Hattingen.

Vandalismus und wilde Abfallhaufen nehmen zu. Die Behörden reagieren, aktuell mit einem „Betretungsverbot“.

Tatort Landschaftspark Henrichshütte: Drei Mülleimer liegen in den Teichen und zwischen den Bahngleisen. Unbekannte haben sie aus ihren Befestigungen herausgerissen und in die Landschaft geworfen. Vandalismus, der in diesem Fall Klaus Röhle vom Fachbereich Stadtbetriebe und Tiefbau beschäftigt. Noch lägen die Behälter an den Stellen, seien schwierig herauszuholen. „Der Vandalismus nimmt vehement zu“, sagt Röhle. Auch wenn die Kollegen vom Ordnungsamt kontrollieren würden. Nach jedem Wochenende fände man neue Spuren. Eine Truppe vom Diakonischen Werk helfe bei den Aufräumarbeiten. Die berichteten ebenfalls von solchen Vorkommnissen.

Aber auch auf Spielplätzen nimmt der Müll zu, berichtet Röhle. „Dort halten sich Gruppen auf und hinterlassen Abfall und viele Scherben.“ Müll werde weggeworfen, trotz vieler Müllbehälter in der Nähe. Noch schlimmer: das Abladen von Schutt oder Teppichen an Straßenrändern.

Doch nicht nur im Landschaftspark gibt es Probleme mit Beschädigungen und Müll. Bei der Stadt sind auch die Ruhrauen als Schwerpunkt bekannt. Stadtsprecherin Susanne Wegemann: „In den Bereichen gibt es häufiger Probleme.“ Entlang der Ruhr bleibe der Dreck häufig liegen. Im Sommer natürlich öfter als zur kalten Jahreszeit. Die Ruhrauen sind ein beliebter Treffenpunkt. Auch zum Grillen. Die Folge: Müll bleibt liegen. Am Kemnader See ist das Grillen inzwischen verboten.

Ein Zustand, den auch die Bezirksregierung Düsseldorf kennt. Sie hat die Notbremse gezogen und jetzt ein Betretungsverbot im Bereich des alten Ruhrarms gegenüber Birschels Mühle ausgesprochen. Als Grund nennt Düsseldorf Vandalismus und Müll. Laut Bezirksregierung gab es Anfang April mehrfach Einsätze der Polizei und des Ordnungsamtes der Stadt. Die bestätigt das: „Im April haben dort größere Gruppen gepöbelt“, sagt Susanne Wegemann. Nun weisen Schilder auf das Betretungsverbot hin. Die Bezirksregierung bewirtschaftet im Rahmen der Gewässerunterhaltung Flächen an der Ruhr von Mühlheim bis Wetter.

Jedoch existiert dieses Problem nicht nur in der Nähe des Stadtzentrums. Auch Richtung Niederwenigern gibt es viele Flächen, die Menschen für die Freizeit nutzen: zum Spazieren, Treffen, Liegen.

Landwirt Clemens Unterste Bahrenberg (47) berichtet von „ein bisschen Vandalismus“ – Kühe würden mit Steinen beworfen. Als Hauptproblem nennt er Hunde, die auf den Wiesen laufen und „mir ins Futter kacken“. Zudem würden die Hunde Löcher buddeln und Stöcke blieben liegen – beides beschädige die Maschinen. Kollegen würden die Wiesen engmaschig einzäunen, was aber viel Geld koste. Grillen im Wald sei eher punktuell ein Problem. Im Forstbereich haben die städtischen Betriebe noch keinen Schwerpunkt entdeckt. „Toi, toi, toi“, meint Röhle und weist darauf hin: „Offenes Grillen ist verboten.“

Kommentar: Der Dreck der Anderen

Seit vielen Jahren schon ist die Wegwerfgesellschaft ein Thema. Mal ethisch, mal umweltpolitisch – die Diskussion über die Frage, woher die Überflussgesellschaft kommt und wohin sie führt, berührt viele Bereiche.

Inzwischen hat das Wegwerfen eine neue Qualität bekommen. Zu besichtigen auf öffentlichen Wegen und Plätzen, an Straßenrändern oder den Grünflächen in Autobahnkreuzen. Weggeworfen wird nicht nur, was man los werden will, sondern immer öfter auch, wo es gerade gefällt.

Zum Beispiel am alten Ruhrarm. Dort hat die Bezirksregierung jetzt die Notbremse gezogen und den Uferbereich gesperrt. Vor allem größere Gruppen sollen es gewesen sein, die nach Freiluft-Geselligkeiten ihren Spaß mitnahmen, den Müll aber liegenließen.

Die Ordnungsbehörden sind mit dem Problem überfordert. Traurig, aber wahr: Ohne private Saubermänner geht’s nicht mehr.

Die einen zeigen Übel­täter an, die anderen räumen fremden Dreck weg. Ulrich Laibacher