Hattingen. Brand- und Denkmalschützer streiten über einen zweiten Fluchtweg für das Alte Rathaus in Hattingen. Jetzt könnte die Lösung im Gebäude liegen.
Ende Februar 2019 hat die Stadt Hattingen das Alte Rathaus zum Sicherheitsrisiko erklärt. Seitdem ringen Brand- und Denkmalschützer um eine Lösung, die den Brandschutz gewährleistet. Als zweiter Fluchtweg war eine Außentreppe im Gespräch. Jetzt aber könnte eine Lösung doch im Inneren des Gebäudes liegen – mit einem rauchdichten Treppenhaus.
„Wir haben noch einmal mit den Architekten gesprochen, die das Alte Rathaus seinerzeit saniert haben, und den Brandschutzgutachter gewechselt“, erläutert Baudezernent Jens Hendrix die Lage. Nun sehe es so aus, als sei eine Lösung im Gebäude durchaus realistisch.
Die Treppe im Haus rauchdicht einfassen
„Wenn es gelingt, die einzige Treppe im Haus rauchdicht einzufassen, können wir den Brandschutz auch ohne Außentreppe in den Griff bekommen“, ergänzt Ulrich Möller, Leiter des Fachbereichs Gebäudewirtschaft. „Und da machen uns die Experten zurzeit Hoffnung.“
Kulturschaffende fördern schnellere Lösung
Im Jahr 2019 konnte das kulturelle Leben im Alten Rathaus zumindest eingeschränkt weiterlaufen. 50 Veranstaltungen fanden noch statt, vom Altstadtgespräch bis zum Elterntreffen, vom Philosophischen Café bis zum Vortrag über Denkmalschutz. Vier Ausstellungen und 41 Hochzeiten kamen hinzu. Bei allen Terminen hielt die Feuerwehr Brandwache.Zweieinhalb Jahre nach dem Eingriff in den Veranstaltungskalender der Stadt wird die Kritik der Kulturschaffenden lauter. Zuletzt haben sich Lars Friedrich und Christiane Nicolai in der Sache positioniert. Ulrich Möller begründet den Zeitverlust unter anderem mit Corona. „Hier müssten alle Beteiligten vor Ort Lösungen suchen. Das war nicht möglich.“
Als Vorbild dienen dem Brandschutzgutachter, der sich jetzt um das Problem kümmert, Treppenanlagen in Hochhäusern. Dort werden die Treppen so verkleidet, dass im Brandfall kein Rauch in andere Teile des Gebäudes gelangen kann. „Wenn dann noch eine leistungsstarke Lüftungsanlage installiert wird, die den Rauch nach unten aus dem Gebäude bläst, ist der Brandschutz gewährleistet“, sagt Möller.
Dass die Rauchentwicklung beim Alten Rathaus das zentrale Problem ist, hat sich im Juni 2019 gezeigt. Da hat die Feuerwehr in dem historischen Gebäude am Untermarkt einen Rauchtest durchgeführt. Mit erschreckenden Ergebnissen. Nach drei Minuten gab es im zweiten Obergeschoss nur noch eine rauchfreie Schicht von einem Meter, nach fünf Minuten gar keine mehr.
Die Fenster sind zu klein
Auch der Rettungsweg über Leitern ist beim Alten Rathaus nicht darstellbar. Die Fenster sind zu klein, die Abstände zu den Nachbargebäuden zu gering.
Das sind die Gründe, warum seit zwei Jahren über eine Außentreppe als zweitem Fluchtweg diskutiert wird. Was für die Brandschützer die bisher einzige Lösung war, ist für die Denkmalschützer ein Tabu. Nicht nur vorne oder hinten, auch an den Gebäudeseiten sei eine Treppe mit dem Denkmalschutz absolut unvereinbar, sagen sie.
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Probleme gibt es zudem mit den Abständen zu Nachbarhäusern und mit dem Wanddurchbruch im zweiten Stock. Dort müsste die Veranstaltungsbühne verkleinert werden, damit die Außentreppe genutzt werden kann.
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Was einer weiteren Gruppe sauer aufstößt, die am Alten Rathaus großes Interesse hat: den Kulturschaffenden. Die möchten die Veranstaltungsräume wieder so nutzen wie vor der Stilllegung des Hauses. Und wundern sich ohnehin, warum das alles so lange dauert.