Hattingen. Nordrhein-Westfalen will mit der „Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ Welterbe der Unesco werden. Fünf der 135 Orte zählen zu Hattingen.

Nordrhein-Westfalen greift nach einem weiteren Welterbe. Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur will sich mit dem Projekt „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ für einen Eintrag als Unesco-Welterbe bewerben. Dazu soll ein Paket aus 135 Standort-Elementen ins Rennen geschickt werden. Fünf davon liegen auf Hattinger Stadtgebiet.

Bei den 135 Projekt-Standorten handelt es sich um 54 Monumente, zehn Siedlungen sowie 71 lineare und Flächenelemente. Hattingen ist mit diesen Orten dabei: der Schleuse, der Ruhr, der Ruhrtalbahn, dem Alten Bahnhof und der Henrichshütte.

Essen, Bochum und Gelsenkirchen haben Bedenken

Andere Revierstädte haben sehr unterschiedlich auf den Vorstoß reagiert. In Herne etwa wird die Idee positiv aufgenommen. Essen, Bochum und Gelsenkirchen äußern dagegen massive Bedenken. „Die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann“, sagt Robert Laube.

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Der Leiter des Industriemuseums Henrichshütte freut sich über die Chance, auf die Liste der Unesco-Welterbe rutschen zu können. „Für meine Reiseplanungen sind diese Einträge immer schon bedeutend gewesen und werden es bleiben. Ich will diese Orte sehen, wenn ich in der Nähe bin.“

Mehr als Bessemer Stahlwerk und Hochofen 3

Tradition müsse nicht nur immer zurückblicken. Sie könne auch in die Zukunft schauen, meint Laube.

Eine einzige zusammenhängende Welterbestätte

Zentrale Aussagen zur „Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet“: Eine einzige zusammenhängende Welterbestätte– nicht 135 Mal Welterbe Zollverein. Für die Bewerbung muss kein Objekt zusätzlich unter Denkmalschutz gestellt werden. Wirtschaftliche Entwicklungen sind ausdrücklich möglich und willkommen.Zeitplan: Oktober 2021 - Prüfung durch eine Fachjury und Entscheidung der Landesregierung; Oktober 2021: Einreichung von Bewerbungen durch die Bundesländer bei der Kultur-Ministerkonferenz; Oktober 2023: Beschluss der Konferenz; Januar 2024: Einreichung der deutschen Tentativliste bei der UNESCO.

So habe die Kommission, die sich im Auftrag der Stiftung mit dem Industriemuseum Henrichshütte beschäftigt hat, nicht nur das Bessemer Stahlwerk und den Hochofen 3 als Markenzeichen der Industriekultur hervorgehoben, sondern auch die „Ofensau“ des Hochofens 2. Der Stumpf des Ofens ist das letzte Erinnerungsstück an die Anlage, die 1989 in Hattingen demontiert und ein Jahr später in China wieder aufgebaut wurde.

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„Das macht Globalisierung deutlich“, sagt Robert Laube. Als Zeitzeugin für den außergewöhnlichen universellen Wert der Schwerindustrie erfülle die „Ofensau“ ein zentrales Kriterium der Bewerbung.

Jetzt macht das Land Druck

Im April 2020 hat NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach alle Stadtspitzen angeschrieben und die Bewerbung der Stiftung von der Unterstützung aller Kommunen und Kreise durch positiven Ratsbeschluss abhängig gemacht. Im Oktober 2020 gab es eine Informationsveranstaltung für den EN-Kreis in Hattingen.

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Danach brachte Bürgermeister Dirk Glaser Änderungs- und Ergänzungswünsche ein, die vor einem Ratsbeschluss zu klären seien. Alle Wünsche wurden bestätigt. Jetzt macht das Land Druck. Bis zum 1. Juli müsse der Ratsbeschluss vorliegen, heißt es.

Die DNA des Ruhrgebiets

Dazu hat die Bauverwaltung der Politik das 37 Seiten starke Konzept der Stiftung vorgelegt. „Wir nehmen die DNA des Ruhrgebiets mit in die Zukunft“, heißt es darin. Und: Nordrhein-Westfalen sei weltweit das Vorbild für Strukturwandel und Transformationsleistung sowie ein Faktor für Identität und Zugehörigkeit. Man setze weiterhin auf die Industriekultur als Markenzeichen.