Hattingen. Radfahrer dürfen zunächst bis Ende März 2021 die obere Heggerstraße in Hattingen weiterhin nutzen. Warum eine Beschwerde dagegen ins Leere läuft.
Zwei Aufreger rund ums Radfahren hat der Rat der Stadt in seiner letzten Sitzung seiner Legislatur abgeräumt. Die Radfahrer dürfen sich dabei mal als Gewinner, mal als Verlierer fühlen.
Die obere Heggerstraße bleibt für das Radfahren rund um die Uhr geöffnet. Das Stadtparlament hat die Einschätzung der Stadt gebilligt, die Einwände von Reinhard Birck gegen diese Entscheidung für erledigt zu erklären. Der ehemalige Leiter des städtischen Ordnungsamtes wollte die Freigabe der Fußgängerzone zwischen Moltke- und Augustastraße stoppen.
Seit der Öffnung für Radfahrer gleiche die Heggerstraße vor allem abends und am Wochenende einem Hindernisparcours, argumentiert Birck. Der abschüssige Bereich insbesondere ab Woolworth werde von vielen Radfahrern für hohe Geschwindigkeit genutzt. „Diese gefährliche Fahrweise lässt es nicht zu, auf eine plötzlich auftretende Situation zu reagieren“, sagt Birck.
Von Unfällen ist der Stadt nichts bekannt
Ein Zusammenprall mit anderen Personen oder sonstigen Gegenständen hätte katastrophale Folgen für die Beteiligten. „Es ist für mich nur eine Frage der Zeit, bis hier etwas Schlimmeres passiert.“
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Das sieht die Stadt anders. „Von Gefahrensituationen oder gar Unfällen ist uns nichts bekannt“, sagte Christine Freynik in der Ratssitzung. Die Stadt beobachte die Situation genau, weil man sich gerade mitten in der einjährigen Testphase befinde, die im März 2021 zu Ende geht.
„Dann wird über das weitere Vorgehen entschieden“, so die Erste Beigeordnete. Wegen der eindeutigen politischen Beschlusslage sei die Eingabe für erledigt zu erklären.
Vor-Ort-Termin nach der ersten Entscheidung
Einen neuen politischen Beschluss gibt es für das Radeln auf der Werksstraße. Der Rat der Stadt hat die Entscheidung des Haupt- und Finanzausschusses gekippt, auf beiden Fahrbahnseiten einen durchgehenden Schutzstreifen für Radfahrer anzulegen.
Die an der Südseite der Werksstraße angesiedelten Unternehmen waren gegen den Radstreifen Sturm gelaufen. Sie benötigten die Flächen unbedingt zum Be- und Entladen beim Lieferverkehr, argumentieren sie. Wenige Tage nach dem Beschluss im Haupt- und Finanzausschuss hatten sie Ratsvertretern von CDU und FDP ihre Lage vor Ort geschildert und auf eine Änderung der Planungen gedrängt.
„Die Unternehmen haben es schwer genug“
„Für sechs Radfahrer am Tag dürfen wir heimischen Unternehmen keine Steine in den Weg legen. Die haben es schwer genug“, erläuterte FDP-Fraktionschef Gilbert Gratzel.
Und auch Reinhard Korfmann von der CDU mahnte eindringlich, die Vorfahrt für Radfahrer an dieser Stelle nicht zu übertreiben. „Der Schutzstreifen wird an zwei Stellen unterbrochen, die Radfahrer fahren dann einfach auf der Straße weiter wie sonst auch. Das ist zumutbar“, so Korfmann.
Mit 20:19-Stimmen setzte sich die wirtschaftsfreundliche Radweg-Variante durch. Die Grünen, im Hauptausschuss noch für die Pläne mit zwei Schutzstreifen, sorgten im Rat mit drei Zustimmungen und zwei Enthaltungen für die Wende. Sie streben eine Verbesserung für Radler nun in einem zweiten Schritt an – wenn die Straße Am Büchsenschütz saniert wird.