Hattingen. Julie Delles Jahr 2021 ist geprägt vom Kampf um zahlreiche Bäume in Hattingen. Welche klimaschädlichen Projekte sie in der Stadt sieht.
Corona und der Kampf um Bäume haben das Jahr von Julie Delle aus Hattingen geprägt. Ihr Jahr beschreibt sie als „erlebnisreich“.
„Eigentlich war es ein Auf und Ab. Aber so geht es allen. Schöne Momente wechseln sich mit Niederlagen ab“, erklärt sie. Traurig ging’s ins Jahr hinein: „Den Jahreswechsel konnte ich wegen Corona gar nicht so wie sonst feiern.“ Doch Optimismus macht sich breit – die Hoffnung auf eine Impfung. „Als alle Familienmitglieder geimpft waren, war das eine große Erleichterung.“
Corona und der Kampf um Bäume prägten das Jahr 2021 von Julie Delle aus Hattingen
Das Corona-Jahr beschäftigt sie nicht nur privat, sondern auch beruflich: Sie arbeitet seit genau zehn Jahren für ein Softwaresupport-Unternehmen, das sich den Bedarfen von Laboren widmet. „Wunderbar ist das dauerhafte Homeoffice, das erst seit der Pandemie möglich ist. So spare ich der Umwelt Autofahrten von 7000 Kilometern im Jahr“, freut sie sich.
Homepage ruft zur Bürgerbeteiligung auf
Julie Delle zeichnet verantwortlich für die Internetseite www.wald-hattingen.de. Hier weist sie darauf hin, dass die Stadt Hattingen die Änderung des Flächennutzungsplans und des Bebauungsplans zum Bau der neuen Feuerwache in Welper beschlossen hat – und dass die „neuen Pläne in der Zeit vom 10.01.2022 bis 11.02.2022 öffentlich ausliegen“.
Die Hattingerinnen und Hattinger können in diesem Zeitraum im Rahmen der zweistufigen Bürgerbeteiligung erneut Widersprüche gegen den Bebauungsplan bei der Stadt einreichen. „Die Frist ist jetzt wichtig und die letzte Chance als Bürgerin oder Bürger Einfluss zu nehmen.“
Und das Homeoffice beschert ihr Zeit für soziales Engagement – für die Umwelt. Sie engagiert sich für den Erhalt von „6000 Quadratmeter Wald in Welper, der für den Bau einer zentralen Feuerwache geopfert werden soll“, sagt sie.
Engagement in der Initiative „Rettet die Bäume – Gesamtschule Welper“
Im April dann bringt Wolfgang Feuerstein sie zur Initiative „Rettet die Bäume – Gesamtschule Welper“. Immer wieder samstags demonstriert sie mit den anderen Aktiven am Oberstufengebäude der Gesamtschule zum Erhalt der Platanen und Kastanien auf dem Schulhof, die einem Schulerweiterungsbau weichen sollen.
Doch die „außergewöhnlichen“ Bäume fallen. Das hat sie unglaublich verletzt. „Ich war und bin erschüttert.“ Und zwar so sehr, dass sie seit der Fällung nicht mehr am Schulhof war – obwohl sie in Welper wohnt.
Niederlage im Kampf um die Bäume macht traurig, demotiviert aber nicht
Aber sie hat gehört von der Belästigung der Lernenden durch Baulärm – und davon, dass diese sich jetzt in den Pausen auf einem kleinen Streifen quetschen müssen, weil der Schulhof nicht mehr genutzt werden kann. Dass Jugendlichen im Laufe der Proteste vorgeworfen worden ist, sie engagierten sich nicht für die Bäume, lässt sie nicht gelten: „Es war und ist Corona, sie durften nicht mal ihre Freunde sehen – und da sollen sie mit vielen demonstrieren? Ich glaube auch, dass sie sich nicht machtvoll genug fühlen.“
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Die Niederlage im Kampf um die Bäume demotiviert Julie Delle nicht. Sie engagiert sich jetzt „erst recht“, denn „die Stadt soll unsere Wünsche hören“. Wie diese: Der Silberahorn am Friedhof soll bleiben – und in Winz-Baak sollen nicht „13.000 Quadratmeter Wald für einen neuen Supermarkt“ gerodet werden.
Klimaschädliche Projekte in Hattingen
„Es gibt so viele klimaschädliche Projekte in Hattingen, dass völlig unpolitische Menschen wie ich sehr aktiv werden“, erklärt Julie Delle, die an Hattingen die Altstadt und den „großen Schatz an Grün“ liebt. Vor 20 Jahren hat sie geheiratet. Seit zehn Jahren arbeitet sie bei ihrem Arbeitgeber. Und sie ist 50 Jahre alt geworden. „Leider konnte man das nicht so unbeschwert feiern.“ Möglich war das dann doch unter Auflagen im Torkelkeller und mit Nicole Hack von Weltkür. Ihr Geschenke-Wunsch: „Gemeinsame Zeit mit jedem – da war ich bis jetzt ausgebucht.“
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Auch für das kommende Jahr hat sie einen Wunsch: „Unsere grüne Umgebung ist wichtiger denn je, das muss auch der Stadtrat begreifen und danach handeln. Ich wünsche mir, dass wir der aktuellen Klima- und Coronakrise mit aktivem Wandel begegnen und eine gute Zukunft für unsere Kinder schaffen.“