Hattingen. Durch Corona müssen Kirchen moderner werden. Neuen Angebote sind eine Chance, neue Menschen zu erreichen. Das bieten die Gemeinden in Hattingen:
In der Corona-Krise Kontakt zu halten, ist eine Herausforderung. Für die Kirchengemeinden ist es auch eine Chance, die sie auf verschiedene Arten nutzen. So entdecken sie für sich neue Kommunikationskanäle. Einige Angebote helfen, Mitglieder zu erreichen, die sonst fernblieben, und auch für die Nach-Corona-Zukunft gewinnen die Gemeinden Erkenntnisse.
Kindervideos aus der Pfarrei Hattingen
„Unsere Hauptgruppe ist ja eine Risikogruppe“, fasst Marlies Meier, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von St. Peter und Paul, die schwierige Situation der vergangenen Monate zusammen. Priesterkandidat Jan Kortz ergänzt: „Unsere üblichen Bühnen sind weggefallen, man ist nicht mehr im alten Trott. Deswegen gehen wir innovative Wege und suchen neue Zielgruppen.“
Sehr gut funktioniert das zum Beispiel mit dem Kinderangebot, dass sich die beiden ausgedacht haben: Im Erzähltheater Kamishibai leihen sie den Puppen Peter und Paulchen ihre Stimmen. Die christlichen Geschichten mit Witz und praktischen Tipps präsentieren sie in kurzen Videos aus der Internetseite der Stadtpfarrei. Bastelbögen dazu gibt es in der Kirche an der Bahnhofstraße. Mehr als 250 Mal wurde der erfolgreichste Clip bereits angeklickt.
Gebetshefte für zu Hause
Auch andere Ideen – wie eine Familien-Rallye im Geocaching-Stil – wurden von Familien sehr gut angenommen. Gerade diese Zielgruppe hatten die katholischen Gemeinden vorher oft kaum erreicht.
Alles steht und fällt aber mit dem Engagement vieler Helfer. Gerade die Jugendverbände seien sehr aktiv, lobt Kortz. Auch die kfd reagierte früh und verteilte 400 Gebetshefte für zu Hause, als die Kirchen geschlossen waren. „So ist man viel näher dran an den Menschen, hat einen ganz neuen seelsorgerischen Ansatz“, beobachtet Marlies Meier.
Musik von Udo Lindenberg in der Kirche
Auch sie selbst probiert Neues: So spielt sie in der Wort-Gottes-Feier durch den Verzicht auf die Orgel auch schon mal Udo Lindenbergs „Durch die schweren Zeiten“ – Kirche modern.
Die Online-Welt haben auch die evangelischen Gemeinden verstärkt für sich entdeckt. Nierenhof betrieb schon vor Corona einen eigenen Youtube-Kanal. St. Johannes hat nachgezogen und begeistert zudem mit interaktiven digitalen Gebeten. Jeder kann dafür sein Gebetsanliegen schicken. Auf dem Youtube-Kanal ist außerdem das Projekt „Corona-Chor“ zu sehen – ein Zusammenschnitt aus zu Hause gefilmten Videos.
Alternative Zeiten für Gottesdienste
Gerade die Resonanz auf die Youtube-Angebote, wie sie auch als Ersatz für die Krankenhaus-Andachten gemacht werden, sei sehr gut, erklärt Kirchenkreissprecherin Nicole Schneidmüller-Gaiser. Es sei eine Zeit der „Zwangsdigitalisierung“ – Vorbehalte mancher Pfarrer mussten weichen. „Das hat uns als Kirche gut getan“, glaubt sie. So habe man Menschen erreicht, die sonst nicht in die Kirche kommen.
Aus den Erfahrungen will der Kirchenkreis auch Erkenntnisse für Angebote vor Ort gewinnen. Zum Beispiel: „Gegebenenfalls müssen wir auf andere Zeiten ausweichen, um Menschen in die Kirche zu locken.“ Auch eine noch klarere Spezialisierung auf Zielgruppen hält die Sprecherin für sinnvoll.
Rein ins Stadtleben
In der evangelischen Gemeinde in Niederwenigern nutzt man die Coronazeit, um andere Orte in das Gemeindeleben einzubinden. So viel wie möglich findet hier draußen statt. Auch in St. Georg lautet das Motto: Raus aus der Kirche, rein in die Stadtgesellschaft.
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