Hattingen. Froh sind viele Hochwasser-Opfer in Hattingen über die erweiterten Recyclinghof-Öffnungszeiten. Wie häufig Betroffene den Hof anfahren müssen.
Ein durchweichtes „Siedler von Nürnberg“-Spiel liegt über aufgequollenen Kisten. Unweit davon ein Bild auf Leinwand, vom Wasser zerstört. Der Recyclinghof Hattingen hat die Öffnungszeiten ausgeweitet, damit vom Hochwasser Betroffene das, was der Flut zum Opfer gefallen ist, abgeben können.
Eben fährt Berkan Bozkurt mit einem Lastwagen vor, darauf ein Container, den er eben vom Standort Tippelstraße abgeholt hat. Vor der großen Mauer, über der Sommerflieder lilafarben blüht, kippt er ab: Eine verschlammte Schlafcouch kracht auf den Boden. Matratzen, kaputte Schränke, Tische, Stühle, ein Kratzbaum, Jacken fallen heraus, dazwischen rieselt immer wieder inzwischen getrockneter Schlamm. Hier landet, was Hochwasser-Opfer entsorgt haben.
Hochwasser-Opfer in Hattingen nutzen erweiterte Recyclinghof-Öffnungszeiten gut
„Der Container ist am Mittwoch erst geleert, abends wieder hingebracht worden“, sagt Fuhrpark-Leiter Anton Klehr. Donnerstagmorgen um 11 Uhr kommt er schon wieder randvoll aufs Gelände Am Walzwerk zurück. „Drei Container stehen an der Tippelstraße“, ergänzt Klehr.
Weitere befinden sich an der Schleusen- und Königsteiner Straße. „Die Stadt ist unterwegs und schaut, was wo nötig ist.“
Viele Erinnerungen verschwinden in Containern
Doch nicht nur die LKW mit Containern kommen zum Recyclinghof. Etwa 60 Bürgerinnen und Bürger aus Hattingen nutzen derzeit die ausgeweiteten Öffnungszeiten täglich. Zehn Mal war Andreas Wilmer schon hier, um das, was nach dem Hochwasser nicht mehr zu retten war, abzugeben. Viele Erinnerungen sind dabei, deren Verlust besonders schmerzt – wie Fotos. „Unser ganzes Archiv.“ Was zu retten war an Möbeln, Kleidung, Hausrat, trocknet derzeit in seinem Garten.
Regale, Kartons, viel Holz: Nach und nach schmeißt Wilmer alles in den Container. „Auch die Elektrogeräte wie Waschmaschine und Gefrierschrank sind kaputt. Wir hatten kniehoch Wasser im Keller“, berichtet Wilmer – und ist froh über die Möglichkeit, unkompliziert entsorgen zu können. „Das hilft.“ Einige Fuhren wird er wohl noch bringen müssen, schätzt er.
Viele Hochwasser-Opfer kommen mehrfach zum Recyclinghof
Für Maraike Overrath indes ist es die letzte. Als das Hochwasser kam, war sie gerade in Urlaub. „Mein Schwiegervater hat alles trocken gelegt. Ich bin jetzt zum dritten Mal hier. Dass der Recyclinghof öfter geöffnet ist, ist sehr hilfreich.“
Beim Ausladen unterstützt sie ihr Vater Walter Kleinjohann (68). Er hat bei diesem Hochwasser keinen Schaden zu beklagen. „Ich wohne im Rauendahl. Wir hatten beim ersten Unwetter den Keller kniehoch voller Wasser. Da hatte ich schon alles weg.“
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Maraike Overrath lädt mit ihm kaputte Schränke und Regale aus, alles, „was halt im Keller so herumsteht“. Sie schließt ihren Kofferraum: „Das war’s jetzt!“ Sie hat beschlossen, die Sache positiv zu sehen: „Uns hat es ja nicht so schlimm getroffen. Und im Keller waren keine Erinnerungsstücke. Da war nur viel, was wir ohnehin nicht brauchen. Jetzt ist dann eben alles wieder ordentlich.“