Hattingen. Politik und Vereine in Hattingen sind fassungslos über den Zustand der Bäder. Was SPD und Stadtsportverband als Sofortmaßnahmen vorschlagen.

„Ich bin zutiefst erschüttert“, sagt Achim Paas. Der Vorsitzende des Ausschusses für Sport und Bewegung wirft der Stadtspitze vor, sich nicht um den Erhalt städtischer Gebäude zu kümmern.

„Die Technik im Hallenbad in Holthausen ist in weiten Teilen austauschbedürftig und befindet sich in Teilen nicht im regelhaften Betrieb. Es ist nicht verlässlich abschätzbar, wie lange die technischen Anlagen und die Verschraubungen der zum Teil stark verrosteten Rohrleitungen noch in Betrieb bleibenkönnen.“ So steht es in einem Bericht der Sportverwaltung für den Fachausschuss am 3. November.

Natürlich geht es um viel Geld

„So geht das nicht“, schimpft Paas (SPD). Selbst wer das Schwimmen als Freizeitspaß abtue, müsse zur Kenntnis nehmen, dass Schulschwimmen gesetzlich vorgeschrieben ist. „Und auch die Vereine müssen sich darauf verlassen können, dass es in einer Stadt unserer Größe durchgehend zumindest eine Möglichkeit zum Schwimmen gibt.“

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Natürlich geht es um viel Geld. „Die Politik hätte jede nötige Summe für eine Sanierung zur Verfügung gestellt“, sagt der Ausschussvorsitzende, der auch SPD-Fraktionschef ist. Und wenn Personal fehlt, müsse es extern eingekauft werden.

Bäderkonzept einstimmig beschlossen

Der Schulausschuss habe immer wieder auf Mängel hingewiesen, die Stadtspitze das Problem aber seit Jahren ignoriert. „Im Februar 2021 wurde einstimmig beschlossen, dass die Stadt ein Bäderkonzept erstellt. Nicht ist bisher passiert“, ärgert sich Paas.

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„Jetzt muss gehandelt werden“, fordert er. Die SPD werde vorschlagen, das Hallenbad Anfang 2022 so schnell wie möglich zu sanieren. Das Geld könne sofort in den Etat eingestellt werden.

Sorgen bereitet auch das Freibad in Welper

Auch im Freibad in Welper gibt es große Probleme. „Die durchgeführten Reparaturen sind keine dauerhafte Lösung“, heißt es im Bericht der Verwaltung. Das Alter der Folien mache Reparaturen schwierig. Das Problem werde wohl nach der kalten Jahreszeit erneut auftreten, so dass für 2022 von einer erneuten Reparatur der Folie ausgegangen werde.

Und das ist nicht alles. Die Wände des Kellers sind feucht, verschimmelt und nicht nutzbar. Und an der Rutsche wurden immer wieder Risse entdeckt.

Fassungslos und erschüttert ist auch Michael Heise. Der Vorsitzende des Stadtsportverbandes hat bei der Mitgliederversammlung in dieser Woche ebenfalls auf die „desolate Bädersituation“ hingewiesen und sieht dringenden Handlungsbedarf.

Leistungsschwimmer wandern ab

„Das Problem zeichnet sich seit Jahren ab und wird einfach ignoriert“, kritisiert Heise die Stadtspitze. „Vereine und Privatschwimmer sind sauer ohne Ende. Leistungsschwimmer wandern ab. Das ist ein Trauerspiel. Schwimmen ist ein Grundrecht. Das sollte die Sportverwaltung endlich mal zur Kenntnis nehmen.“

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Zwei Runde Tische hat es zu den Bädern gegeben. In den beiden Videokonferenzen sei es aber nur um Schwimmzeiten und ähnliche Themen gegangen, nicht um den Fortbestand der Bäder, kritisiert der Chef des Stadtsportverbandes. Heise regt nun einen Runden Tisch mit Vertretern der Vereine und anderen Bürgern an. Warum? „Damit der Druck von der Straße mal in Rat und Verwaltung getragen wird.“