Hattingen. Erholungssuchende stören und zerstören Natur in Hattingen, berichten WAZ-Leser. Der Kreis sieht das Problem – und prüft das RVR-Ranger-Modell.
Illegales Grillen, Müllberge, aufgescheuchte Tiere in Natur- und Landschaftsschutzgebieten in Hattingen: Bürgerinnen und Bürger machen ihrem Unmut gegenüber der WAZ Luft. Der EN-Kreis hat das Problem erkannt und befasst sich mit dem Ranger-Modell des RVR.
Die „Ruhrtal-Ranger“ der Wittener Gesellschaft für Arbeit- und Beschäftigungsförderung (Wabe) sind drei Zweier-Teams. Sie sind auf dem Ruhrtalradweg auch in Hattingen nicht nur als Servicekräfte für Radfahrer unterwegs, sondern klären außerdem über Regeln in Schutzgebieten auf.
Naturzerstörung an der Ruhr ärgert Bürger in Hattingen
Alfred Frielinghaus von den Ruhrtal-Rangern benennt aber ein Problem: „Unser Dienst endet am späten Nachmittag, oft kommt es abends zu Problemen.“ Henning Rothstein vom EN-Kreis weiß, dass illegale Grillpartys und Müll „immer bei gutem Wetter“ ein Thema an der Ruhr sind.
Wer Vergehen ahnden kann
Feststellung und Ahndung von Vergehen entfällt auf mehrere Rechtsgebiete und Behörden: Bei Konflikten an der Ruhr werden Verstöße gegen Naturschutzrecht (Bundes- und Landesnaturschutzgesetz), Forstrecht (Bundeswald- und Landesforstgesetz), Abfallrecht sowie gegen allgemeines Ordnungsrecht (kommunale Satzungen) relevant.
In Hattingen wäre HAZ Arbeit und Zukunft bereit, die Realisierung eines Ruhrtal-Ranger-Projekts zu prüfen, wenn die Stadt das wünsche, sagt Vorstandsmitglied Dirk Lünenschloß.
„Die Menschen laufen überall herum, stören das Wild, schädigen Pflanzen, zertrampeln landwirtschaftliche Nutzfläche und Grünland. Überall wird geparkt“, schreibt eine WAZ-Leserin. „Scheinbar wissen viele Menschen nicht, an welche Regeln man sich halten muss.“
Erholungssuchende parken überall wild, berichten Anwohner
Vom Parken überall berichtet auch eine Familie aus Winz-Baak, die wie die Leserin ungenannt bleiben möchte und regelmäßig Fremdmüll von ihrem Grundstück an der Ruhr Müll wegschleppen muss. Dabei weisen Schilder – mehrfach mutwillig abgerissen – auf ein Betretungsverbot hin. Sogar giftige Schlangen seien in den Ruhrwiesen schon getötet und verbuddelt worden. Flaschen, Zigarettenstummel, Grillen unter Bäumen in den Ruhrwiesen unweit der Eisenbahnbrücke: „Oft werden Feuer unter trockenen Bäumen nicht richtig ausgemacht. Das macht uns Angst“, schildert eine Betroffene – und fordert von der Stadt Kontrollen.
„Aber meine Brandbriefe haben bisher keinen Erfolg.“ Die Stadt verweist an den Kreis. Dabei, so die Anwohnerin, leide die Natur, die Tiere würden massiv gestört – und Fotos in sozialen Medien von „schönen, ruhigen Stellen an der Ruhr“ führten zu noch mehr Frequenz.
EN-Kreis: Die Konfliktlagen haben zu- statt abgenommen
Die Konfliktlagen hätten zu- statt abgenommen, so der EN-Kreis. Vergehen blieben ungeahndet, weil kein Täter identifiziert werden könne. Außerdem erweise sich „die Mehrfachzuständigkeit unterschiedlicher Behörden als unzweckmäßig“, heißt es in der Vorlage, in der von einer Zunahme der Belastung ausgegangen wird und die als besondere Problemfelder in Hattingen die Ruhraue Winz, die Elfringhauser Schweiz sowie das Naturschutzgebiet „Alte Ruhr / Katzenstein“ sieht.
Ruhrtal-Ranger könnten zwar die Probleme abmildern, aber wegen der Rechtslage keinen „Lückenschluss“ bei der Verfolgung von Verstößen erzielen. Auch darum wären die Ruhrtal-Ranger der Familie aus Winz-Baak zu wenig. Sie glaubt, dass nur Bußgelder die Täter stoppen können.
Einsatz der Polizei-Reiterstaffel könnte geprüft werden
Alternative oder Ergänzung zu den RVR-Rangern sei eine Aufstockung des Personals bei den zuständigen Behörden, so der Kreis. Geprüft werden soll der Einsatz einer Polizei-Reiterstaffel, die ab Sommer 2021 in Bochum stationiert ist. Private Sicherheitsdienste könnten zum Einsatz kommen.