Hattingen. Industriemuseum mit Hochofen und Bessemer Stahlwerk gehört zur „Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet“.

Die Henrichshütte gehört zu den 20 Denkmälern im Ruhrgebiet, für die eine gemeinsame Ernennung zum Weltkulturerbe bei der Unesco beantragt wird. In Ergänzung zum bestehenden Welterbe der Zeche Zollverein in Essen wird der Titel „Zollverein und die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ vorgeschlagen. Das Land NRW entscheidet im Jahr 2012, ob das Vorhaben auf die Bundesliste kommt. 2014 entscheidet die Kultusministerkonferenz, was bei der Unesco beantragt wird – und 2015 könnte Hattingen offiziell den Titel bekommen.

Robert Laube, Leiter des Industriemuseums, schreibt die Berücksichtigung vor allem dem Bessemer-Stahlwerk zu: „So hässlich es auch aussieht, aber es ist eine der ältesten Ei­senhütten-Produktionsstätten überhaupt.“ Es stand nach der Hütten-Schließung kurz vor dem Abriss, doch „mit Unterstützung von Bürgermeister Dieter Liebig und Walter Ollenik konnten wir es erhalten“.

Geld ausgeben muss Laube für die Initiative der Industriedenkmal-Stiftung keines, allerdings hofft er, im Zuge dessen an Fördergelder zu kommen. „Wenn sich die Pläne manifestieren, wird hoffentlich gesehen, dass etwas für die Gebäude getan werden muss. Ähnlich wie im Rahmen der Kulturhauptstadt hoffe ich, dass wir Töpfe anzapfen können, von denen noch keiner weiß. Das wäre ja nicht für die Hütte, sondern für Hattingen.“

Die Begründung der Industriedenkmal-Stiftung für die Henrichshütte lautet wie folgt: „Die 1854 im Ruhrtal gegründete Henrichshütte verband als integriertes Hüttenwerk unter einem Dach Eisen- und Stahlerzeugung und Produktion (Gießerei, Schmiede, Mechanische Bearbeitung). Der 1939 errichtete Hochofen 3 mit Cowpern und angebauter Masselgießmaschine ist der älteste des Ruhrgebiets. Durch die Erschließung der bereits kurz nach 1900 errichteten Bunkeranlage für Koks und Erz ist es den heutigen Museums-Besuchern möglich, den ,Weg des Eisens’ von der Anlieferung des Erzes bis zum Hochofenabstich am authentischen Ort zu verfolgen. Bereits kurz nach Gründung der Hütte wurde eine erste Siedlung 3 geschaffen: zwölf baugleiche „Harzer Häuser“. Die zweigeschossigen Reihenhäuser lagen werksnah; sie bildeten den ältesten Kern der später mehrmals erweiterten Kolonie Haidchen. Ergänzt wird die Anlage durch die 1906 als Kraftzentrale für den Hochofenbetrieb errichtete Gebläsehalle mit (translozierter) Großgasmaschine sowie die bauliche Hülle eines 1873 errichteten Bessemer-Stahlwerks, das als Ensemble in Europa einzigartig sein dürfte und wichtiges Denkmal für den industriellen Umbruch in der Stahlerzeugung ist.“

Bodo Hombach, Moderator des Initiativkreises Ruhr und Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe, erklärt: „Industriekultur und unternehmerisches Wachstum sind in dieser Region keine Gegensätze. Durch das Alleinstellungsmerkmal Industriekultur wurde das Revier zum touristischen Ziel mit beeindruckendem Zuspruch. Gleichzeitig trägt der sorgfältige Umgang mit den beeindruckenden Stätten der Arbeit zur Identität bei. Deshalb unterstütze ich die Unesco-Bewerbung der Kulturlandschaft Ruhrgebiet.“