Hattingen. Verdienstmedaille: Robert Maruhn aus Hattingen lebt Musik. Wie er Schüler wie einst Andreas Weizel von Frida Gold fürs Musizieren begeistert.
„Können wir gleich noch mal telefonieren, ich muss mal eben ein Stündchen Musik für die Abi-Feier generieren“, sagt Robert Maruhn aus Niederwenigern fröhlich lachend. Er lebt Musik, überträgt seine Leidenschaft in und außerhalb seiner Arbeitszeit als Lehrer auf Schülerinnen und Schüler. Dafür erhielt er jetzt die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Der 62-jährige Lehrer für Biologie und Musik am Gymnasium Wolfskuhle in Essen und Vorsitzende des Faches Musik musste nicht nach Schwelm fahren, um sich die Auszeichnung bei einer Feier abzuholen: Corona bescherte eine Übergabe gemütlich im eigenen Garten.
Verdienstmedaille für Robert Maruhn aus Hattingen: Er öffnet Schülern Tor zur Musik
Offizielle lobende Worte gab es für den dreifachen Vater trotzdem. Generationen von Schülerinnen und Schülern habe er ohne Rücksicht auf Arbeitszeiten das Tor zur Musik geöffnet, lobt Schade. Und zwar so: 1993 gründete Robert Maruhn als Lehrer am Carl-Humann-Gymnasium in Essen die „Human(n)-Brass-Bigband“ mit Schülern von der fünften Klasse bis hin zu Abiturienten.
Hier spielt Robert Maruhn die Musik
Robert Maruhn spielt selbst in zwei Bands: Little Blind Fish heißt die eine. Sieben Musiker – darunter seine Frau – spielen „von Kölschen Liedern über Blues, Rock, Soul und Funk bis hin zu amerikanischer Countrymusik“ alles. Maruhn singt, spielt Gitarre, Banjo, Bluesharp, Mandoline. „Die andere Band ist eine Party-Band.“ Saxophon spielt Maruhn auch.
Für seinen Ruhestand hat er schon Ideen: „Immer wieder sprechen mich Ehemalige an, die gerne wieder spielen würden. Dazu habe ich im Moment keine Zeit.“ Er selbst möchte mit seiner Frau bald im Chor einer befreundeten Sängerin mitmachen.
Konzerte, CDs: Zügig ging es aufwärts. Maruhn wechselte 2002 zum Gymnasium Wolfskuhle, bot die Big-Band als Musik-Projekt für zwei Schulen an, taufte sie um in „United-Brass-Big-Band“. Das Angebot an seiner neuen Wirkungsstätte damals: „Es gab nur eine Flötengruppe, da wollte ich das musikalische Angebot in die Breite führen.“
Europäischer Schulmusik-Preis für das „Netzwerk Musik“
Er baute das „Netzwerk Musik“ auf, das in Unter- und Mittelstufen-Big-Bands, im Instrumentalunterricht in Kooperation mit einer Musikschule, im Orchester und Chor sowie in diversen Projektkursen jedem musikinteressiertem Schüler einen Platz bietet. Dafür gab es 2015 beim europäischen Schulmusik-Preis des Vereins „Society of Music Merchants“ den Sonderpreis für nachhaltige, systematisch-differenzierte Aufbauarbeit.
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2019 dann – zum 25-jährigen Bestehen der Big-Band – gab er mit drei „Wahnsinnskonzerten“, wie er selbst sagt, die Leitung der Band ab. „Wann ich in den Ruhestand gehe, ist ja absehbar. Da war das ein guter Zeitpunkt.“ Über 500 Schüler habe er im Laufe der Jahre in Musikprojekte eingebunden, schätzt Maruhn, in dessen Big-Band zehn Jahre lang Andreas Weizel spielte. Der machte sich dann mit der Band „Frida Gold“ einen Namen. „Er gibt auch Workshops bei uns.“ Vier Big-Band-Sängerinnen der Schule singen als Background-Sängerinnen auf Frida-Golds bald erscheinender neuer CD.
Corona bremst Bob-Dylan-Musical-Projekt aus
Er widmet sich derzeit der in NRW einmaligen Trommlergruppe „Wolfpack-Drumline“ und einem Bob-Dylan-Musical-Projekt. „Wir hatten vor Corona schon acht Songs erarbeitet, dann kam der Lockdown.“ Jetzt einfach wieder anzuknüpfen, ist schwierig, kommen doch die Teilnehmer aus unterschiedlichen Jahrgängen. „Einige Abiturienten sind schon weg. Ich denke, dass ich ein Drittel neu besetzen muss.“ Nach den Sommerferien startet das Musical-Projekt durch.
Insgesamt leben die musikalischen Aktivitäten wieder auf. Am Mittwoch, freut sich Maruhn, probte endlich wieder der Chor. Sein Begehr ist bei Konzerten und Aufführungen stets gewesen, „die Menschen im Stadtteil und nicht nur Eltern zu erreichen“. Das ist gelungen. „Ein Drittel des Publikums ist komplett extern.“
Ein Konzertbesucher schlägt Robert Maruhn für die Auszeichnung vor
Ein Externer – begeisterter Besucher der Konzerte – schlug ihn dann auch für die Verdienstmedaille vor. „Er hat vorher gar nicht mit mir gesprochen und mir später gesagt, dass er sich gewünscht hätte, dass seine Kinder auch ein solches Angebot wie bei uns an der Schule gehabt hätten.“
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Maruhn selbst hat mit klassischem Klavierunterricht begonnen. Doch Feuer fing er für die Musik erst richtig, als er durch seine drei älteren Brüder die Popmusik der 1970er Jahre kennen lernte. „Da bin ich auf die populäre Musikrichtung umgestiegen.“ Und bleibt ihr bis heute treu, begeistert für sie Jahr um Jahr Schüler. Viele machten Musik zu ihrer Profession. „Es tut gut, dass man bei Schülern kleine Bausteine setzen, das Beet bereiten konnte und kann, auf dem sie gedeihen.“