Hattingen. Ihr erstes Jahr als Amtstierärztin hat Bettina Buck aus Hattingen nun hinter sich. Es war ein turbulentes Jahr mit vielen traurigen Erlebnissen.

„Turbulent“, sagt Bettina Buck, verlief für sie das Jahr 2021. Für die Hattingerin war es ihr erstes Amtsjahr als Leiterin des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes. Und das sollte bereits abenteuerlich beginnen:

In den ersten Tagen ihres neuen Amtes (das war streng genommen noch 2020, kurz vor Weihnachten), war sie bei einer Wohnungsräumung dabei. Es galt Katzen aus schlechter Haltung zu retten. Und als sie eine dieser Katzen auf dem Arm hat, passiert das Unglaubliche: „Ich wollte sie gerade in die Transportbox packen, da dachte ich: Warum wird es plötzlich so nass“, blickt Buck zurück.

Das Jahr der Amtstierärztin beginnt mit zwei neuen Familienmitgliedern

Wie sich herausstellt, hat das Tier just diesen Moment auserkoren, um mit dem Werfen ihrer Jungen zu beginnen. „Zum Amtsantritt habe ich diese Katze bekommen“, lächelt die 41-Jährige. Denn die Mutter wie auch einen der Welpen hat sie aus diesem Tierschutzfall übernommen – startete also mit zwei neuen Familienmitgliedern ins Jahr 2021.

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„Fortnahmen“ wie diese von Tieren aus schlechter Haltung gab es in den darauf folgenden Monaten so einige. „In vielen Fällen ist das gar keine Absicht, dass die Tiere vernachlässigt werden“, sagt Bettina Buck. „Es ist ein schleichender Prozess der Überforderung.“ Und der kommt im Zuge der Corona-Pandemie immer öfter vor. Denn Depressionen haben ebenfalls zugenommen und dann leidet häufig auch die Versorgung der tierischen Mitbewohner. „Die Leute kriegen sich nicht motiviert“, weiß Buck, der die menschlichen Schicksale dahinter ebenso nahe gehen.

Im Jahrhundert-Hochwasser verendeten und verschwanden viele Tiere

Ebenfalls mit herzzerreißenden Geschichten ist für die Amtstierärztin das Jahrhundert-Hochwasser im Juli verbunden, bei dem Weidetiere weggerissen und fortgespült wurden. „Viele sind ja auch gar nicht wieder aufgetaucht“, erklärt die 41-Jährige sichtlich betroffen. „Vermutlich liegen sie auf dem Grund der Ruhr.“

Doch auch wenn sie wieder aufgetaucht sind, bedeutete das nicht zwingend ein Happy End für die Vierbeiner. Eine Kuh etwa war von Wetter bis nach Hattingen getrieben worden, hatte die nasse Reise wie durch ein Wunder überlebt und landete auf einem Campingplatz – wo sie erschossen wurde. Erfahren hat Buck das erst durch den Anruf der Polizei, das Veterinäramt solle die Ohrmarke identifizieren. „Das war ein schwarzer Tag“, erinnert die Veterinärin sich traurig. „Da war ich sehr betroffen.“

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Folgen des Hochwassers beschäftigen das Veterinäramt noch Wochen danach

Überhaupt hat das Hochwasser für ziemlichen Wirbel gesorgt. „Da waren wir nicht drauf vorbereitet“, erklärt Buck ernst. So war das erste Thema, mit dem sie sich im Kreis-Krisenstab befasst habe, Notstromaggregate für die Landwirte aufzutreiben, damit beispielsweise Schweineställe weiter betrieben werden konnten. „Jetzt wissen wir, wer Notstromaggregate hat oder eine Schießgenehmigung für Rinder“, sagt sie – Wissen, das beim nächsten Hochwasser viel wert sein wird.

Und auch die Zeit nach dem Hochwasser bleibt für Bettina Buck und ihre Kollegen vom Veterinäramt angespannt. Etwa acht Wochen lang, schätzt sie, dauerten die hochwasserbedingten Nacharbeiten. Unter anderem galt es die überschwemmten Weideflächen auf Schadstoffe zu untersuchen. Überraschenderweise ist hier aber nur wenig Schaden entstanden.

Mit Tierseuchen hat das Veterinäramt auch zu kämpfen

Außerdem halten vier Tierseuchen die Amtstierärztin im Jahr 2021 auf Trab. So etwa eine (für den Menschen ungefährliche) Fischseuche, die von Forellen aus Dänemark in einige Angelteiche des Kreises eingeschleppt wurde, und die „bösartige Faulbrut“, ein Bakterium, das Bienenmaden in der Wabe zersetzt.

Was 2022 für die Amtstierärztin ansteht

Für das Jahr 2022 sieht Bettina Buck drei wichtige Themenfelder auf sich zukommen:

Zum einen werden die Tierseuchen sie weiter beschäftigen. Dazu droht, dass auch Mittelmeerseuchen vermehrt auch in unseren Gefilden auftreten. Das könnte im Zuge des Klimawandels passieren und zwar, indem die Erreger durch Mücken übertragen werden. „Das ist schon absehbar, dass das kommt“, sagt die Amtstierärztin.

Außerdem geht sie davon aus, dass künftig noch mehr Heimtiere von ihren Haltern nicht mehr versorgt werden können – nämlich jene, die im Zuge der Corona-Pandemie und Home-Office-Regeln angeschafft wurden.

Vermehrt einsetzen will sie sich außerdem gegen den illegalen Welpenhandel, der mittlerweile in quasi mafiösen Strukturen organisiert betrieben wird. Regelmäßig hat die Amtstierärztin mit Fällen zu tun, bei denen Hundewelpen unter dem Deckmantel des Tierschutzes aus dem Ausland vermittelt werden. Erst hier fällt dann auf, dass es sich um extra für den Handel nach Deutschland gezüchtete Tiere handelt.

Geflügelpest und Afrikanische Schweinepest sind zwar noch nicht im Kreis selbst aufgetaucht, aber „die Gefahr schwebt über uns“, sagt Buck. Zu ihren Aufgaben gehört deshalb auch, deren Verbreitung im Auge zu halten, wobei der die Einschläge immer näher kommen. Bei der Geflügelpest etwa gibt es Nachweise bei Hausgeflügel in den Kreisen Paderborn, Wesel und Soest – nicht weit genug entfernt, um ungefährlich zu sein.

Aber es gibt dann und wann auch schöne Erlebnisse für die Amtstierärztin, ein besonders angenehmes im Oktober 2021. Da war sie dabei, als die Schwäne der Paasmühle am Kemnader See ausgewildert worden sind. „Das war wunderschön“, erinnert sie sich.

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