Hattingen. Die Stadt Hattingen plant ein neues Beratungsangebot bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder, das das Land fördern will. Warum es so wichtig ist.

Missbrauchskandale deutschlandweit, aber auch immer mehr Verhandlungen am Amtsgericht Hattingen – sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nimmt zu, nicht zuletzt aktuell durch die Corona-Pandemie. Künftig soll die Erziehungsberatungsstelle der Stadt auch Ansprechpartnerin sein – und damit ein Aufgabenfeld hinzu bekommen.

„Durch die Missbrauchsskandale in der Vergangenheit wurde deutlich, dass in diesem Bereich eine Spezialisierung notwendig ist“, argumentiert die Stadtverwaltung. Auch Christina Schulz von der Frauenberatung Ennepe-Ruhr-Kreis des Vereins Frauen helfen Frauen hält ein solches Angebot für sinnvoll: „Wir sind schon gefragt worden, ob wir Kinder beraten. Jedes zusätzliche Hilfsangebot ist richtig und wichtig.“

Stadt Hattingen will Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder schaffen

Die Stadt hatte bei einem Interessenbekundungsverfahren des Landes NRW-Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration den Finger gehoben – und bekam im Juli die Förderung des Ausbaus der spezialisierten Beratung in Aussicht gestellt.

Erziehungsberatungsstelle

Die Erziehungsberatungsstelle der Stadt berät in allgemeinen Fragen zur Erziehung, also bei Problemen zwischen Eltern und Kindern, bei Trennung und Scheidung, in der Schule, in Kindertageseinrichtungen.

Beraten werden Jugendlichen und Erwachsenen bis 21 Jahren. Zu den Aufgaben zählen die Krisenintervention, pädagogisch-therapeutische Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien, begleitende Elternarbeit und Diagnostik beispielsweise bei Verdacht auf Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, Dyskalkulie, Lern- und Leistungsschwierigkeiten.

Die Angebote werden von der Stadt finanziert und sind für jene, die Rat suchen, kostenfrei.

Anmelden können sich nicht nur Eltern, sondern auch Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene unter 02324-2 43 06 oder per E-Mail an

Damit der Antrag gestellt werden kann, muss nun der Jugendhilfeausschuss in der kommenden Woche einem solchen Angebot, angesiedelt bei der Erziehungsberatungsstelle, zustimmen. Sind die Fördervoraussetzungen erfüllt, rechnet die Verwaltung mit einem Maßnahmebeginn frühstens zum 1. Oktober.

30-Stunden-Stelle ist geplant

Damit eine qualifizierte Beratung und Vernetzung gesichert ist, soll eine 30-Stunden-Stelle für eine Fachkraft mit einem pädagogischen oder psychologischen Ausbildungshintergrund ausgeschrieben werden. Das Land will die Personalkosten mit 80 Prozent über die Landschaftsverbände bezuschussen.

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Das Beratungsangebot der „spezialisierten Beratung bei sexualisierter Gewalt“ soll nach Ministeriums-Vorgabe fest in die örtliche Jugendhilfelandschaft integriert werden. In der Ausschreibung heißt es, dass sowohl die Opfer sexualisierter Gewalt als auch deren Angehörige „erreichbare, rasche, qualifizierte und auf ihre Situation zugeschnittene Hilfe, psychosoziale Beratung und/oder Therapieangebote“ erhalten sollen. Auf spezialisierte Fachberatungsangebote sollen außerdem weitere Einrichtungen und Institutionen wie Jugendämter, freie Träger und Kindertageseinrichtungen zugreifen können.

Erziehungsberatungsstelle baut auch Stadtteilarbeit aus

Die Erziehungsberatungsstelle gibt es in Hattingen seit dem Jahr 1982. Familien erhalten im präventiven Bereich niedrigschwellige Angebote.

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Aktuell ist der Ausbau der Stadtteilarbeit und die aufsuchende präventive Tätigkeit der Erziehungsberatungsstelle in Planung. So bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Kooperationen mit den örtlichen Familienzentren eine monatliche offene Sprechstunde für die Eltern in den Einrichtungen an. Vorgesehen ist außerdem eine Kooperation mit den Schulen, um dort Eltern und Lehrkräfte zu beraten.