Hattingen. Wieder einmal ist in Hattingen öffentliches Schwimmen wochenlang unmöglich. Alle Bäder sind zu. Die SG Welper weicht mit ihren Ferienkursen aus.

Neuauflage eines Notstands: Im Sommer 2019 stand in Hattingen wochenlang kein einziges Bad für öffentliches Schwimmen zur Verfügung. Genau das ist gerade wieder der Fall. Alle Bäder sind dicht.

„Eine Öffnung des Freibades für die Bürgerinnen und Bürger und die parallele Öffnung des Hallenbades für Vereine wird vorbereitet“, erklärt Stadtsprecherin Jana Golus auf Anfrage der WAZ. „Die hierfür notwendigen Hygienekonzepte müssen noch mit dem Kreis abgestimmt werden. Ein genauer Öffnungstermin steht bislang für beide Bäder noch nicht fest.“

„Es muss ja weitergehen. Die Kurse sind enorm wichtig“

Die SG Welper zieht jetzt Konsequenzen. Der Verein verlegt seine Schwimmkurse für Schulkinder in die Nachbarstadt Sprockhövel. „Es muss ja weitergehen. Die Kurse sind enorm wichtig“, sagt Kati Hämmerich. Sie leitet bei der SG die Abteilung „Schwimmen“ und betreut aktuell nur die zehn Leistungssportler, die mit einer Sondergenehmigung im Hallenbad in Holthausen trainieren dürfen, weil sie im Bundes- oder Landeskader sind.


„Dass Schulkinder das Schwimmen lernen, liegt uns aber ebenso am Herzen“, betont Kati Hämmerich. Seit 2008 bietet die SG Welper die Schwimmkurse im Rahmen des Landesprogramms „NRW kann schwimmen“ an. Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis sechs nehmen daran teil. Vier bis sechs Kurse kommen stets zustande. Sie finden in den Oster-, Sommer- und Herbstferien statt und laufen über zwei Wochen täglich jeweils 45 Minuten. Jetzt kommen die Fahrzeiten nach Sprockhövel hinzu.

Das Hallenbad war 2019 von Juni bis November dicht

Mit Kritik an der Sportverwaltung hält sich Kati Hämmerich zurück. Zwar hat auch sie nicht vergessen, dass das einzige Hallenbad der Stadt im vergangenen Jahr von Juni bis November dicht war, weil die Stadt mit den Reparaturen nicht nachkam. Dass zeitgleich über Wochen auch alle Lehrschwimmbecken nicht zur Verfügung standen.

„Ich habe schon den Eindruck, dass die Stadt sich sehr bemüht“, sagt die Schwimmtrainerin. Warum man erst jetzt damit angefangen hat, Konzepte für die Zeiten von Corona zu erarbeiten, kann sie allerdings auch nicht nachvollziehen.

Auch für die Lehrschwimmbecken sind Hygienekonzepte notwendig

Und hat noch eine weitere Befürchtung. „Wenn beide Bäder dann doch wieder öffnen, wird das Personal wohl verstärkt im Freibad eingesetzt werden. Fürs Hallenbad ist dann mit Einschränkungen zu rechnen. Und gerade dort sind Kurse für Nichtschwimmer ja am sinnvollsten“, erklärt Hämmerich.


Die Lehrschwimmbecken wären auch dann keine Option. „Sie sind momentan nicht geöffnet, da auch hier zuvor Hygienekonzepte notwendig sind“, sagt Stadtsprecherin Golus. „Eine Öffnung vor den Sommerferien ist aufgrund dieser notwendigen Konzepte nicht mehr vorgesehen. Während der Sommerferien sind die Lehrschwimmbecken auch im Normalfall geschlossen.“

„Wir müssen dringend kurzfristig die Schwimmfähigkeit fördern“

Auch in der Politik ist das Thema angekommen. SPD-Chef Manfred Lehmann machte sich im Haupt- und Finanzausschusses für einen Ausbau an Schwimmkursen während der Sommerferien stark. „Viele Familien werden nicht in den Urlaub fahren. Die Schwimmbäder vor Ort bleiben oft geschlossen“, so Lehmann. „Da ist es denkbar, dass vermehrt auf die Ruhr ausgewichen wird. Wir müssen daher dringend kurzfristig die Schwimmfähigkeit fördern.“