. Dabei geht es um die Vielfalt der Persönlichkeiten, was Alter und Geschlecht, Kultur und sexuelle Orientierung, Behinderung und Religion angeht.
Der lange Weg zur vollen Stelle
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hattingen hat bisher traditionell mit einer halben Stelle im Stellenplan gestanden. Vor neun Jahren hatten die Grünen sogar gefordert, die Vergütung von E 13 auf E 11 zurückzustufen. Begründung damals: „Situation, Funktion und Bezeichnung des Frauenbüros sind überholt.“
Amtsinhaberin war seinerzeit Ingrid Wawrzyniak. Ihr folgte Jutta Dinca und zuletzt Erika Beverungen-Gojdka, die sich nach 38 Jahren im Dienst der Stadt Hattingen in den Ruhestand verabschiedet hat. Nachfolgerin Katrin Brüninghold hat nun als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hattingen eine ganze Stelle.
Privat hat Katrin Brüninghold neben der Vielfalt auch den Gleichklang ab und an mal ganz gerne. Sie spielt Alt-Saxofon – zuletzt in einem Orchester in Wuppertal, das auch öffentlich aufgetreten ist. „Vielleicht finde ich ja in Hattingen etwas Passendes“, hofft sie.
Neben der Musik ist ein zweites privates Engagement dann doch wieder frauenpolitisch. Als Mitglied der Soroptimistinnen in Remscheid kümmert sich Katrin Brüninghold seit sieben Jahren um die Einhaltung der Rechte von Mädchen und Frauen.