Hattingen. Das Frauenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis soll besser angebunden und offener konzeptioniert werden. Hattingen könnte dafür der neue Standort werden.
Es gibt Pläne für ein neues Frauenhaus für den Ennepe-Ruhr-Kreis, da das bisherige aus mehreren Gründen nicht mehr geeignet ist. Es soll jedoch nicht nur einfach neu oder umgebaut werden, sondern eine komplette Neukonzeptionierung erfahren. Damit verbunden wäre auch ein Umzug. Und der soll nach Hattingen führen.
Frauenhäuser sollen zentraler werden
In Frauenhäusern finden Frauen und auch Kinder, die Gewalt in der Partnerschaft ausgesetzt sind, Schutz. Oftmals liegen sie abgelegen, die genauen Adressen bleiben geheim – so bislang auch im EN-Kreis. „Wir sind schon lange dabei, die Wege für die Menschen, die zu uns kommen zu erleichtern“, sagt Andrea Stolte vom Verein „Frauen helfen Frauen“, der unter seinem Programm „Gesine Intervention“ auch das Frauenhaus für den EN-Kreis betreibt. Dabei gehe es vor allem darum, „das Thema Gewalt gegen Frauen in die Mitte der Gesellschaft zu bringen – auch räumlich.“
Was dem Verein vorschwebt ist ein großes Zentrum, das einen abgeschlossenen Wohnbereich für die schutzsuchenden Frauen bietet, zugleich aber auch einen öffentlichen Bereich, in dem die Frauenberatung, Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen Platz finden. Diese Überlegungen gibt es in dem Verein schon lange, jetzt allerdings wäre ein günstiger Zeitpunkt sie umzusetzen, da es aktuell ein Bundesförderprogramm gibt, das eben solche Vorhaben unterstützt.
Mit diesen Fördermitteln steht und fällt das Projekt. Um sie zu bekommen, muss allerdings zunächst das Land einen Antrag positiv bescheiden. Zudem muss der Kreis weiterhin seine Unterstützung zusagen, darüber wird am Montag, 28. Juni, im Kreistag diskutiert.
HWG will Grundstück stellen und bebauen
Zwischen dem Verein und den Städten des EN-Kreises gab es bereits Gespräche über einen möglichen Standort. Denn eine der größten Hürden sei es, ein passendes Grundstück zu finden, erläutert Stolte. Über Bürgermeister Dirk Glaser sei dann ein Kontakt zur Hattinger Wohnungsgenossenschaft (HWG) geknüpft worden, mit dem Ergebnis: „Die HWG wäre bereit ein Grundstück zur Verfügung zu stellen und zu bebauen“, so Stolte.
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Das bestätigt HWG-Geschäftsführer David Wilde auf Anfrage der WAZ. Bis aber klar ist, ob das Geld vom Bund wirklich kommt und das Projekt auch realisiert werden kann, wird der genaue (und zur Zeit noch bebaute) Standort nicht bekanntgegeben. Was allerdings klar ist: Das fragliche Grundstück ist rund 4000 Quadratmeter groß. Es liegt zwar innerstädtisch und verkehrstechnisch gut angebunden, zugleich handele es sich aber um ein ruhiges und grünes Wohnumfeld.
Neues Konzept ohne Verstecken und Anonymität
Genau so hatte der Verein es sich gewünscht: „Alle sollen wissen, wo die Frauenberatung ist“, erläutert Stolte das Konzept. Schutz und Sicherheit der Frauenhaus-Bewohnerinnen müsse künftig durch „ein anderes Konzept als Anonymität“ gewährleistet werden. Dies sei aufgrund der digitalen Entwicklung ohnehin schwierig, denn allein Handys bieten einfache Möglichkeiten, den Standort einer sich versteckenden Frau auszumachen. Zudem sei das Thema Verstecken auch „konzeptionell fragwürdig“.
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Vor 30 Jahren, als das aktuelle Frauenhaus für den EN-Kreis eingerichtet wurde, sah das noch anders aus. Allerdings ist das nicht der einzige Grund, weshalb ein neues Frauenhaus benötigt wird: Das bisherige sei marode, nicht barrierefrei und überdies zu klein. In einem neuen Frauenhaus sollen deshalb auch mehr Plätze zur Verfügung stehen. „Wie viel mehr hängt davon ab, wie viel Geld wir bekommen“, sagt Andrea Stolte. Ohnehin sei der Bedarf aber so groß, dass ein Frauenhaus im Kreis ihn ohnehin nicht decken kann.