Hattingen. Die Situation in der Ukraine beschäftigt auch Hattingens Kinder. Manche Grundschüler haben schon die Frage gestellt, ob nun ein Atomkrieg droht.
Der Krieg in der Ukraine, er bewegt nicht nur Erwachsene, sondern bereits kleine Kinder. Doch wie lässt sich ihnen die schwierige Lage in der Ukraine erklären? Verständlich, altersgerecht und ausgewogen? Und was genau bewegt etwa Grundschülerinnen und Grundschüler? Barbara Bickert-Brenneken, die Leiterin der Grundschule Oberwinzerfeld, gewährt Einblicke.
Ein Viertklässler und eine Erstklässlerin sind aus der Ukraine
Rund 300 Kinder gibt es an der Grundschule Oberwinzerfeld, „etwa acht Prozent kommen aus Nicht-EU-Staaten in Osteuropa“, sagt Barbara Bickert-Brenneken, darunter auch ein Viertklässler und eine Erstklässlerin aus der Ukraine.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Kurz nach Ausbruch desKrieges am 24. Februar, erinnert sich die Schulleiterin, hätten noch vereinzelt Kinder zu einigen Mitschülerinnen und Mitschülern mit russischen Wurzeln gesagt: Du bist Russe, Du bist mit Schuld am Krieg. „Inzwischen aber haben auch diese Kinder Putin als Aggressor erkannt, begriffen, dass es sein, nicht Russlands Krieg ist.“ Dass Kinder russischer Herkunft grundsätzlich zur Zielscheibe geworden seien, verneint Bickert-Brenneken allerdings.
Zuvorderst ist der Frieden Thema
Überhaupt ist es ihr wichtig zu sagen, dass an der Grundschule Oberwinzerfeld zuvorderst der Frieden Thema ist. „Wenn dann Fragen von den Kindern zum Krieg kommen, versuchen meine Kolleginnen, mein Kollege und ich diese natürlich zu beantworten. Ohne Ängste zu verbreiten, dass es hier etwa bald einen Atomkrieg gibt oder Lebensmittel nicht mehr verfügbar sind.“
Friedensluftballons und Spenden
Bei der Abschluss-Veranstaltung ihrer Trommelzauberwoche hat die Kinder der Grundschule Oberwinzerfeld 300 weiße Luftballons in den Himmel steigen lassen – als Zeichen ihres Wunsches nach Frieden.
Be einer Spendensammelaktion kamen zudem 600 Euro zusammen. Das Geld, so Barbara Bickert-Brenneken, werde sie an Freunde weiterleiten, die sich in einer Initiative für Menschen in der ostukrainischen Stadt Donezk einsetzen.
Auch mit Zeitungsartikeln von der Kinderseite der WAZ hätten sie solche Fragestellungen mit den älteren Grundschul-Klassen kindgerecht aufarbeiten können, erklärt Barbara Bickert-Brenneken, bei den Erstklässlern sei der Krieg mit all seinen Auswirkungen dagegen noch kein Thema.
Auch nicht die vielen Geflüchteten, von denen einige inzwischen auch in Hattingen angekommen sind. Ein georgischer Schüler etwa habe ihr kürzlich erzählt, dass seine Eltern eine ukrainische Flüchtlingsfamilie aufgenommen hätten. Und eine Syrerin in der vierten Klasse habe ihren Mitschülerinnen und Mitschülern geschildert, was sie selbst erlebt hat vor einigen Jahren auf der Flucht aus ihrer Heimat. „Und ein ukrainischer Junge, ebenfalls in der vierten Klasse, hat erzählt von seinen Verwandten in der Ukraine, der Onkel harre derzeit Tag und Nacht in einem Bunker aus.“
Alles, was die Kinder vom Krieg mitbekommen, arbeitet stark in ihnen
Solche Erzählungen hätten alle „sehr bewegt“, sagt Barbara Bickert-Brenneken. Wie auch das Schicksal der Zootiere von Kiew, die kurz vorm Verhungern sind. „Ich glaube, dass alles, was die Kinder vom Krieg mitbekommen, schon stark in ihnen arbeitet.“
>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns
Sie habe sich mit ihrem Kollegium dabei darauf verständigt, „sehr sensibel zu reagieren, wenn die Kinder das Thema beschäftigt oder sie verstört sind“. Und ihnen ansonsten stets zu vermitteln, „dass es immer Hoffnung gibt, dass Menschen zur Vernunft kommen. Und dass die schlimmste Situation stets auch das Beste in Menschen hervorbringt. Hilfsbereitschaft, Solidarität.“
„Die dunklen Seiten des Krieges“, Barbara Bickert-Brenneken macht eine kurze Pause, „verschweige ich in solchen Momenten.“