Hattingen. Der Brandschutz für das historische Gebäude in Hattingen ist nur über eine Außentreppe zu gewährleisten. Das stört die Denkmalschützer.
Ende Februar 2019 hat die Stadt Hattingen das Alte Rathaus zum Sicherheitsrisiko erklärt. Weil der Brandschutz fehlt, wurde das Programm gestrafft. Brandwachen begleiteten die Veranstaltungen.
Jetzt steht fest: Den einzigen Ausweg aus dem Dilemma bietet eine Außentreppe als Fluchtweg. Das ist das Ergebnis der Beratungen von Baudezernat, Gebäudeverwaltung und Feuerwehr mit einem Brandschutzbeauftragten, der sein Gutachten über die Sicherheit im Alten Rathaus jetzt vorgelegt hat.
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„Im Gebäude gibt es nur eine Treppe. Ein zweiter Fluchtweg ist aber zwingend vorgeschrieben“, erklärt Baudezernent Jens Hendrix die Situation. „Alle Möglichkeiten, diesen Fluchtweg innerhalb des Hauses hinzubekommen, fallen aus. Dazu ist es im Alten Rathaus viel zu eng.“
Der Rauchtest im Juni 2019 brachte erschreckende Ergebnisse
Dazu kommt, dass die Rettung von Personen auch über Drehleitern der Feuerwehr kaum möglich ist, weil die Fenster zu klein sind. „Bei einem Brand können 80 bis 100 Besucher einer Veranstaltung im zweiten Stock des Alten Rathauses nicht sicher gerettet werden“, sagt Ulrich Möller, Chef der städtischen Gebäudewirtschaft.
Im Juni 2019 hatte die Feuerwehr einen Rauchtest durchgeführt. Mit erschreckenden Ergebnissen. Nach drei Minuten gab es im zweiten Obergeschoss nur noch eine rauchfreie Schicht von einem Meter, nach fünf Minuten gar keine mehr. Selbst durch die gläserne Rauchabtrennung im ersten Obergeschoss trat bei dem Test Rauch ein, ebenso durch die Silikonfugen im Küchenbereich.
Die Vorderseite fällt als Schauseite des Denkmals aus
Für die Außentreppe gibt es aus Sicht der Verwaltung nur einen möglichen Standort: am Ende der Südseite des Gebäudes zum Haldenplatz hin. Die Vorderseite zum Untermarkt fällt als Schauseite des Denkmals aus, die Rückseite aus Platzmangel für das Aufstellen einer Treppe. Die nördliche Längsseite muss als Rettungsweg für Fahrzeuge frei bleiben.
„An der Stelle zum Haldenplatz hin fällt der neue Rettungsweg auch am wenigsten auf“, meint Jens Hendrix. Und hofft auf die Einsicht der Denkmalschützer. Dass die über die geplante Stahlkonstruktion an einem Wahrzeichen der Stadt nicht begeistert sind, hat sich bereits bei den verwaltungsinternen Beratungen gezeigt. Entscheidend ist jetzt allerdings die Meinung der Fachbehörde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen mit Sitz in Münster.
„Ein Denkmal mit Leben zu füllen, ist ein gutes Argument“
Der Baudezernent setzt darauf, dass auch dort alles dafür getan wird, das Alte Rathaus als Veranstaltungsort zu erhalten. „Ein Denkmal mit Leben zu füllen, ist ein gutes Argument“, meint Hendrix.
Mit Leben gefüllt war das Alte Rathaus im Jahr 2019 weniger als sonst. Nur noch 50 Veranstaltungen fanden statt, vom Altstadtgespräch bis zum Elterntreffen, vom Philosophischen Café bis zum Vortrag über Denkmalschutz. Vier Ausstellungen und 41 Hochzeiten kamen hinzu. Bei allen Terminen war eine Brandwache der Feuerwehr im Haus.