Hattingen/Sprockhövel. Vorsicht beim Welpenkauf: Das Veterinäramt warnt auch für Hattingen und Sprockhövel vor illegalem Handel. So sind unseriöse Angebote zu erkennen.
Große Knopfaugen, nasse Nase und viel zu große Pfoten für den kleinen Körper – beim Anblick von Welpenfotos schmilzt Tierliebhabern das Herz. Doch nicht alle Bilder zeigen die Wirklichkeit. Das Kreisveterinäramt warnt aktuell vor unseriösem Internethandel mit jungen Rassehunden.
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„Der illegale Welpenhandel geht auf Kosten der Tiere. Sie werden meist unter tierschutzwidrigen Bedingungen im Ausland gezüchtet, viel zu früh vom Muttertier getrennt, sind ungeimpft und nicht selten krank. Die Hunde werden nicht ausreichend sozialisiert, was ebenfalls häufig zu Problemen führt“, erklärt Amtstierärztin Dr. Bettina Buck. Als Ursache für den illegalen Handel benennt Buck deutlich zu niedrige Strafen für das lukrative Geschäft mit den Vierbeinern sowie die internationalen Tierschutzbedingungen.
„Die Geiz-ist-geil-Mentalität nimmt immer mehr zu“
Tierärztin Julia Drowatzky ist das Thema des illegalen Welpenhandels schon länger ein Dorn im Auge. „Die Geiz-ist-geil-Mentalität nimmt immer mehr zu“, sagt sie. Sie hat schon oft Welpen aus solchen illegalen Geschäften bei sich in der Praxis behandelt. „Die Tiere sind meistens nicht geimpft, nicht entwurmt, haben lange Transportwege ohne Wasser und Futter hinter sich. Sie wurden viel zu früh von ihrer Mutter getrennt, haben keine Sozialisierung erfahren und sind eigentlich tickende Zeitbomben“, zählt die Tierärztin aus Wetter auf. Viele Tiere seien voll von Parasiten, die an Vitamine und Nährstoffe gehen, die für die Jungtiere lebensnotwendig sind. Zudem schleppten sie andere Krankheiten mit sich herum, die es in Deutschland gar nicht gebe.
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Schwerwiegende Folgen für das Wohl der Tiere
Während gewerbliche Züchter in Deutschland eine sogenannte § 11-Erlaubnis benötigten, die sowohl eine Sachkundeprüfung als auch regelmäßige amtliche Tierschutzkontrollen der Haltung beinhalte, gebe es diesen Paragrafen im Ausland so nicht – mit schwerwiegenden Folgen für das Wohl der Tiere. „Die Muttertiere werden häufig in winzigen, dunklen Käfigen als reine Brutmaschinen gehalten und die männlichen teilweise mit Hilfe von Elektroschocks zur Samenspende bewegt. Wir erleben oft, dass die Tiere zu jung von ihrer Mutter getrennt wurden, damit diese schnell wieder neue Nachzucht liefern können“, so Bettina Buck.
Während der Pandemie ist die Nachfrage nach Haustieren stark angestiegen, was die Verkäufe aus illegalem Handel angekurbelt hat. Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ zählt 2021 mehr als 1800 entdeckte Tiere, rund 140 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
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Für die neuen Besitzer können illegal erworbene Junghunde durch die schlechte Aufzucht schnell zur Kostenfalle werden. Sie werden meist in hygienisch bedenklichen Umgebungen geboren und nicht lange genug gesäugt, die Impfunterlagen sind häufig gefälscht. So kann es zu langen Klinikaufenthalten kommen, die nicht selten tödlich enden und hohe Behandlungskosten verursachen, warnt das Kreisveterinäramt.
Tipps, um unseriöse Angebote zu erkennen
Für Kaufinteressierte hat Kreisveterinärin Buck Tipps, um unseriöse Angebote zu erkennen: „Welpen sollten nicht über Internetanzeigen gekauft werden, die die Herkunft, Elterntiere und die Haltungsbedingungen verschleiern. Übergaben an der Haustür, im Park oder aus dem Kofferraum sind immer verdächtig. Hellhörig sollte man auch werden, wenn ein Anbieter verschiedene Rassen verkauft.“ Verantwortungsvolle Anbieter böten ein Kennenlernen an, zeigen sich offen für Fragen und wickeln den Kauf mit einem Vertrag ab. Auf Anfrage zeigen sie die Zuchtstätten.
Bei Verdacht auf illegalen Welpenhandel werden Bürgerinnen und Bürger gebeten, sich an Polizei oder Veterinäramt zu wenden, 02336 93-2472 oder per E-Mail: vet.amt@en-kreis.de
>>> Wie man seriöse Hundezüchter findet
Wer sich ernsthaft für einen Hund interessiert und überlegt, sich ein Tier anzuschaffen, hat verschiedene Möglichkeiten, sich im Vorfeld zu informieren. Etwa über die Internetseite des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) unter der Adresse www.vdh.de
Es gibt Infos zu den in Deutschland gelisteten Rassen und ein Verzeichnis zertifizierter Züchter. Es gibt Tipps, was zu beachten ist, etwa in den Bereichen Auslauf, Pflege, Futter, Tierarztkosten und mehr.
Wer noch unentschlossen ist, welche Rasse es letztlich werden soll, findet einen Online-Fragebogen, der Hilfestellung bei der Suche nach dem tierischen Partner gibt.
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Grundsätzlich darf kein Welpe in einem Alter von unter acht Wochen von der Mutter getrennt und abgegeben werden. Innerhalb der EU dürfen Jungtiere über 15 Wochen legal über Grenzen gebracht werden.
Erst ab diesem Alter ist ein vollständiger Schutz gegen Tollwut möglich. Die Impfung kann ab einem Lebensalter von zwölf Wochen erfolgen, der Aufbau der Antikörper dauert drei Wochen. Bei der Einfuhr aus einem Drittland darf der Welpe frühestens mit sechs Monaten über die Grenze. 30 Tage nach der Impfung muss eine Blutkontrolle auf Antikörper erfolgen, anschließend gilt eine Wartezeit von drei Monaten.