Hattingen. Ex-WAZ-Korrespondent, Rugby-Nationaltrainer, Mortimer-Club-Leiterin, andere in Hattingen Lebende aus England würdigen die Queen. Das sagen sie:
Die Nachricht vom Tod der Queen erreicht Silke Koch vom Mortimer English Club in Hattingen ausgerechnet an ihrem Geburtstag. Und der frühere WAZ-London-Korrespondent Ulrich Schilling-Strack aus Hattingen erklärt, dass er die englische Königin bewundert hat. Als Verlust erleben beide den Tod der Monarchin.
Für Ulrich Schilling-Strack markiert er das Ende einer Ära. „Sie war immer da und dann ist sie nicht mehr da.“ Die Königin von England habe eine wichtige Rolle gespielt. Schilling-Strack betont, „wie souverän und würdevoll“ sie ihr Amt ausgeübt habe. „Ich hatte nie den Eindruck, dass sie sich gequält hat oder keine Lust hatte, selbst wenn sie täglich drei Krankenhäuser eröffnete.“
Tod der Queen: Das sagen Ex-London-Korrispondent und Club-Leiterin aus Hattingen
Er attestiert ihr einen scharfen Humor. Die Familie habe ihr nicht selten Probleme bereitet, aber auch das habe sie gemeistert. 70 Jahre lang. Zwei Mal war Ulrich Schilling-Strack bei den berühmten Garden Partys im Buckingham-Palast, stand nur zwei Meter entfernt von der Monarchin.
Außerdem ist er ihr mal zufällig auf dem Markt begegnet, in Kingston, einem Stadtteil Londons, wo Schilling-Strack damals wohnte. „Da habe ich gemerkt, wie warmherzig sie mit den Menschen umging.“
Ulrich Schilling-Strack: „Jeder, der in dem Land lebt, spürt, was jetzt gerade passiert ist“
Schilling-Stracks Sohn lebt in England und so weiß er: „Jeder, der in dem Land lebt, spürt, was jetzt gerade passiert ist.“ Beim Tod von Prinzessin Diana hätten die Engländer große Emotionen gezeigt. „Man sah weinende Menschen auf der Straße.“ Das sei bis dato eher verpönt gewesen. Ganz so extrem äußerten sich die Gefühle nun wohl nicht sein, denn „auf diesen Tod konnte man sich jetzt vorbereiten“.
Andrew Smart, der Hattingen lebt, sagt: „Dass eine sehr alte Frau in Ruhe stirbt, mit ihrer Familie dabei, sollte nicht so traurig sein.“ Auch bei Erzieher Ian Bray, der beide Pässe besitzt, hält sich die Trauer in Grenzen: „Ich bin kein Royalist.“ Dennoch habe er einen britischen Sender eingeschaltet und den Berichten zugehört.
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Silke Koch kommen die Tränen, wenn sie über den Tod der Queen spricht. „Ich bin ganz, ganz traurig. Am Donnerstag kam eine Mutter in den Club um kurz vor 17 Uhr, gratulierte mir zum Geburtstag und sagte, dass der doch hoffentlich nicht der Todestag der Queen wird. Nun teile ich meinen Geburtstag mit diesem Datum.“
Gleich mit ehemaliger Gastmutter in England telefoniert
Gleich hat Silke Koch mit ihrer ehemaligen Gastmutter in England telefoniert. „Sie hat vor drei Tagen erst ihre eigene Mutter verloren, die ähnlich alt war wie die Queen. Sie sagte mir, ihre Mutter und die Queen hätten beide für ihr Land gelebt. Und dafür steht die Königin wirklich: Dass sie ihrem Land gedient hat.“
Elizabeth II. habe ja sogar noch Liz Truss zur britischen Premierministerin ernannt. „Ich dachte noch, was sie ihr wohl gespritzt haben, dass sie so stehen kann.“ Ein Trost: „Ich glaube, sie hat für das Thronjubiläum gekämpft und wollte danach zu ihrer großen Liebe, Prinz Philip.“
Im Juni feierte der Mortimer English Club noch das Thronjubiläum
Froh ist Koch, dass sie noch am 2. Juni 2022 im Mortimer English Club das Platin-Thronjubiläum gefeiert hat – übrigens auch ein Donnerstag. Dafür kamen Lernende verkleidet, sie selbst trug Kleidung im Stil der 1950er-Jahre – dem Krönungsjahrzehnt der englischen Königin.
Silke Koch kann sich rühmen, einmal ganz nah dran gewesen zu sein an der Queen. Bei einer der Fahrten mit Lernenden nach Hastings sah sie am Piccadilly-Circus „eine Limousine mit der Flagge, die nur das Auto der Queen tragen darf“. Da war klar, dass die Königin gerade vorbeifährt.
Deutscher Rugby-Nationatrainer ist „schockiert“
Bob Doughton, der beim TuS-Blankenstein Rugby anbietet, außerdem das deutsche Rugby-Team trainiert und der Rugby-League vorsitzt, hat die Nachricht vom Tod der Queen „schockiert, obwohl sie so alt war“. Sein Bruder ist 71 Jahre alt, lebt in England, sei kein Monarchist, empfinde es aber doch so, „als sei ein Familienmitglied gestorben. Er kannte nur die Queen.“
Komisch werde es sein, künftig in der englischen Natioanlhymne „God save the King“ zu hören. Doughton glaubt, dass sich Schottland jetzt abspalten werde, „die Queen hatte da noch Einfluss, das wird Charles nicht haben“. Er lobt, dass „der Bundeskanzler und die Außenministerin daran erinnert haben, dass sie nach dem Krieg Deutschland die Hand reichte“. Das werde heute oft vergessen.
England-Kundige sehen Charles als Nachfolger positiv
Silke Koch glaubt, dass Charles neuen Wind in die Monarchie bringen, sie moderner ausrichten wird. „Viele hier mögen ihn nicht, aber ich finde ihn gut. Viele seiner Herzensprojekte sind auch meine wie Umwelt- und Tierschutz. Ich hoffe, dass er etwas bewegen kann.“ Die Queen ihrerseits hätte viel getan, um die Monarchie nach dem Tod von Prinzessin Diana auf „neue, feste Beine“ zu stellen.
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Zu Charles als Nachfolger sagt Schilling-Strack: „Das Bild von Charles in England ist positiver als das, was wir in Deutschland von ihm haben“. Schon seit 50 Jahren würde sich der Sohn des Queen einsetzen für Umweltschutz. „Er betrieb früh auf seinen Ländereien in Cornwall biologischen Anbau, hat sich lautstark gegen Architektursünden in London gewehrt.“ Und so seien auch „Tricksereien mit der Thronfolge“, wie sie in Deutschland teils laut wurden und wie auch Andrew Smart lieber William als Charles auf dem Thron gesehen hätte, in England kein großes Thema. Allerdings: „Der Schatten der Queen ist groß.“