Hattingen. Die Preise für Eigenheime in Hattingen sind weiter gestiegen und erreichen neue Spitzenwerte. Das sagen Immobilienexperten zu den Zahlen.

Die Preise für Eigenheime und Grundstücke sind in Hattingen noch einmal kräftig gestiegen, teils bis zu 13 Prozent. Ob der Höhenflug anhält, das bezweifeln Immobilien-Experten aber inzwischen.

Massive Preissteigerungen für Eigentumswohnungen in Hattingen

Nachdem schon in den Vorjahren die Preise nach oben kletterten, hielt der Trend auch 2021 an. Das geht aus dem Grundstücksmarktbericht des EN-Kreises hervor. Der bislang anhaltende Niedrigzins zählt für Marc Wimmers, Immobilien-Fachmann der Sparkasse Hattingen, zu den entscheidenden Preistreibern. Die bisherige Zinsentwicklung ist auch für Stephan Cummerwie vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte der maßgebliche Faktor, dass im Kreisgebiet Eigenheime zwischen zehn und zwanzig Prozent teurer geworden ist. Der Ausschuss hat für seinen Bericht insgesamt 2911 Kaufverträge von Gebäuden und Grundstücken ausgewertet, in 62 Fällen handelte es sich um den Verkauf von Eigenheimen.

Finanzamt für Fragen zu Bodenrichtwerten zuständig

In diesem Jahr steht die Reform der Grundsteuer an. In dem Zusammenhang sind auch die vom Gutachterausschuss des Kreises beschlossenen Bodenrichtwerte für alle Grundstückseigentümer von Bedeutung.

Deren weitere Verarbeitung nimmt aber die Finanzverwaltung des Landes vor, die wegen der Grundsteuereform demnächst Eigentümer anschreibt.

Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses können hierzu keine Hinweise geben. Für entsprechende Fragen soll ab 1. April eine Hotline des zuständigen Finanzamtes freigeschaltet sein.

Schaut man sich in Hattingen die Zahlen genau an, ergibt sich folgendes Bild: Für ein älteres frei stehendes Ein- oder Zweifamilienhaus, das aus der Zeit zwischen 1950 bis 1974 stammt, zahlte ein Erwerber im Jahr 2020 im Durchschnitt noch 369.000 Euro, im vergangenen Jahr waren es bereits 425.000 Euro. Eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenendhaus, das vor 1949 entstanden ist, kostete zuletzt 252.000 Euro, im Jahr davor waren es noch 236.000. Erheblich teurer wurden auch Eigentumswohnungen. Ein Beispiel von Gebäuden, die zwischen 1995 bis 1999 entstanden sind: Zahlte der Käufer in 2020 noch 1860 Euro pro Quadratmeter, musste er im zurückliegenden Jahr schon 2060 Euro aufbringen.

Im gesamten Kreisgebiet gibt es kaum noch Neubaugebiete

Cummerwie verdeutlicht, dass es sich jeweils um Durchschnittswerte handelt und die jeweiligen Preise je nach Lage oder Größe des Hauses nach oben oder unten abweichen können. Auffällig war nach Angaben des Fachmanns in 2021, dass „die Zahl der Verträge über bebaubare Grundstücke um 30 Prozent zurückgegangen ist“. Die Ursache sei simpel: „Im gesamten Kreisgebiet gibt es kaum noch neue Baugebiete“, so der Fachmann. Daran werde sich auch in absehbarer Zeit kaum etwas ändern.

Die Preise für Grund und Boden haben ebenso weiter angezogen. Im Durchschnitt kostet im EN-Kreis der Quadratmeter für ein Grundstück 279 Euro, im Jahr davor waren es noch 265 Euro. „Das ist immerhin ein Plus von fünf Prozent“, so der Experte. Spitzenreiter bei den Bodenrichtwerten im Ennepe-Ruhr-Kreis bleibt Herdecke. Am „Ahlenberg“ ist bei einer Grundstücksgröße von 1.000 Quadratmetern und 400 Euro/Quadratmeter ein Preis von 400.000 Euro zu zahlen. Bei Grundstücken in guter Lage von Hattingen zahlt man aber durchaus auch Preise von 380 Euro je Quadratmeter, so das Gutachten.

Immobilienexperten weisen auf steigende Zinsen hin

Der Ortsteil Niederwenigern stößt laut Immobilienexperten auf ein wachsendes Interesse bei Bürgern aus dem Essener und dem Bochumer Süden.
Der Ortsteil Niederwenigern stößt laut Immobilienexperten auf ein wachsendes Interesse bei Bürgern aus dem Essener und dem Bochumer Süden. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Wie massiv sich der Immobilienmarkt langfristig betrachtet verändert hat, zeigt nach Darstellung von Cummerwie ein Blick auf die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. Ein Haus, das man 2010 beispielsweise für 220.000 Euro gekauft hat, kostet heute das Doppelte. Der entscheidende Unterschied: Die Zinsen lagen früher bei etwa vier, zuletzt bei nur noch einem Prozent.

In den vergangenen Wochen, aber nicht erst seit Beginn des Ukraine-Krieges, steigen die Zinsen allerdings wieder und liegen bei 1,6 oder 1,7 Prozent, erläutern die Immobilien-Fachleute Marc Timmers und Kaaz Öztürk. Das könne durchaus ein Absenken der Kaufpreise zur Folge haben. Da Kreditnehmer längerfristige Zinsbindungen haben, könne man aber davon ausgehen, dass bestehende Finanzierungskonzepte nicht in Schieflage geraten.

Derweil wollen immer mehr Menschen aus dem Essener und dem Bochumer Süden nach Hattingen ziehen, sagt Makler Christian Kreutzmann. Beispielsweise stoße der Stadtteil Niederwenigern bei ihnen auf großes Interesse. Sie sind vor allem auf der Suche nach bestehenden Immobilien.