Hattingen. Der Lungenfacharzt Michael Behn lässt sich in Hattingen nieder. Was der 54-Jährige über seine Tätigkeitsschwerpunkte sagt – und über Long Covid.
Mit Mitte 50 verspürte Michael Behn noch einmal Lust nach Veränderung – und das hat für Hattingen eine Premiere zur Folge. Lässt sich der Pneumologe, der bislang in einer Gemeinschaftspraxis in Bochum tätig war, doch mit einer eigenen Praxis an der Moltkestraße 4 nieder. Am Montag, 4. Oktober, wird sie eröffnet.
Nahezu täglich mit Patienten mit Long-Covid-Symptomen zu tun
Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie sowie Schlafmedizin nennt der 54-jährige Michael Behn als seine Tätigkeitsschwerpunkte. In den vergangenen Monaten allerdings habe er auch nahezu täglich mit Patienten mit Long-Covid-Symptomen zu tun gehabt. Seit kurzem, so der Internist, gebe es dabei übrigens eine Leitlinie für die Behandlung von Long-Covid-Betroffenen. Reha werde für diese dabei ebenso empfohlen wie die Verschreibung von Physiotherapie. „Weil es Betroffenen vielleicht gut tun könnte.“ Letztlich indes wisse man noch immer „sehr wenig über Long Covid und eine effektive Therapie“, bedauert Behn. Obwohl viel zum Thema geforscht werde und es erste Behandlungsansätze gebe.
Abklären, ob hinter Long-Covid-Symptomen nicht auch ein anderes Problem steckt
Er selbst kläre bei den Untersuchungen potenzieller Long-Covid-Patienten dabei zunächst stets ab, inwieweit hinter typischen Long-Covid-Symptomen wie Dauermüdigkeit oder Antriebslosigkeit nicht womöglich auch ein anderes Problem stecke. Zum Beispiel eine bis dato unerkannte Schlafapnoe: also nächtliche Atemaussetzer. Diese seien im Gegensatz zu – Mitbewohner zumeist allerdings störendem – Schnarchen durchaus gesundheitsgefährdend.
Für eine detaillierte Diagnose solcher Apnoen arbeitet Behn, den in seiner Hattinger Praxis künftig eine pneumologische Assistentin und vier medizinische Fachangestellte unterstützen, hierbei auch mit einem Schlaflabor in Bochum zusammen.
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Und sonst? Sagt Michael Behn, dass COPD-Patienten nach wie vor ein Großteil der Patienten von Pneumologen ausmachen; und er über sich, dass er ein besonderes Faible für die Allergologie hat. Viele seiner Patienten hätten dabei allergiebedingtes Asthma, aber auch Nahrungsmittel-Allergien. Allergikern biete er u.a. Hyposensibilisierungen an – in Form von Spritzen oder auch Tabletten „In der medizinischen Behandlung tut sich gerade im Bereich der Allergien aber zurzeit sehr viel“, sagt Behn. So gebe es, zum Beispiel, seit kurzem einen Nahrungsmittelzusatz, der die Aufnahme von Allergie-Botenstoffen im Körper hemme.
Immunsystem der Bürger wurde zuletzt sehr wenig trainiert
Allergien, so der 54-Jährige, hätten in den letzten Jahren übrigens deutlich zugenommen – nicht zuletzt, weil viele Kinder heutzutage „zu steril“ aufwüchsen. Die coronabedingte Kontaktarmut der vergangenen Monate könne dabei zig weitere Allergiker zur Folge haben. „Denn das Immunsystem der Bürger wurde zuletzt ja sehr wenig trainiert.“
Kontakt zur Praxis: www.lungenfacharzt-hattingen.de (freigeschaltet ab 20.09.)
>>> Ein bestehender Kassenarztsitz ist verlegt worden
Hinter der Tatsache, dass Hattingen nun einen niedergelassenen Lungenfacharzt hat, steckt ein kompliziertes Prozedere. Denn eigentlich ist die „Raumordnungsregion Bochum/Hagen“, zu der Hattingen zusammen mit Bochum, Hagen, Herne, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Märkischen Kreis gehört, mit „fachärztlich tätigen Internisten“ über Bedarf versorgt, sagt Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Die Arztgruppe der Pneumologen, also der Lungenfachärzte, werde, so Pudlo, dabei als eine gemeinsame Arztgruppe gezählt – zusammen mit den Angiologen (Ärzte für Gefäßerkrankungen), Endokrinologen (für hormonelle Erkrankungen), Gastroenterologen (für Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes), Onkologen (für Tumor-und Krebserkrankungen), Nephrologen (für Nierenerkrankungen), Kardiologen (für Herzerkrankungen) sowie Rheumatologen (für rheumatische Erkrankungen).
Versorgungsgrad aktuell bei 125,5 Prozent
Der fachinternistische Versorgungsgrad liege in der Raumordnungsregion Bochum/Hagen aktuell bei 125,5 Prozent, so Pudlo. Es gebe zurzeit also keine freien Niederlassungsmöglichkeiten. „Es ist jedoch möglich, die Verlegung eines bereits vorhandenen Arztsitzes zu beantragen.“ Dies muss vom zuständigen Zulassungsausschuss genehmigt werden, einem Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung, das sich paritätisch aus Vertretern der Ärzte und der Landesverbände der Krankenkassen zusammensetzt.
Im Fall von Michael Behn sei dabei „keine zusätzliche Niederlassungsmöglichkeit entstanden, sondern ein bestehender Sitz verlegt worden“, sagt Pudlo. Von Bochum nach Hattingen.