Hattingen. Netzbetreiber Amprion will die Hochspannungstrasse von Hattingen nach Wuppertal ausbauen. Was bislang über das Projekt bekannt ist.

Der Stromnetzbetreiber Amprion will die 25 Kilometer lange Hochspannungstrasse von Hattingen zum Wuppertaler Stadtteil Linde ausbauen und das Umspannwerk an der Isenbergstraße erweitern. Mit den ersten vorbereitenden Schritten startet das Unternehmen im Mai. Bei der Inbetriebnahme der erneuerten Strecke schreibt man nach jetzigem Stand das Jahr 2033.

Techniker untersuchen die Trasse in Hattingen

Amprion plant, die jetzige 220-Kilovolt-Leitung durch eine deutlich leistungsstärkere 380-Kilovolt-Stromverbindung zu ersetzen. Eine solche Veränderung heißt in der Regel, dass sich die Zahl der aus Stahl und Aluminium bestehenden Leitungsseile erhöht, statt zwei sind es dann bis zu vier. Da das Unternehmen noch am Anfang der Planungen stehe, könne man noch keine Einzelheiten nennen, so Projektsprecherin Mariella Raulf.

Doch bis es soweit ist, geht noch einige Zeit ins Land. Vorher hat der Netzbetreiber nämlich noch eine ganze Reihe an Hausaufgaben zu erledigen. In den nächsten Wochen und Monaten prüfen Techniker unter anderem die Statik der Strommasten und entscheiden darüber, ob sie nachgerüstet werden müssen, sagt Projektsprecherin Mariella Raulf. Nach ihren Worten kann es dazu führen, dass höhere Masten, stärkere Stahlträger oder auch neue Fundamente erforderlich sind.

Fachleute berechnen die künftigen elektromagnetischen Felder

11.000 Kilometer langes Stromnetz

Die Amprion ist einer von vier Netzbetreibern in Deutschland. Das 11.000 Kilometer lange Höchstspannungsnetz transportiert Strom in einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen.

Am Hauptsitz in Dortmund und an mehr als 30 weiteren Standorten sind rund tätig.

Das Netz von Amprion von Amprion sorgt dafür, dass rund 29 Millionen Menschen in Deutschland Strom bekommen.

Die Entfernung zwischen den Strommasten, bei denen es sich um Stahlgitterkonstruktionen handelt, beträgt zwischen 300 und 500 Meter.

Darüber hinaus beginnt Amprion mit Modellrechnungen zu den künftigen elektromagnetischen Feldern. Diese entstehen durch Transport von Strom. „Wir wollen vor allem wissen, welche Folgen es hat, wenn die neue Trasse unter Volllast steht und ihre gesamten Kapazitäten zum Einsatz kommen“, so die Sprecherin. Die Ergebnisse können unter anderem dazu führen, dass an der einen oder anderen Stelle auch noch Veränderungen zu der jetzigen Streckenführung vorgenommen werden. Denn letztlich komme es darauf an, alle bestehenden Grenzwerte zum Schutz von Mensch und Umwelt auch einzuhalten.

Darüber hinaus sind schon bald, so Raulf, Spezialisten unterwegs, um den Bestand von Pflanzen und Tieren zu erfassen. Von den Ergebnissen hängt es ab, inwieweit Amprion Schutzmaßnahmen ergreift. Dazu gehören beispielsweise spezielle Markierungen an den Leitungsseilen, die Vögel warnen sollen.

Unternehmen will Bürger zum Informationsgespräch einladen

Eine Inbetriebnahme der erneuerten Leitungen ist für das Jahr 2033 vorgesehen.
Eine Inbetriebnahme der erneuerten Leitungen ist für das Jahr 2033 vorgesehen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Um die Bürger in „diesem noch recht frühen Planungsstadium“, so Raulf, über das Vorhaben zu informieren, will Amprion die Bevölkerung Mitte Mai zu einem Gesprächsabend einladen. Der genaue Termin stehe noch nicht fest, werde aber in Kürze bekannt gegeben. „Um die Klimaziele zu erreichen und den Netzausbau voranzubringen, braucht es mehr als Ingenieurwissen. Ebenso wichtig ist die gesellschaftliche Akzeptanz“, hebt die Sprecherin hervor.

Zusätzliche Leitungsseile und gegebenenfalls auch stärkere Stahlträger sind für den Ausbau voraussichtlich notwendig.
Zusätzliche Leitungsseile und gegebenenfalls auch stärkere Stahlträger sind für den Ausbau voraussichtlich notwendig. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Amprion baue das heimische Stromnetz aus, um auch auf Dauer die Versorgung im Bergischen Land und im Ruhrgebiet zu gewährleisten. Der Bedarf an Strom werde sowohl in privaten Haushalten als auch im Gewerbe und der Industrie weiter steigen. Vor allem sei mehr und mehr Öko-Strom gefragt, damit die Energiewende gelinge und der Klimaschutz vorankomme.

Kritik während des Verfahrens einbringen

Der Ausbau des Netzes zwischen Hattingen und Linde gehört zu einer Vielzahl an Projekten bundesweit, um die Transportkapazitäten von Strom zu steigern. Im Bundesbedarfsplangesetz, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt, sind laut Raulf die Vorhaben auch entsprechend verankert.

Bürger sollen aber ebenso noch zu Wort kommen. Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens sollen sie ihre Meinung äußern können. Bis zu dessen Start dauert es aber voraussichtlich noch ein oder zwei Jahre.

Kritische Stimmen aus Kreisstadt Schwelm

In Schwelm, neben Hattingen und Sprockövel eine von drei Kreisstädten, durch die die Trasse führt, hat die Verwaltung bereits angekündigt, das Vorhaben kritisch zu begleiten. Bürgermeister Stephan Langhard erklärte bereits: „Die Bürger erwarten, dass wir einen Prozess moderieren, für den wir gar nicht der Auslöser sind. Wir müssen ganz genau darauf schauen, welche Auswirkungen dieses Vorhaben auf das Stadtbild in unserer sehr flächenkleinen Kommune hat und natürlich welche Auswirkungen auf die Menschen, die in unmittelbarer Nähe der Trasse leben.“ Amprion werde diese Fragen beantworten müssen.