Hattingen. Die Corona-Krise hat die Arbeit der Caritas-Suchthilfeberatung in Hattingen 2020 maßgeblich geprägt. Nun zieht die Einrichtungsleiterin Bilanz.
Die Corona-Pandemie hat die Arbeit der Caritas-Suchthilfeberatung in Hattingen im Vorjahr maßgeblich geprägt. Zu einem signifikanten Anstieg an Suchterkrankungen oder Rückfällen indes habe sie nicht geführt, sagt Tanja Große Munkenbeck, die Einrichtungsleiterin. Was sie nicht zuletzt auch darauf zurückführt, dass ihr Team trotz Covid 19 auch in 2020 engen Kontakt zu den Klienten gehalten hat.
Seit April vergangenen Jahres, sagt Tanja Große Munkenbeck, habe die Suchthilfeberatung Hattingen/Sprockhövel keinerlei Gruppenangebote mehr durchführen können. Und dies, wo gerade Corona Krisensituationen und damit auch die Rückfallgefährdung verstärkt habe. Umso wichtiger sei es gewesen, den Klienten trotzdem „schnelle und auch persönliche Hilfe anbieten zu können“, so die Diplom-Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin.
Im ersten Lockdown schnell auf Online-, Video-Chat- und Telefonberatung umgestellt
Im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr, als an die gewohnte, persönliche Beratungssituation in den Räumlichkeiten der Caritas-Suchthilfe auf der Heggerstraße 11 nicht zu denken war, „haben wir schnell auf Online-, Video-Chat- und Telefonberatung umgestellt. Und genauso schnell erkannt: Damit werden wir den besonderen Bedarf unserer Klienten nicht gerecht“, so Große Munkenbeck. „Die Menschen litten mehr als zuvor unter Einsamkeit und Isolierung. Psychosoziale und emotionale Belastungen stiegen an. Im Zuge dessen mussten wir vermehrt Krisenintervention durchführen.“
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Schon nach nur wenigen Wochen habe die Caritas die Räumlichkeiten der Suchthilfe dann mit Spuckwänden und Luftschutzfiltern ausgestattet, die Mitarbeiter mit Masken und Desinfektionsmittel. So konnten im Suchthilfezentrum wieder Vier-Augen-Gespräche zwischen Berater und Hilfesuchenden stattfinden. Zusätzlich, so Tanja Große Munkenbeck, „wurden viele der Beratungen nach draußen verlagert“.
686 Menschen nahmen in 2020 das Hilfsangebot der Beratungsstelle wahr
Insgesamt nahmen in Hattingen im vergangenen Jahr 686 Menschen das Hilfsangebot der Beratungsstelle wahr. 568 Personen waren persönlich von Sucht betroffen, 118 Angehörige. „Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Hilfesuchenden dabei leicht gesunken, aber im Summe haben wir ziemlich stabile Betreuungszahlen. Es gibt keine starken Schwankungen bei den Suchterkrankungen in unserem Einzugsgebiet.“
Besonderer Fokus liegt auf der Prävention
Ein besonderer Fokus bei der Arbeit des Suchthilfezentrums liegt nach wie vor auf der Prävention.
Ein neues Gruppenangebot namens „Trampolin“ wendet sich dabei an Kindern suchtkranker Eltern – denn Untersuchungen belegen, dass die Gefahr für diese Gruppe groß ist, ohne Unterstützung später selbst einmal süchtig zu werden.
„,Trampolin’ ist auf den Bedarf und die Nöte dieser jungen Menschen ausgerichtet und versucht, ihnen Antworten und Erklärungen für die familiäre Situation zu geben“, so Tanja Große Munkenbeck. Geplant sind insgesamt neun Gruppensitzungen für Acht- bis Zwölfjährige, diese sollen wöchentlich stattfinden.
Weitere Informationen zu diesem und zu weiteren Hilfsangeboten des Suchthilfezentrums Hattingen/Sprockhövel gibt es unter 02324 92560, E-Mail: shz-hattingen@caritas-en.de.
Die meisten Beratungen gab es im Vorjahr bei der Gruppe der 16- bis 25-Jährigen (132), knapp dahinter folgten die Altersgruppen der 26-35-Jährigen sowie der ab 56-Jährigen (jeweils 119). Während bei den bis 25-Jährigen nach wie vor der Konsum von Cannabis im Vordergrund steht, ist bei den Bürgern ab 35 Jahren Alkoholsucht der häufigste Grund für eine Beratungsanfrage im Suchthilfezentrum. Der problematische Konsum von Alkohol führte im Vorjahr zudem in 228 Fällen und damit noch vor Cannabis (147 Fälle) zu einer Kontaktaufnahme zur Suchthilfe.
Einige Gruppen kommunizieren nun via Zoom
Und die Gruppenangebote? Auch für die gibt es bei Bedarf mittlerweile eine Zwischenlösung: Seit Februar, so Tanja Große Munkenbeck, kommunizieren die Senioren-, die Frauen und die Abstinenzgruppe jeweils wöchentlich via Zoom. Nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Pandemielage bleibe dabei „die Herausforderung bestehen, uns auch weiterhin auf allen Wegen zu vernetzen und, egal, ob digital oder analog, die Menschen mit ihren individuellen Sorgen und Nöten in den Mittelpunkt zu rücken und aus der Isolation zu begleiten“.
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