Hattingen. Branko Wositsch ist Migrationsberater in Diensten der Caritas Ennepe-Ruhr. Wie er Menschen aus Krisengebieten in seinem Büro in Hattingen hilft.

Menschen aus Krisengebieten berät Branko Wositsch schon seit einigen Jahren, ab sofort kann der Migrationsberater in Diensten der Caritas Ennepe-Ruhr auch ukrainischen Geflüchteten ohne Aufenthaltsstatus helfen, hier Fuß zu fassen. Viele der hierher kommenden Ukrainerinnen und Ukrainer, ahnt er, werden dabei neben behördlicher vor allem auch psychologische Hilfe benötigen. „Diese Menschen kommen ja mit einem Rucksack voller Ängste und traumatischer Erlebnisse zu uns.“

Eine unbegleitete minderjährige Geflüchtete benötigte Kleidung

Gerade hat Branko Wositsch in der Beratungsstelle „Migration und Integration“ in einer umgebauten ehemaligen Tankstelle auf der Bahnhofstraße den ersten der in Hattingen angekommenen ukrainischen Geflüchteten empfangen, eine „unbegleitete minderjährige Geflüchtete“. Diese benötigte u.a. Kleidung, die Wositsch kurzfristig als Spende von seinen Töchtern und deren Freundinnen erhielt.

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Dass die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer ein Dach über dem Kopf bekommen, dafür sorge zwar die Stadt Hattingen, manche würden auch bei Verwandten oder Freunden unterkommen, sagt Wositsch. „Aber danach geht es ja weiter. Sie brauchen psychosoziale Hilfe, um ihre Traumata zu verarbeiten, Essen, Geld, eine Krankenversicherung, Ehe- oder Geburtsurkunden müssen übersetzt und anerkannt werden. Viele Erwachsene wollen hier arbeiten, die Kinder sollen in die Kita oder in die Schule. Dafür müssen sie Formulare ausfüllen, die richtigen Anlaufstellen kennen.“ Und dafür benötigten Geflüchtete jemandem, der sich mit diesen Themen und der Bürokratie hier gut auskenne.

Wositsch nennt Deutschland „Bürokratie-Weltmeister“

Zumal in einem Land, so Wositsch, das er selbst als „Bürokratie-Weltmeister“ bezeichnet. „Auch die ukrainischen Geflüchteten sollten dabei wissen, dass ich als Migrationsberater keine Almosen verteile, sondern dass ihnen eine solche kostenlose Beratung in unserer demokratischen humanitären Gesellschaft zusteht, ebenso manche andere Unterstützungsangebote und finanziellen Hilfen, auf die ich sie hinweisen kann.“ Die hohe Scham, etwas anzunehmen, die viele hätten, müsse auf keinen Fall sein, so Wositsch.

Wo Geflüchtete beraten werden

Branko Wositsch berät Menschen in der Caritas-Beratungsstelle „Migration und Integration“ in der ehemaligen Tankstelle auf der Bahnhofstraße 64 in Hattingen, montags um 17 Uhr und mittwochs um 10 Uhr hält er eine offene Sprechstunde vor. Für Flüchtlinge aus der Ukraine bietet er ab dem 30. März jeweils mittwochs um 12 Uhr eine zusätzliche offene Sprechstunde an.

Alle Sprechstunden können ohne Termin wahrgenommen werden, die Beratung ist kostenlos. Besucherinnen und Besucher sollten allerdings Wartezeit mitbringen. Alternativ kann man auch Termine mit Branko Wositsch vereinbaren. Kontakt:02324-56 99 023, Email:

Im Jahr 2021 wurden in der Migrationsberatung von Branko Wositsch rund 180 Menschen mittel- bis längerfristig beraten.

Dass Geflüchtete aus Krisengebieten zunächst für gewöhnlich kein Deutsch sprechen, erschwere die Beratung natürlich, sagt der 56-Jährige. Allerdings kenne er das Problem der Sprachbarriere bereits. Geflüchtete aus Syrien, dem Irak, Eritrea berät der frühere langjährige Leiter des Caritas-Suchthilfezentrums seit seinem Wechsel in die Migrationsberatung Anfang 2019. Die Sprachbarrieren seien oftmals groß, „ich arbeite teils viel mit Händen und Füßen, mitunter finden sich auch Bekannte als Dolmetscher. Verständigung ist immer möglich, wenn auch kräftezehrend“, sagt Branko Wositsch.

Das A und O, um sich in diese Gesellschaft zu integrieren: Deutsch lernen

Manchmal funktioniere die Verständigung aber auch auf Englisch. Viele der aus der Ukraine Geflüchteten, glaubt er, beherrschten diese Sprache sehr gut. Ansonsten sei er zudem „sehr zuversichtlich, dass wir auch ehrenamtliche Übersetzer und Übersetzerinnen für die ukrainischen Flüchtlinge bekommen werden“. Mittelfristig gesehen sei es allerdings auch für sie „das A und O, Deutsch zu lernen, um sich in diese Gesellschaft zu integrieren „Dann dürfte es aus meiner Sicht den meisten leichter fallen, sich hier in beruflicher beziehungsweise gesellschaftlicher Sicht schnell zu integrieren.“

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Denn dass der Aufenthalt etwa in Hattingen oder anderen deutschen Städten für die aus ihrer Heimat geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer nur von kurzer Dauer sein wird: Das wünscht Wositsch ihnen zwar, aber für realistisch hält er das eher nicht. „Wohin sollen sie denn so schnell zurück gehen, wenn ihre Häuser in der Heimat zerstört sind, teils auch ihre Verwandten im Krieg ums Leben gekommen sind?“ fragt er. „Ich gehe davon aus, dass diese Geflüchteten hier länger bleiben werden.“

Geflüchteten Hoffnung für ihre Zukunft geben

Für umso wichtiger hält Wositsch es daher, diesen Menschen „Hoffnung für ihre Zukunft zu geben und ihnen zu signalisieren: Wir gehen den Weg mit euch gemeinsam, ihr seid nicht allein“.