Hattingen. Eine Bürger-Initiative will die Südstadt Hattingen mit neuem Bouleplatz stärken. Kritiker sagen: Kinder und Naturschutz sind vergessen worden.
Am Spielplatz Am Bahndamm/Wildhagen in Hattingen entsteht ein Bouleplatz. Das Projekt stößt bei Anwohnern und Bürgern auf Kritik.
Die Initiative „Südstadt zusammen“, die Anfang 2021 mit Fördermitteln den Spielplatz umgestaltete, hatte die Idee für den Platz. Bürger hätten darauf aufmerksam gemacht, dass ein generationsübergreifender Treffpunkt in der Südstadt fehle, so Brigitte Eilering von der Initiative. Anfang 2022 entstand so die Idee des Bouleplatzes. 2000 Euro stellt die Stadt aus der Stadtteilförderung dafür bereit, so Stadtsprecherin Jessica Krystek. Laut Nina Jäger, Sprecherin der HWG, gehört der Spielplatz der Stadt und wird durch die HWG betreut. Die Pflege der Boulebahn indes würde die Initiative übernehmen.
Geplanter Bouleplatz in der Südstadt Hattingen stößt auf Kritik
„Die Stadt hat am grünen Tisch vorbei gehandelt. Zwei Punkte wurden bei der Planung vergessen: Kinder und Natur“, sagt Thomas Griesohn-Pflieger von der AG Ökozelle. Er hätte sich einen Naturerlebnisspielplatz für Kinder gewünscht.
Besonders verärgert der Zaun, der nächste Woche aufgestellt werden soll, um „den Bouleplatz vom Bach zu trennen“, so Krystek. Er soll nach Bürgeraussagen sichern, dass Kinder nicht in den Bach fallen. Zuvor habe eine Hecke dort gestanden. „Der Zaun ist für Tiere furchtbar. Sie kommen nicht mehr vom HSpielplatz runter“, sagt Herbert Cieplik (59). Viele HWG-Mieter befürchteten außerdem, so HWG-Vertreterin Inge Berger, dass die Mieter die Gärtnerarbeiten tragen müssten.
Rodung stößt sauer auf
Cieplik stößt auch die Rodung am Spielplatz sauer auf. „Dort soll eine Blühwiese entstehen. Mag sein, dass Bienen kommen, aber was ist, wenn dann Kinder gestochen werden?“ Griesohn-Pflieger ergänzt: „Dort ist magerer Boden, es wächst, was wachsen soll. Nun soll Mutterboden aufgetragen werden, damit nicht heimische Pflanzen wachsen“, kritisiert er.
Cieplik bemängelt, dass der Spielraum für die Kinder verkleinert würde und die Kombination Spielplatz, Bouleanlage, Kleingärten „nicht glücklich“ sei. Es sei der verkehrte Ort für einen Bouleplatz – zumal der im Hillschen Garten nicht genutzt würde. „Dort könnte man doch auch spielen. Aus der Nachbarschaft hier will dort niemand spielen.“
Martin Maschka vom Verein Artenschutz sieht das Projekt als Chance
Naturführer Martin Maschka vom Verein Artenschutz Ruhrgebiet hingegen findet nun, dass beim von Inge Berger angeregten Treffen von HWG, Stadt, Initiative und besorgten Bürgern ein guter Kompromiss gefunden wurde, glaubt, dass sich die Naturschutzsituation am Bachlauf verbessern wird.
Lebewesen am Bach
Am Bach gab es es in den 1970er-/1980er-Jahren laut Martin Maschka vom Artenschutz Ruhrgebiet e.V. ein gutes Salamandervorkommen. Heute würden nur noch einige wenige Salamander gesichtet, meistens in den benachbarten Kleingärten.Jetzt leben am Bach noch Berg- und Teichmolche sowie Erdkröten. Würde der Bach renaturiert, Felsen ins Flussbett gelegt, böte er Raum für Bachstelzen und Wasseramseln. Und Kinder könnten auf ihnen klettern. „Aber das ist noch Wunschdenken.“
Er erhofft sich von dem Bouleplatz eine bessere Kontrolle des Naturschutzes. „Oft ist in den Bach illegal alles Mögliche eingeleitet oder auch Wasser entnommen worden. Da können wir künftig schneller reagieren. Und im November soll es ein Projekt geben, das nahe gelegene Biotop wieder herzurichten.“
Kinder könnten weiter den Bach entdecken, vom Bahndamm aus. „Wir haben auch einen Antrag bei der Wasserbehörde gestellt, den Bach zu renaturieren, ihn also in Kurven zu führen“, so Maschka. „Es ist, als würde der Bach aus der vergessenen Welt wieder hervortauchen.“ Auch die Initiative plant weiter: „Wir haben noch viele Ideen wie das Open Gardening.“