Hattingen. Der Heimatverein Hattingen/Ruhr steht am 100. Geburtstag vor allem für das Bügeleisenhaus. Im nächsten Jahr will er sich neu positionieren.

„Das Gestern kennen, das Heute verstehen, das Morgen gestalten!“ Der Heimatverein Hattingen/Ruhr hat dies zu seinen Leitlinien gemacht – und das nun schon seit 100 Jahren.

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Es ist der 24. November 1921, an dem der „Verein für Heimatpflege im Kreise Hattingen“ gegründet und kurz darauf beim Amtsgericht eingetragen wird. Gründungsvorsitzender ist der Seminaroberlehrer August Weiß. Der bislang letzte seiner Nachfolger, Lars Friedrich, blickt im Gespräch mit der WAZ zurück – und voraus.

Heimatmuseum wird im Jahr 1932 gegründet

Er erinnert daran, dass der Verein – inzwischen unbenannt in „Verein für Heimatpflege in Stadt und Land Hattingen“ – das Heimatmuseum im Alten Rathaus eingerichtet hat. 1932 war das, vier Räume standen dafür zur Verfügung.

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Er erinnert daran, dass der Verein nach seiner Neugründung nach dem Krieg das Bügeleisenhaus kauft (1953) – heute die Essenz des Heimatvereins Hattingen/Ruhr.

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Er erinnert daran, dass Heinrich Eversberg – Gymnasiallehrer, Kreisheimatpfleger und Initiator der Buddel-AG auf dem Isenberg – den Verein über Jahrzehnte geprägt hat wie kein anderer. Dessen fokussierte stadtgeschichtliche Ausrichtung sei auch altstadterhaltend gewesen.

Er erinnert aber auch daran, dass es eben nicht nur um die Vergangenheit geht – weder im Verein noch in der Stadt. Sondern dass auch vorausgeschaut werden muss.

Heimatverein will sich neu positionieren

„Ab dem kommenden Jahr wird es ein ganzes Bündel an kurz- und mittelfristig angelegten Maßnahmen geben, den Verein neu zu positionieren und ihn für Ehrenamtliche attraktiver zu machen“, kündigt Lars Friedrich an.

Marie-Luise Marjan inmitten ihrer Ausstellung: Der Heimatverein Hattingen/Ruhr zeigt Erinnerungsstücke der Hattingerin an ihre Lindenstraßen-Zeit.
Marie-Luise Marjan inmitten ihrer Ausstellung: Der Heimatverein Hattingen/Ruhr zeigt Erinnerungsstücke der Hattingerin an ihre Lindenstraßen-Zeit. © LFR

Das Hier und Jetzt ist aber das Bügeleisenhaus. Inmitten der kleinen, aber beeindruckenden Lindenstraßen-Ausstellung mit Marie-Luise Marjan erklärt der Vorsitzende, dass der Heimatverein „immer auf solche Leihgaben angewiesen ist, sei es von einer Schauspielerin aus unserer Stadt oder Hattinger Bürgerinnen und Bürgern“.

„Wir haben nur 15.000 Isenburg-Scherben“

Denn der frühere Bestand des Heimatmuseums ging vor mehr als 20 Jahren als Schenkung in den des neuen Stadtmuseums über. In Blankenstein ist er nun als stadthistorische Dauerausstellung zu sehen. „Wir haben dagegen nix, nur 15.000 Isenburg-Scherben“, sagt Friedrich.

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Doch gerade die leidenschaftliche Suche nach Ausstellungsthemen mit Hattinger Bezug und die liebevolle Aufbereiten in den kleinen Räumen macht das Besondere der Schauen im Bügeleisenhaus aus. 2000 Besucherinnen und Besucher kommen im Jahr etwa vorbei, noch besser lief es mit der Bergbau-Ausstellung – da kamen sogar 3000.

Das Bügeleisenhaus ist die Heimat des heimatvereins Hattingen/Ruhr.
Das Bügeleisenhaus ist die Heimat des heimatvereins Hattingen/Ruhr. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Der Heimatverein steht für das Bügeleisenhaus“, sagt Lars Friedrich. „Und das zu erhalten, kostet jede Menge Arbeit – und Geld.“ Um sich auf diese Aufgabe konzentrieren zu können, hat der Verein zuletzt das Zollhäuschen verkauft.

Gemeinschafts-Ausstellung im Stadtmuseum

Im kommen Jahr gibt es eine große Gemeinschafts-Ausstellung im Stadtmuseum: Zwischen dem 21. Mai und 31. Juli geht es am Marktplatz in Blankenstein um drei Geburtstage – das Stadtmuseum selbst feiert etwa 20+1, der Heimatverein Hattingen/Ruhr 100+1 – beide holen ihre in diesem Jahr ausgefallenen Feiern in diesem Rahmen nach.

Zudem wird das Heimat­museum, das die meiste Zeit im Alten Rathaus untergebracht war und vom Heimatverein gegründet wurde, im kommenden Jahr 90 Jahre alt. „Wir wollen einen Raum aufbauen, wie er annähernd so im Alten Rathaus war“, verrät Lars Friedrich. „Wir wollen vor allem auch die Enge der damaligen Zeit darstellen.“

Nach seiner Steinzeit-Ausstellung im Jahr 2012 wurde Friedrich von anderen Mitgliedern – es gibt rund 80 – gebeten, den Vorsitz zu übernehmen. Seitdem prägt er nun den Verein. Er hat den Zusatz „Ruhr“ im Vereinsnamen angeregt, den Schülerschreibwettbewerb ins Leben gerufen, viele Ideen als Ausstellung erfolgreich umgesetzt.

2022 gibt es wieder heimatkundliche Schriften

Und jetzt richtet sich sein Blick nach vorn. „Wir starten 2022 wieder mit der Herausgabe heimatkundlicher Schriften“, sagt er. Um die ersten Ausgaben hat sich Ehrenmitglied Harri Petras verdient gemacht. Sie werden digital abrufbar sein. Mehr wird noch nicht verraten.

Was bleibt: die Hoffnung auf ein Ende der Corona-Pandemie. Denn eines ist dem Heimatverein klar: Schulklassen, die sich im Bügeleisenhaus tummeln, Kinder, die in seine Welt ein- und abtauchen, sind etwas Wunderbares. Sie sind die Zukunft unserer Stadt – und schreiben eine neue Geschichte.

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