Hattingen. Hans-Christoph Berster hat einen Dachdecker-Betrieb in Hattingen. Gerade hat er wieder zwei Azubis eingestellt, weitere sucht er. Hintergründe:
Gegen den Fachkräftemangel im Handwerk kämpft Hans-Christoph Berster (56) schon seit Jahren. „Dass ich in meinem Betrieb immer wieder Lehrstellen anbiete“, so der Dachdeckermeister aus Hattingen, „hat für mich nicht nur mit persönlicher Nachwuchsgewinnung, sondern auch mit Verantwortung dafür zu tun, dass mein Handwerk nicht ausstirbt.“ Gerade erst haben zwei junge Männer ihre dreijährige Ausbildung in dem Betrieb am Walzwerk begonnen, ein, zwei weitere Lehrstellen hätte Berster noch kurzfristig zu vergeben.
Stellvertretender Obermeister der Fachinnung Ennepe-Ruhr ist Hans-Christoph Berster, den sein Sohn Fabian (25) bei der Firmenleitung unterstützt. Von den aktuell zwölf Mitarbeitern – allesamt Männer – befinden sich neben den beiden Neulingen Deniz Klocke (18) und Luca Danielczock (16) zwei weitere noch in der Ausbildung, beide im zweiten Lehrjahr. Gestartet waren diese damals zu viert. „Doch zwei sind inzwischen abgesprungen“, so Berster senior.
Die Lehrlinge gehen vom ersten Tag an mit aufs Dach
Zwar betont der 56-Jährige, dass in seinem Betrieb Lehrlinge keine Hilfsarbeiter seien, „die gehen sogar vom ersten Tag an mit aufs Dach“. Doch mitunter fehle jungen Menschen eben „leider das Durchhaltevermögen“, bedauert er. Und sein Sohn Fabian ergänzt: „Manchen Jugendlichen fehlt einfach der Biss.“ Auch hätten einige falsche Vorstellungen für ihre Zukunft, wollten mit wenig Anstrengung möglichst viel Geld verdienen.
Und so gehe es in der Betreuung Auszubildender nicht selten auch um Erzieherisches. „Wir sind oftmals auch eine Art Sozialarbeiter“, so Berster senior. Das könne mitunter anstrengend sein. Die Konsequenz, auf Ausbildung zu verzichten wie manche Kollegen, findet der Firmenchef aber falsch. „Wenn alle so denken würden, dann gäbe es unseren Berufsstand ja bald nicht mehr.“
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Dass das Handwerk zudem wieder mehr wertgeschätzt wird, erhoffen sich er und sein Sohn – und dass sich stärker herumspricht, dass es auch Abiturienten, die eine Ausbildung im Handwerk oftmals meiden, etwas bietet. So etwa können Auszubildende bei Berster zusätzlich zur normalen Ausbildung ein triales Studium im Handwerksmanagement (B. A.) absolvieren, in dem die Fachhochschule des Mittelstandes und die Handwerkskammer zu Köln die Vorteile der beruflichen und der akademischen Bildung in einem einzigartigen Studienmodell vereinen. (Fach-)Abiturienten haben dabei die Möglichkeit, neben einer betrieblichen Ausbildung in einem Handwerksberuf gleichzeitig die Weiterqualifizierung zum Handwerksmeister und das Studium zum Bachelor Handwerksmanagement zu absolvieren. Auch Fabian Berster hatte diesen viereinhalbjährigen Ausbildungsweg nach der Berufsschulzeit gewählt.
„Die Ausbildung ist bislang toll“
Luca Danielczock und Deniz Klocke indes haben beide über ein Praktikum bei Berster und nach ihrem Realschulabschluss an der Gesamtschule in Hattingen in die dreijährige Ausbildung zum Dachdecker gefunden. Der eine wurde über seinen Onkel, auch ein Dachdeckermeister, auf das Unternehmen aufmerksam, der andere durch einen Freund.
„Ich hatte von Schule einfach genug, das theoretische Lernen allein hat mir keinen Spaß gemacht“, sagt Luca. „Ein handwerklicher Beruf dagegen liegt mir.“ Und Deniz sagt: Ihm habe das Praktikum damals „sehr gut gefallen, auch die Ausbildung ist bislang toll“. Außerdem habe Handwerk ja „einen goldenen Boden, Fachkräfte in diesem werden immer gebraucht“. Und dieses Wissen um eine sichere Zukunft sei schon eine gute Motivation durchzuhalten.
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