Hattingen. Bei der Podiumsdiskussion über den Erweiterungsbau der Gesamtschule und die dafür geplante Fällung vieler alter Platanen bekennen Politiker Farbe.

„Na, was sagen Sie zu dem Klima hier in der Baum-Kathedrale“, fragt Anja Klan, Initiatorin der Bürgerinitiative „Rettet die Bäume“. Über 100 Personen sind am Samstag bei über 35 Grad zum Schulhof der Gesamtschule am Lange Horst in Welper gekommen. Anwohner, Eltern, Freunde, Naturschützer und die eingeladenen Politiker wollen bei der Diskussion über den Erweiterungsbau der Schule und die dafür geplante Fällung vieler alter Platanen dabei sein.

Man spürt, wie sehr das Thema Emotionen hervorruft

Bis auf wenige verbale Seitenhiebe und Buh-Rufe bleibt die Gesprächsgrundlage sehr fair und sachlich. Auch, wenn man spürt, wie sehr das Thema Emotionen hervorruft. „Viele würden sich die Finger nach einem Platz wie diesem lecken“, erklärt Anja Klan. Während auf dem Sportplatz direkt nebenan die Sonne unbarmherzig brennt, können es die Zuhörer auf dem circa 117 x 30 Meter großen Platz bei der zweistündigen Aussprache gut aushalten.

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Mitglieder von CDU, SPD, Grünen, FDP und Die Partei sind gekommen, um ihre Position zu den lange schon verabschiedeten Plänen für den Erweiterungsbau klarzustellen. Die FDP hat sich entschuldigt, weil sie zu dem Zeitpunkt niemanden dort hinschicken kann.

Wie stehen die Parteien zum Erweiterungsbau?

Auf die Frage, wie die Parteien zum Erweiterungsbau stehen, erklärt Reinhard Korfmann (CDU), er stehe zu dem Planungsvorgang der Verwaltung, so, wie es die Politik schon vor langer Zeit beschlossen hat.

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Der Grüne Oliver Degner kann nicht nachvollziehen, warum ein Erweiterungsbau an einer ökologisch so wertvollen Stelle stattfinden soll. Man solle doch einen kompletten Neubau und andere Möglichkeiten prüfen, ehe man „an diesen symbolträchtigen Ort, der ein wahrer Schatz ist“, Hand anlegt. „Die Verwaltung möchte bis zum 1. Juli eine Entscheidung. Aber wir sind dafür, diese aussetzen, noch einmal alle anderen Möglichkeiten zu prüfen und dann erst zu beschließen“, betont er.

Frage nach dem Klimaschutz-Gedanken

Auch Martin Fuchs (Die Partei) hat eine ganz klare Meinung. „Dieser Ort darf nicht zerstört werden. Ich war noch nicht im Rat, als der Erweiterungsbau beschlossen wurde und damit auch das Fällen vieler 100 Jahre alter Platanen. Wenn vor Jahren über diese Bäume gar nicht gesprochen wurde, frage ich mich, wo war denn da eigentlich der Klimaschutz-Gedanke?“

Platanen: Eingabe im Rat geplant

„Grüne und FDP wollen in der nächsten Ratssitzung noch einmal eine Eingabe zu dem Thema Erweiterungsbau der Gesamtschule und Fällen vieler Platanen machen“, sagt die Initiatorin von „Rettet die Bäume“, Anja Klan. Sie kann nicht verstehen, dass so ein Beschluss einfach durchgezogen werden soll. „Klimaschutz steht doch oben auf der Agenda. Es gibt ja Alternativen“, sagt sie.

Vor allem ist sie entsetzt, dass eine ganze Reihe von Politikern den Bereich mit dem „Dom aus Bäumen“, wie er bezeichnet wird, nicht einmal selbst in Augenschein genommen haben. Viele hätten eine Entscheidung gefällt, sich aber nie angesehen, über was sie da beschließen. Das sei mehr als befremdlich.

Zur Sprache kommt immer wieder, dass auch ein Erweiterungsbau dem Bedarf der Schule nach Klassenräumen überhaupt nicht gerecht wird. Dass der jetzige Bau unbestritten marode ist und eine Lösung gefunden werden muss, ist bei allen Teilnehmern völlig unstrittig. Es geht alleine um die Frage, welche Maßnahmen die besten sind.

Für einen Neubau gibt es keine Mittel

Achim Paas (SPD) erinnert noch einmal an die Entscheidungsfindung vor Jahren. „SPD und FDP hatten damals einen Antrag auf einen Neubau gestellt. Der Vorschlag fand aber keine Mehrheit. Und auch ein Umzug nach Holthausen wurde abgelehnt.“ Sein Parteikollege Rainer Bovermann, Mitglied des Landtags, erklärt, dass es für einen Neubau, den er auf 30 Millionen Euro schätzt, keine Mittel gibt.

Aus der Politik kommt dann der Vorschlag, den Bewertungsprozess noch einmal ganz neu starten, um die beste Lösung zu finden. Denn der Klimaschutz habe eine noch viel größere Bedeutung bekommen als vor Jahren.

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