Hattingen. Ex-Stadtbibliotheks-Chef startet das Projekt „Mentor – Die Leselernhelfer“ in Hattingen neu. Warum das gerade in der Corona-Zeit wichtig ist.
„Mentor – die Leselernhelfer“ soll in Hattingen neu durchstarten. Neuer Koordinator ist der ehemalige Leiter der Stadtbibliothek, Bernd Jeucken. Für das Projekt möchte er nun Ehrenamtliche gewinnen, die ein Mal pro Woche mit einem Grundschulkind das Lesen üben.
Ins Boot geholt hat er bereits 20 der Leselernhelfer, die schon in Hattingen im Einsatz und „seit zwei Jahren in der Warteschleife waren“, berichtet Jeucken. „Überall wird berichtet von den sozialen Problemen, die durch Corona verschärft worden sind.“ Weil der „Jungrentner“, wie er sich scherzhaft nennt, Interesse am Thema und Zeit hat, bringt er sich ein.
Mentor–Leselernhelfer starten in Hattingen neu durch und helfen bei Corona-Lernlücken
Die Kinder seien die großen Verlierer der Pandemie. „Viele merken das, wollen helfen. Als sich herumsprach, dass das Projekt in Hattingen wieder auflebt, haben sich gleich 15 Interessierte gemeldet“, sagt Jeucken.
Leselernhelfer und Sponsoren
Wer Leselernhelfer bei Mentor werden möchte, muss in den Verein Freundeskreis der Stadtbibliothek Hattingen eintreten. Das kostet zwei Euro im Monat, also 24 Euro pro Jahr. Der Beitrag geht auf ein eigenes Mentor-Konto. Wer Interesse hat, meldet sich bei Bernd Jeucken unter 0157 715 60 203.Auch Sponsoren möchte Bernd Jeucken gewinnen – und hat mit den Stadtwerken Ende Dezember gleich den ersten Unterstützer fürs Projekt erwärmt. „Wir bekamen eine Weihnachtsspende von 500 Euro. Damit konnten Flyer gedruckt, Lesezeichen gekauft werden. Eine gute Anschubfinanzierung.“ Auch die Homepage ist in Arbeit: www.mentor-hattingen.de
Die Idee von Mentor ist so „bestechend und hilft unmittelbar“: Ein Mal pro Woche trifft sich ein Mentor mit einem Kind für eine Stunde und übt mit ihm das Lesen, eine 1:1-Betreuung also. Die Grundschulen benennen die Kinder, die diese Förderung brauchen, stellen auch den Raum für die Treffen, kontaktieren die Eltern, führen Mentor und Kind zusammen. „Die Chemie muss ja auch stimmen.“
Fünf Grundschulen sind schon dabei
In Hattingen sind bis jetzt fünf Grundschulen dabei: Oberwinzerfeld, Heggerfeld, Erik-Nölting, Bredenscheid und Bruchfeld. „Sie waren begeistert, dass es diese Unterstützung wieder gibt. Der Bedarf ist enorm. Wir wurden mit offenen Armen empfangen“, berichtet Jeucken.
Vorgesehen ist das Projekt für Kinder ab der zweiten Klasse. Nach Möglichkeit soll ein Mentor ein Kind bis zum Abschluss der vierten Klasse begleiten. „Kontinuität ist wichtig, damit sich ein Erfolg einstellt, die Förderung nachhaltig ist“, betont Jeucken. Darum sei Verlässlichkeit das, was Mentorinnen und Mentoren mitbringen müssten.
Bernd Jeucken koordiniert die Ehrenamtlichen
Mit Interessierten trifft sich Jeucken zunächst zum Gespräch, kümmert sich dann auch um Formalitäten und das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis. „Es gibt auch eine Einführung und ein Coaching. Das Material, das der Bundesverband zur Verfügung stellt, ist wirklich sehr gut.“
Spielerisch soll die Förderung sein, Kindern Wertschätzung vermitteln und ein „Aufbautraining in jeder Beziehung sein. Manche Kinder kennen das gar nicht, dass sich ein Erwachsener eine Stunde lang nur auf sie konzentriert“.
Projekt unter dem Dach des Freundeskreises der Stadtbibliothek
Jeucken ist froh, dass die Stadtbibliothek ihn unterstützt. „Ich kann mich mit den Leselernhelfern hier treffen.“ Außerdem ist er erleichtert, dass er keinen Verein gründen musste, sondern sich mit dem Projekt, das 2013 in Hattingen startete, gut aufgehoben weiß im Verein Freundeskreis der Stadtbibliothek Hattingen. „Zur Philosophie des Vereins gehört ja die Leseförderung, das passt gut.“ Somit ist Jeucken Projektkoordinator Mentor im Freundeskreis der Stadtbibliothek.
Corona hält die Ehrenamtlichen nicht auf. „Trotz Omikron. Wir treffen unsere Vorbereitungen und blicken nach vorn“, freut sich Jeucken.