Hattingen. Die katholische Pfarrei St. Peter und Paul in Hattingen erfährt 2020 nur unterdurchschnittlich Zulauf von Gläubigen. Was die Statistik aufzeigt.
Mit Aktionen wie einer gesegneten Marienfigur, die im Mai von Haushalt zu Haushalt ging, bleibt die katholische Pfarrei St. Peter und Paul Hattingen in der Corona-Zeit in Kontakt mit den Gläubigen. Das ist notwendig, zeigt die Bilanz des Bistums Essen für das Jahr 2020 doch: Die Zahl der Gottesdienstbesucher geht zurück – und das in Hattingen in massivem Maße.
Das liegt gerade in diesen Zeiten nicht nur an mangelndem Willen: Zeitweise fanden Gottesdienste nicht statt. Corona führte zu zeitweise abgesagten Gottesdiensten, verschobenen Hochzeiten, Firmungen und Erstkommunionfeiern.
Katholiken nutzen in Hattingen Angebote der Kirche unterdurchschnittlich
Dennoch: Bei einer durchschnittlich hohen Katholikenzahl von 15.961 weist die siebtgrößte Pfarrei des Bistums Essen einen unterdurchschnittlichen Gottesdienstbesuch auf. 577 Menschen kamen in 2020 zu den Feiern in Hattingen, 2019 waren es 1166. Zum Feiern des Gottesdienstes zog es die Gemeindemitglieder vor allem in die Kirchen St. Peter und Paul und St. Mauritius. Die beiden Kirchen zählen zu den 100 besucherstärksten im Bistum.
Votum der Pfarrei St. Peter und Paul
Das Votum der Pfarrei St. Peter und Paul sieht vor, die Kirchen St. Mauritius und St. Peter und Paul dauerhaft zu erhalten (A-Standorte), während St. Joseph, St. Johann Baptist und St. Engelbert kurzfristig zur Disposition stehen (C-Standorte). Am C-Standort Hl. Geist ist ein Förderverein aktiv.
Die A-Standorte vermelden 61 Prozent der Gottesdienstteilnehmenden und 82 Prozent der Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Erstkommunionen, Firmungen.
Unterdurchschnittlich sind auch die Zahlen von Erstkommunion (80), Trauungen (6), Bestattungen (164). Als extrem bis massiv stufen die Statistiker hier den Rückgang ein. Zum Vergleich: 2019 ließen sich 39 Paare trauen und 114 Kinder gingen zur Erstkommunion. Weit unter Bistumsdurchschnitt rangiert die Zahl der Taufen: 51 waren es 2020, im Vorjahr waren es 99. Lediglich bei der Zahl der Firmungen liegt Hattingen mit 22 im Schnitt.
106 katholische Gläubige traten 2020 aus der Kirche aus
Die Statistik für das Kreisdekanat Hattingen-Schwelm verzeichnet allerdings bei den Austritten einen Rückgang. 309 Gläubige traten in 2020 aus der Kirche aus, davon 106 in Hattingen.
Generalvikar Klaus Pfeffer sieht nicht nur Corona als Grund dafür, warum Menschen den Kontakt zur Kirche verloren haben, sondern auch die laufende Auseinandersetzung um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sowie den Streit um Reformen in der Kirche. Er erwartet für 2021 höhere Austrittszahlen.
Weniger Kirchenaustritte: Statistiker sehen dafür bürokratische Gründe
Die Statistiker sehen vor allem bürokratische Gründe für weniger Austritte: Weil viele Amtsgerichte, bei denen ein Kirchenaustritt erklärt werden muss, in den Corona-Lockdowns weniger Termine vergeben haben, dürften manche für 2020 geplanten Kirchenaustritte erst in der Statistik des laufenden Jahres auftauchen.
In die katholische Kirche eingetreten ist in Hattingen in 2020 nur ein Christ.
Lob für Kreativität der Kirchengemeinden
Pfeffer lobt die Kreativität von Kirchengemeinden wie kirchlichen Verbänden, nennt Gottesdienstübertragungen, Online-Kurzpredigten, digitale Gebets-Impulse, Text- und Liedblätter für Hausgottesdienste als Beispiele. Auch die Reise der gesegneten Marienfigur ist ein Beispiel.
Pfeffer wirbt für eine Verknüpfung der digitalen und analogen Gemeindeangebote. „Wir müssen deutlich zeigen, dass Kirche sich vor allem im karitativen, sozialen und geistlichen Leben unmittelbar vor Ort ereignet – und von den sehr vielen Christinnen und Christen in unseren Quartieren und Ortschaften konkret gelebt wird.“