Hattingen. nein, Notiz haben nur wenige von der Quetschkommode genommen. Zunächst – Jahre später kommen 30.000 zu Hattingens Rosenmontagszug in Holthausen.
Hattingens Karnevalstradition lebt: Karl-Heinz Schwarzer wird neuer König der Dumberger Gänsereiter; der Saal bei Benecken ist proppevoll, als die Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß zum Festabend bittet; Kinder schlüpfen enthusiastisch in ihre Kostüme, besonders beliebt sind Grizzlybären oder King Kong. Und im kleinen Dorf Holthausen geht Volker Scheer mit seiner Quetschkommode voran, etwa 50, 60 Narren folgen ihm – es ist die Geburtsstunde des Rosenmontagszugs. Wir sind im Februar 1977.
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Nein, außer den Beteiligten nimmt kaum jemand Notiz von diesem kleinen Umzug. Auch die WAZ berichtet nicht – die dicke Karnevals-Schlagzeile in der Zeitung gehört dem neuen Gänsekönig. Für viele Kinder in dem jungen Hattinger Ortsteil ist es indes ein ganz besonderer Spaß.
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Extra für sie wird dieser Umzug auf die Beine gestellt. Der „Holthauser Elternkreis“ will es seinen Kindern möglich machen, Kostüme und Masken zu präsentieren. Auch das bessere Kennenlernen untereinander ist für den Initiator Michael Lunemann wichtig. Und so ziehen sie los – Volker Scheer mit seinem Akkordeon voran, die anderen mit ein paar Bollerwagen hinterher. Es ist der 21. Februar 1977.
Beim dritten Zug gibt es den ersten Motivwagen
Schnell tragen die Aktiven Botschaften in die Stadt. Beim dritten Umzug etwa, 1979, fordern sie ein Bürgerhaus, was später dann in ganz Hattingen Wellen schlägt. Dargestellt wird das Bürgerhaus mit einem alten Kleiderschrank auf dem Hänger eines Treckers – es ist der erste Motivwagen des Holthauser Rosenmontagszuges.
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Schon bald sind es drei, die Fußgruppen werden mehr, die Besucher auch: 1981 kommen 1000, 1983 schon 5000. Und ein Jahr später wählen die Karnevalisten eine dunkle Prophezeiung für ihr Motto: „Ist die Hütte einmal weg, stehen Schafe auf dem Fleck“ – das Aus kommt drei Jahre später.
Karnevalsgesellschaften Blau-Weiß und Rot-Weiß steigen mit ein
Auch die beiden Hattinger Karnevalsgesellschaften Blau-Weiß und Rot-Weiß steigen mit ein. Ja genau, die beiden Vereine, die im jährlichen Wechsel das Stadtprinzenpaar stellen, teilen sich sogar einen Wagen. Nur wenige Jahre später streiten sich die Verantwortlichen – und die KGs wollen nichts mehr voneinander und auch nichts mehr vom Rosenmontagszug wissen. Bisweilen gibt es nichts Ernsteres als den Karneval.
Über den Aktivenkreis Holthauser Rosenmontagszug
20 Jahre lang organisierte der „Holthauser Elternkreis“ den Hattinger Rosenmontagszug – nach der Session 1997 übergaben die Initiatoren die Organisation dann an den neu gegründeten „Aktivenkreis Holthauser Rosenmontagszug“. Zunächst lag dabei die Federführung bei Peter Oberdellmann, inzwischen sind „Holti“ Anja Schulte sowie Thomas Behling und Thomas Kohl die wichtigsten Gestalter des jecken Treibens in Hattingen.Thomas Behling ist seitdem auch Sprecher des Karnevals-Zugs rund um die Dorfstraße, er hat die Aufgabe vom einstigen Initiator und späteren Kulturdezernenten Michael Lunemann übernommen.
Der Elternkreis bleibt gut gelaunt. Von Jahr zu Jahr ziehen die Rosenmontagszüge auf der Dorfstraße mehr Jecken an. Immer größer werden auch die Motivwagen. Unvergessen sind etwa die Tigerente oder das gelbe U-Boot („Yellow Submarine“). Bis zu 30.000 Menschen kommen nach Holthausen.
Nach 20 Jahren ist Schluss – der Elternkreis verabschiedet sich
Nach 20 Jahren aber ist Schluss – der Elternkreis verabschiedet sich, der neu gegründete „Aktivenkreis Holthauser Rosenmontagszug“ übernimmt. Und im Jahr 2002 hüpft und tanzt dann zum ersten Mal der Holti farbenfroh durch die Massen, das Maskottchen des Holthauser Karnevals. Es ist eine Idee von Volker Scheer – aber das ist eine andere Geschichte.
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